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Therapien Wolhusen

Femurfrakturen

Femurkopffrakturen

Besonderes

  • Werden häufig übersehen - sinnvoll bei jeder Hüftluxation, SHF, Acetabulumfraktur gezielt zu screenen
  • In der Regel Stauchungsfrakturen (zB. durch Aufprall des Knies auf das Armaturenbrett)

Konservative Versorgung

  • Konservative Versorgung bei Pipkin Typ 1 Frakturen (Absprengung der unteren Kappe am Femurkopf unterhalb des Lig. femoris capitis, ausserhalb der Belastungszone)
  • Gute Prognose, da Gefässversorgung meistens erhalten
  • 6 Wochen Teilbelastung

Operative Versorgung

  • Operative Versorgung bei Pipkin Typ 2-4 (Hüftkappenabriss oberhalb des Lig. femoris capitis innerhalb der Belastungszone, Kombination mit medialer SHF oder Acetabulumfraktur)
  • Refixation mit Schrauben möglichst ohne Gelenkstufe (Minifragmentschraube/ durchbohrte Schraube)
  • Versorgung von kombinierter medialer SHF oder Acetabulumfraktur à Link

Postoperatives Procedere

  • Mobilität: 1. Mobilisation am 1. Tag postoperativ
  • Belastung: Teilbelastung von 15kg für 4- 8 Wochen
  • Beweglichkeit:
    • Eventuelle Bewegungslimite  der Hüftflexion in den ersten 6 Wochen zur Prophylaxe einer dorsalen Instabilität oder sekundären Dislokation, Bewegungsausmass nach Massgaben der Beschwerden falls nichts anderes verordnet
    • Sitzen erlaubt bei Flexion < 70°, WC-Aufsatz, TP- Stuhl, Keilkissen empfohlen während Spitalaufenthalt
    • SLR nicht empfohlen
  • Lagerung:
    • In Schaumstoffschiene in Abduktionsstellung nachts während der Hospitalisation
    • Tagsüber nach Absprache mit Physio (Sandsäcke/ Lagerungstuch/ Kissen)
  • Austrittsmanagement:
    • Infobroschüre 'Hüft, Knie & Fuss' abgeben
    • Je nach funktionellem Ziel (Austritt nach Hause/ Rehabilitation/ Kur/ Ferienbett): Gangsicherheit an Stöcken/ Böckli oder rollstuhlmobil, Treppe, Selbstständigkeit im Alltag (Transfer RL -Sitz, Schuhe anziehen, Auto ein- & aussteigen…)
    • Ambulante Physiotherapie in der Regel 2x/ Woche
  • Komplikationen: Femurkopfnekrose (auch noch Jahre nach dem Unfall), posttraumatische Arthrose (Knorpelschaden, verbleibende Gelenksstufe)
     
Femurkopffrakturen

Schenkelhalsfrakturen

Besonderes

  • Sehr häufige Verletzung
  • Durch Osteoporose mechanische Schwächung des Schenkelhalses à mehr Frauen als Männer betroffen
  • Typischer Verletzungsmechanismus ist der Sturz seitlich auf die Hüfte
  • Da die Durchblutung des Femurkopfes gefährdet ist, sollte die Femurkopf erhaltende Versorgung möglichst rasch (innert Stunden) erfolgen

Klinik

  • Bewegungsschmerz in Hüfte, Hämatome, Bein oft in Aussenrotationsstellung

Konservative Versorgung

  • Konservative Versorgung bei Garden Typ 1 Frakturen (Fraktur eingestaucht, eingekeilt, in Valgusstellung) möglich
  • Mindestens 6 Wochen vollständige Entlastung
  • Bei alten Menschen grosse Risiken infolge der langen Immobilisation, daher hat die konservative Versorgung eher einen geringen Stellenwert

Operative Versorgung

  • Gelenkerhaltende vs. gelenksersetzende Operationen bei Garden Typ 2 – 4 Frakturen
    • Gelenkserhaltende Operationen mit Osteosynthese werden priorisiert
    • Entscheidung aufgrund Art der Fraktur, Alter des Patienten, Degeneration, Knochenqualität
  • Implantate: Schrauben, Hanson Hook- Pins, DHS mit Antirotationsschraube, 130°- Winkelplatte, Kopfendoprothese (Bipolar/ Unipolar), Totalendoprothese

Postoperatives Procedere (nur für gelenkserhaltende Operationen, Gelenksersetzende Operationen)

