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Weshalb erwache ich mit eingeschlafenen Fingern?

Luzerner Zeitung - Wenn ich (w, 70) morgens aufwache, sind meine kleinen Finger in letzter Zeit oft eingeschlafen, und zwar beidseits. Ich sorge mich. Was könnte die Ursache sein? Ausser eines zu hohen Cholesterinspiegels habe ich keine Probleme. Zwei Bandscheibenvorfälle liegen Jahre zurück. Regelmässig nehme ich schwache Schlafmittel.
24. Juli 2018
Lesezeit: 2 Minuten
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Eingeschlafene Finger am Morgen beim Aufstehen sind nicht selten und treten bei rund 5 Prozent der Bevölkerung auf. Die Tatsache, dass Schlafen und Bettruhe die Probleme auslösen, hilft bei der ursächlichen Zuordnung und weist auf eine nächtliche Irritation der Hand-/Arm-/ Halsnerven hin.

Da verschiedene Nerven für das Gefühl in den Fingern zuständig sind, ist eine genaue Beschreibung des Verteilmusters der Gefühlslosigkeit wichtig. Bei Ihnen sind offenbar die kleinen Finger beidseits betroffen. Es ist wichtig zu wissen, ob auch andere Finger involviert sind. Falls dies nicht der Fall ist, wäre anzunehmen, dass der Nervus Ulnaris, welcher die kleinen Finger versorgt, Grund für das Problem ist. Auf genaues Nachfragen hin kann zusätzlich oft eine Beteiligung des halben Ringfingers festgestellt werden. Dieser komplettiert die Versorgung des Nervs. Da der Nerv auch für einen Grossteil der Kraft in der Hand verantwortlich ist, ist ferner wichtig zu wissen, ob zusätzlich eine Greifschwäche vorliegt.

Es fragt sich als Nächstes, wo der Ort der Nervenirritation ist. Der Nerv kann in seinem Verlauf an unterschiedlichen Stellen irritiert sein. Am häufigsten ist er im Ellenbogenbereich, wo er sehr oberflächlich und auf Knochenunterlage verläuft, durch mechanischen Druck irritiert oder geschädigt. Die akute Irritation kennen viele von uns, wenn wir den sogenannten «Musikantenknochen » anschlagen - wobei Knochen eigentlich ein falscher Ausdruck ist, da der Nerv die Beschwerden verursacht.

Das morgendliche Auftreten der Fingertaubheit lässt vermuten, dass ein nächtlicher Druck auf den Nerv auslösendes Moment ist, entweder durch Auflage des Körpers oder durch das Armeigengewicht im erwähnten Ellenbogenbereich. Manchmal kann die Einnahme von Schlafmitteln - oder auch von grösseren Mengen Alkohol - den Nervendruck durch den resultierenden Tiefschlaf mit verminderter Körperbewegung auslösen oder verschlechtern.

Andere Faktoren, welche die Verletzungsgefahr des Nervs am Ellenbogen vergrössern, sind Ellenbogenbrüche oder das übermässige Ellenbogenaufstützen auf harten Unterlagen.

Falls der Daumen oder der Zeige- und Mittelfinger von dem Taubheitsgefühl betroffen sind, muss Druck auf einem anderen Nerv, dem Nervus Medianus, vermutet werden. Wenn Schmerzen in der Halswirbelsäule Teil der Beschwerden sind, ist eine bandscheibenbedingte Irritation der Nerven im Halswirbelsäulenbereich in Betracht zu ziehen.

Um festzustellen, was die Ursache der Beschwerden ist, sollte zuerst eine genaue neurologische Untersuchung erfolgen. Je nach Befund sind Zusatzuntersuchungen der Nervenfunktion nötig. Die Nerven-Ultraschall- Untersuchung hat in den letzten Jahren die Diagnosenstellung wesentlich verbessern können.

Die Therapie besteht in der Vermeidung der Nervenirritation bzw. des Nervendrucks. In leichteren Fällen erreicht man dies mit einer Schutzpolsterauflage, in schwereren Fällen mit einer Nervenentlastung durch operative Methoden.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 24.07.2018

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