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Multiple Sklerose: LUKS forscht an neuen Therapieformen

Multiple Sklerose ist zwar nicht heilbar, aber mit Medikamenten gut behandelbar. Gegen bestehende Symptome und Einschränkungen werden zudem gezielt neurologische Therapien eingesetzt. Im Multiple Sklerose Zentrum des Luzerner Kantonsspitals (LUKS) wird laufend an neuen Therapieformen geforscht, um die Lebensqualität der Betroffenen weiter zu verbessern.
30. Mai 2022
Lesezeit: 3 Minuten
Christian Kamm
Prof. Dr. Christian Kamm, Leiter Multiple Sklerose Zentrum am Neurozentrum des LUKS

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems. Dabei richtet sich die Immunabwehr gegen körpereigene Strukturen im Gehirn und Rückenmark. Betroffene können an sehr unterschiedlichen Symptomen leiden wie   Sehstörungen, Schwierigkeiten beim Stehen oder bei der Koordination, Taubheitsgefühl, grosse Müdigkeit oder Einschränkungen bei der geistigen Leistungsfähigkeit. Am 30. Mai wird jeweils der internationale MS-Tag begangen.

Möglichst früh hochwirksame Medikamente einsetzen

Meist treten die ersten Symptome im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Frauen erkranken dreimal häufiger als Männer. «Multiple Sklerose ist zwar noch immer die häufigste Ursache für Behinderungen bei jungen Menschen, aber heute sehr gut behandelbar», erklärt Prof Dr. med. Christian Kamm. Der Neurologe ist Spezialist für diese Erkrankung und Leiter des Multiple Sklerose Zentrums am Neurozentrum des LUKS. 


«Leider lässt sich bei der Erstdiagnose noch nicht vorhersagen, ob mit einem leichten oder einem schweren Verlauf der Erkrankung zu rechnen ist. Aber glücklicherweise sind in den vergangenen 12 Jahren zahlreiche neue, hoch wirksame Therapien auf den Markt gekommen», erklärt Christian Kamm. «Um weitere Krankheitsschübe und damit einhergehende zunehmende Behinderungen zu verhindern, setzen wir heute sofort nach der Diagnose hochwirksame Medikamente ein.» Dadurch hat die Erkrankung, die noch bis vor 30 Jahren als nicht behandelbar galt, viel von ihrem Schrecken verloren. Die Ursache der Autoimmunerkrankung ist bis heute nicht geklärt.

Therapie angepasst an den Life Style

Neurologen können heute aus über 15 verschiedenen Medikamenten die individuell am besten geeigneten wählen. «Ob regelmässige Infusion oder Spritze oder tägliche Tabletteneinnahme – wir können jeder Patientin und jedem Patienten die Therapieart anbieten, die am besten zum persönlichen Lebensstil passt. Dies und natürlich die gute Wirkung und Verträglichkeit der neuen Medikamente bedeuten einen grossen Fortschritt.» Dass die Krankheit einmal heilbar sein wird, ist laut Christian Kamm heute nicht in Sicht. Geforscht wird aktuell auch an der Möglichkeit, die betroffenen Nerven zu reparieren.

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Prof. Dr. med. Christian Kamm
Auch wenn wir MS noch nicht heilen können, haben wir heute sehr viele Möglichkeiten, Betroffenen eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen.

Ebenfalls ein wichtiger Teil der Therapie ist die Behandlung der bestehenden Symptome und Einschränkungen. Mit drei verschiedenen Gruppenprogrammen werden Betroffene am Neurozentrum des LUKS gezielt unterstützt: «MS-Memo», das Gedächtnistraining der Neuropsychologie und Ergotherapie, «MS-Plan», mit welchem Patientinnen und Patienten mit kognitiven Problemen die Planung von Aktivitäten wie z.B. Einkaufen trainieren, und «MS-Fit» der Physiotherapie für die Unterstützung bei körperlichen Einschränkungen. 

Training mit Virtual Reality 

«Es wird viel geforscht, um die Therapien für MS weiter zu verbessern», sagt Christian Kamm. «Sehr spannend sind die neuen technischen Möglichkeiten, die uns Virtual Reality (VR) und Telemedizin bieten.» Aktuell führt der MS-Spezialist eine Studie durch, bei der er den Einsatz von VR-Brillen und speziell entwickelten Spielen untersucht. Damit sollen Patientinnen und Patienten mehrmals täglich spielerisch und mit Spass ihre Fingerfertigkeit trainieren können – und so noch rascher Fortschritte erzielen.
  
«Auch wenn wir MS noch nicht heilen können, haben wir heute sehr viele Möglichkeiten, MS zu behandeln und Betroffenen dadurch eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Dies empfinde ich als grosses Glück.» 
 

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