  • Mobilität: 1. Mobilisation am 1. Tag postoperativ
  • Belastung: individuell, Teilbelastung oder Vollbelastung möglich (richtet sich nach Frakturtyp und Versorgung)
  • Beweglichkeit:
    • Bewegungsausmass nach Massgaben der Beschwerden falls nichts anderes verordnet
    • Sitzen erlaubt bei Flexion < 70°, WC-Aufsatz, TP- Stuhl, Keilkissen empfohlen während Spitalaufenthalt
    • SLR nicht empfohlen
  • Lagerung:
    • in Schaumstoffschiene in Abduktionsstellung nachts während der Hospitalisation, tagsüber nach Absprache mit Physio (Lagerungstuch/ Kissen/ Sandsäcke)
    • Seitenlage auf die nicht operierte einem grossen Kissen zwischen den Beinen von Anfang an erlaubt
  • Austrittsmanagement:
    • Infobroschüre 'Hüft, Knie & Fuss' abgeben
    • Je nach funktionellem Ziel (Austritt nach Hause/ Rehabilitation/ Kur/ Ferienbett): Gangsicherheit an Stöcken/ Böckli oder Rollstuhlmobil, Treppe, Selbstständigkeit im Alltag (Transfer RL -Sitz, Schuhe anziehen, Auto ein- & aussteigen…)
    • Ambulante Physiotherapie in der Regel 2x/ Woche
  • Komplikationen:
    • Pseudoarthrose, Femurkopfnekrose, posttraumatische Arthrose, Infektionen
       
Schenkelhalsfrakturen

Per-/ Intertrochantere Femurfrakturen
Subtrochantere Femurfrakturen

Klinik

  • Starke Bewegungsschmerzen, Hämatome, oft Aussenrotations- und Adduktionsstellung sowie Verkürzung des Beines

Operative Versorgung: Offene Reposition und Osteosynthese

  • Proximalem Femurnagel (PFN, Gammanagel)
  • Dynamischer Hüftschraube (DHS)
  • Hüft-TP falls Rekonstruktion nicht möglich oder gleichzeitige Coxarthrose 
  • Bei zusätzlichem Abriss des Trochanter majus: Refixation mit Schrauben (Bei Abrissfraktur des Trochanter minor ist in der Regel keine operative Versorgung notwendig)

Postoperatives Procedere: (nur für PFN, Gammanagel, DHS; bei Hüft- TP)

  • Mobilität: 1. Mobilisation am 1. Tag postoperativ
  • Belastung:
    • Osteosynthesen von stabilen per-/intertrochanteren Femurfrakturen dürfen in der Regel Vollbelastet werden (Belastung nach Massgaben der Beschwerden wird verordnet)
    • Eine Teilbelastung wird bei schlechter Knochenqualität verordnet
  • Beweglichkeit:
    • Bewegungsausmass nach Massgaben der Beschwerden falls nichts anderes verordnet
    • Sitzen erlaubt bei Flexion < 70°, WC-Aufsatz, TP- Stuhl, Keilkissen empfohlen während Spitalaufenthalt
    • SLR nicht empfohlen
  • Lagerung:
    • in Schaumstoffschiene in Abduktionsstellung nachts während der Hospitalisation, tagsüber nach Absprache mit Physio (Lagerungstuch/ Kissen/ Sandsäcke)
    • Seitenlage auf die nicht operierte Seite mit einem grossen Kissen zwischen den Beinen von Anfang an erlaubt
  • Austrittsmanagement:
    • Infobroschüre 'Hüft, Knie & Fuss' abgeben
    • Je nach funktionellem Ziel (Austritt nach Hause/ Rehabilitation/ Kur/ Ferienbett): Gangsicherheit an Stöcken/ Böckli oder Rollstuhlmobil, Treppe, Selbstständigkeit im Alltag (Transfer RL -Sitz, Schuhe anziehen, Auto ein- & aussteigen…)
    • Ambulante Physiotherapie in der Regel 2x/ Woche
  • Komplikationen: Pseudoarthrose (insbesondere bei Trümmerfraktur), Hüftkopfnekrose (eher selten)
     

Femurschaftfraktur

Besonderes

  • Entstehen durch grosse Gewalteinwirkung (Biegung, Drehung, Stauchung)à Oft Mehrfachverletzung
  • Weichteile oft stark mitbetroffen, hoher Blutverlust möglich

Klinik

  • Starke Schmerzen, Dislokation der Knochen

Einteilung

  • Alle Frakturformen möglich (Quer-, Schräg-, Biegungs-, Spiral-, Mehrfragmentär-, Trümmerfraktur)

Konservativ: Konservative Therapie ist nur bei Kindern (v.a. Kleinkindern) eine Option

Operative Versorgung: Offene Reposition und Osteosynthese

  • Fixateur externe als Erstversorgung bei Polytraumas, Trümmerfrakturen oder schwerem Weichteilschaden/ offener Fraktur zur schnellen und sicheren Fixierung. Aufgrund der grossen Infektgefahr und der längeren Ausheilungszeit mit einem Fixateur externe wird bei stabilem Allgemeinzustand und verbesserter Weichteilsituation auf ein internes Verfahren übergegangen (Platte, Marknagel)
  • Marknagel bei Frakturen im mittleren Bereich
  • Plattenosteosynthese bei gelenknahen Frakturen, teilweise erfordert die Wiederherstellung der Gelenksfläche zusätzlich Schrauben

