Direkt zum InhaltDirekt zum Fussbereich

Ertaubung und Demenz

Ein reduziertes Hörvermögen führt zu Schwierigkeiten in der Kommunikation, worunter insbesondere das Gedächtnis leidet. In einem interdisziplinären Projekt geht das LUKS der Frage nach, ob Cochleaimplantate die kognitiven Funktionen von Menschen mit zunehmender Demenz verändern oder sogar verbessern können.
31. Juli 2025
Lesezeit: 3 Minuten
ertaubung

Aktuell leben rund 157 000 Menschen mit Demenz in der Schweiz, jährlich kommen 34 000 Neuerkrankungen dazu. Bislang gibt es keine effektive Behandlung, aber verschiedenste Massnahmen, um dem Progress gegenzusteuern. Eine Reihe von Studien zeigt, dass Menschen mit Hörverlust ein höheres Risiko haben, im späteren Leben kognitive Beeinträchtigungen zu erleiden oder eine Demenz zu entwickeln. Begründet wird das damit, dass ein reduziertes Hörvermögen zu Schwierigkeiten in der Kommunikation führt, was die kognitiven Fähigkeiten, insbesondere das Gedächtnis, beeinträchtigen kann.

«Hörverlust erhöht das Risiko einer späteren Demenz.»

Pro und kontra Hörhilfen

Menschen mit Hörverlust haben häufiger Schwierigkeiten, sich an Informationen zu erinnern und komplexe Aufgaben zu bewältigen. Anderseits haben einige Hörakustiker und Kliniken Bedenken, Menschen mit Demenz mit komplexen Hörhilfen zu versorgen. Sie glauben, dass die Herausforderungen bei der Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe zu gross wären. In einem Meinungsbeitrag in der Fachzeitschrift «Ear and Hearing» forderten Hörgeräteakustiker auf, einen integrativen Ansatz zu verfolgen, um den Bedürfnissen von Demenzkranken gerecht zu werden. Neuere Studien zeigen, dass die Behandlung einer Hörstörung Symptome von Depression, Ängstlichkeit und Vereinsamung deutlich verbessert; die kognitiven Funktionen werden unterschiedlich beeinflusst.

«Das Hör- und Sprachtraining mit einem Cochleaimplantat ist eine grosse Herausforderung.»

Hören muss neu erlernt werden

Bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit, die nicht mehr mit einem Hörgerät kompensiert werden kann, werden Patientinnen und Patienten bis ins hohe Alter mit ein- oder beidseitigen Cochleaimplantaten (CI) versorgt. Dabei werden die akustischen Signale in elektrische Impulse umgewandelt und über den Hörnerv ins Gehirn weitergeleitet. Dort werden die Schallsignale als Höreindruck wahrgenommen. Patientin oder Patient erlernen diesen Höreindruck neu. Das verlangt Konzentration, Motivation und kognitive Leistungsfähigkeit. Am CI-Zentrum der HNO-Klinik am LUKS Luzern, wo wir einige Demenzkranke nach der Implantation begleiten, sehen wir, dass die Programmierung der Elektroden sowie das Hör- und Sprachtraining die Betroffenen und ihre Familie, aber auch Fachpersonen, vor grosse Herausforderungen stellt.

Höhere Lebensqualität als Ziel

Daraus leiten sich mehrere Forschungsfragen ab, die ein neues interdisziplinäres Projekt angehen möchte. Untersucht werden sollen die Zusammenhänge von Hörverlust und Demenz. Daraus sollen neue therapeutische Ansätze erarbeitet werden, die die Lebensqualität der betroffenen Personen nachhaltig verbessern. In einem ersten Schritt erstellen HNO-Klinik, Memory Clinic und Neuroradiologie in enger Zusammenarbeit ein Abklärungsschema zur Früherfassung einer möglichen späteren Demenzerkrankung bei Patientinnen und Patienten über 55 Jahren mit der Indikation für ein CI.

Dafür sollen mithilfe der Fachexpertise der Neuroradiologie etablierte Screening-Verfahren geprüft und die für diese Fragestellung notwendigen MRT-Sequenzen einer präoperativen Abklärung ausgewertet werden. Bestätigt sich das Risiko einer späteren Demenzerkrankung, werden die Betroffenen von der Memory Clinic mitbetreut. Die prospektive Langzeitstudie soll aufzeigen, wie sich die kognitiven Funktionen der CI- Patientinnen und -Patienten mit zunehmender Demenz verändern oder sogar verbessern lassen. Es soll zudem die Frage geklärt werden, welche Massnahmen sinnvoll sind, um die Lebensqualität der Betroffenen und Ihrer Angehörigen zu optimieren. Retrospektiv wird sich auch zeigen, welche Screening-Verfahren hilfreich waren und wie der zeitliche Zusammenhang zwischen radiologischen und klinischen Befunden gewertet werden darf.

Dieser Beitrag ist im Rahmen des LUKS Magazins 2025 erschienen, dem Magazin für Zuweisende der LUKS Gruppe. Mehr zum LUKS Magazin und weitere spannende Beiträge finden Sie unter: luks.ch/luksmagazin2025

Artikel teilen

Mehr zum Thema

Für LUKS-Newsletter anmelden

Wählen Sie Ihre Abonnements

War diese Seite hilfreich?