Postoperativ

Fixateur externe

  • Individuelle Nachbehandlung, oft vor allem abschwellende Therapiemassnahmen
  • Komplikationen: hohe Infektgefahr

Marknagel/ Plattenosteosynthese

  • Mobilität:
    • Therapiebeginn am 1. postoperativen Tag, i.d.R. anfangs Bettruhe
    • Belastung:
      • Marknagel: individuell (richtet sich nach Frakturtyp und Versorgung)
      • Plattenosteosynthese: i.d.R. Teilbelastung 15 kg für mindestens 6 Wochen, anschliessend sukzessiv steigern
    • Innervationssschulung v.a. M. Quadriceps
  • Beweglichkeit: freie Beweglichkeit, Mobilisation KG und HG wichtig (Verklebungsprophylaxe)
  • Kinetec: ab 1. postoperativem Tag (Verklebungsprophylaxe)
  • Lagerung: in Schaumstoffschiene nachts während der Hospitalisation, tagsüber nach Absprache mit Physio (Sandsäcke/ Lagerungstuch/ Kissen)
  • Komplikationen:
    • Grosse Gefahr von Verklebungen im Gewebe/ Muskulatur (v.a. bei Plattenostensynthese)
    • Oft grosser Blutverlust (bis zu ca 3l) à Volumenmangelschock/ hohe Kreislaufkollapsgefahr
    • Rotationsfehlstellungen können Spätfolgen haben für angrenzende Gelenke
  • Austrittsmanagement
    • Infobroschüre 'Hüft, Knie & Fuss' abgeben
    • Je nach funktionellem Ziel (Austritt nach Hause/ Rehabilitation/ Kur/ Ferienbett): Gangsicherheit an Stöcken/ Böckli oder Rollstuhlmobil, Treppe, Selbstständigkeit im Alltag (Transfer RL -Sitz, Schuhe anziehen, Auto ein- & aussteigen…)
    • Ambulante Physiotherapie i.d.R. 2x/ Woche

Distale Femurfrakturen

Besonderes

  • Ursache sind oft schwere Verkehrs-/ Sportunfälle
  • Aufgrund des dünneren Weichteilmantels häufiger offene Frakturen
  • Mit oder ohne Gelenkbeteiligung möglich

Klinik

  • Bewegungs-/ Druckschmerzen, Dislokation der Fragmente, blutiger Kniegelenkserguss

Operative Versorgung: Offene Reposition und Osteosynthese

  • Bei offenen Frakturen oder schweren Weichteilschäden wird die Fraktur zunächst mit einem gelenküberbrückenden Fixateur externe versorgt
  • Möglichst anatomische Rekonstruktion der Fragmente und Stabilisation mit Schrauben/ Plattenosteosynthese, entscheidend ist die Rekonstruktion der Gelenksfläche

Postoperativ

Fixateur externe

  • Individuelle Nachbehandlung, oft vor allem abschwellende Therapiemassnahmen
  • Komplikationen: hohe Infektgefahr

Schrauben/ Plattenosteosynthese

  • Mobilität:
    • Therapiebeginn am 1. postoperativen Tag
    • Belastung: i.d. R. Teilbelastung 20 kg für 6-8 Wochen, längere Teilbelastung (12- 16 Wochen) bei Gelenksfrakturen/ Frakturen durch beide Kondylen
    • Innervationssschulung v.a. M. Quadriceps
  • Kinetec: ab 1. postoperativem Tag
  • Lagerung: in Schaumstoffschiene nachts während der Hospitalisation, tagsüber nach Absprache mit Physio (Sandsäcke/ Lagerungstuch/ Kissen)
  • Komplikationen:
    • posttraumatische Arthrose häufig bei Gelenkfrakturen(ca 20%)
    • Bewegungseinschränkungen KG durch Verklebungen, Gelenkstufen und Kondylenfehlstellungen
  • Austrittsmanagement
    • Infobroschüre 'Hüft, Knie & Fuss' abgeben
    • Je nach funktionellem Ziel (Austritt nach Hause/ Rehabilitation/ Kur/ Ferienbett): Gangsicherheit an Stöcken/ Böckli oder Rollstuhlmobil, Treppe, Selbstständigkeit im Alltag (Transfer RL -Sitz, Schuhe anziehen, Auto ein- & aussteigen…)
    • Ambulante Physiotherapie i.d.R. 2x/ Woche
       

Literaturangaben

Hauptquellen:

  • Gert Krischak: Traumatologie für Physiotherapeuten, Thieme Verlag, 2. Auflage 2009, Seiten 43- 49, 111- 123
  • Blaubuch Chirurgie LUKS Wolhusen, Frakturen des proximalen Femurs

Weitere Quellen:

  • Blaubuch Physiotherapie LUKS Wolhusen

Blaubuch Physiotherapie Luzern, Behandlungsrichtlinien Chirurgie, Chirurgische Klinik, Hüfte/ Becken