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Bessere Sicht mit Laserlicht?

Aargauer Zeitung: Augenlasern Immer mehr kurz- und weitsichtige Schweizer möchten per Laserbehandlung weg von Brille oder Kontaktlinsen. Doch der Eingriff ist nicht für alle Fehlsichtigen geeignet.
20. September 2017
Lesezeit: 4 Minuten
4000 Schweizerinnen und Schweizer lassen sich jährlich die Augen lasern.thinkstock

Bild: 4000 Schweizerinnen und Schweizer lassen sich jährlich die Augen lasern.thinkstock

Wer weder Brille noch Kontaktlinsen mag, dem bietet die Medizin seit knapp 30 Jahren eine Alternative: das Augenlasern. Dabei wird bei einem oder beiden Augen die Brechkraft der Hornhaut so verändert, dass Kurz- beziehungsweise Weitsichtigkeit abnehmen oder ganz verschwinden. Auch Astigmatismus, eine Hornhautverkrümmung, und Alterssichtigkeit lassen sich mithilfe dieser sogenannten refraktiven Chirurgie korrigieren.

LASIK-Eingriff

Der Eingriff ist mit verschiedenen Laser-Techniken möglich. Die derzeit am häufigsten eingesetzte Methode ist die sogenannte LASIK. Die Abkürzung steht für «Laser-in-situ-Keratomileusis», was übersetzt so viel bedeutet wie «lasergestütztes Bearbeiten der Hornhautoberfläche». Zu Beginn jedes LASIK-Eingriffs trennt der Chirurg von der Hornhautoberfläche eine kleine Scheibe so weit ab, dass sie nur noch über eine feine Brücke mit der übrigen Hornhaut verbunden ist. Diesen «Flap» produzierte man früher mithilfe eines Mikromessers, heute setzt man dazu den sogenannten Femtosekunden-Laser ein, was in Fachkreisen als Femto-LASIK bezeichnet wird.

Ist der Flap angehoben und zur Seite geklappt, bearbeitet der Arzt das auf diese Weise freigelegte tiefere Hornhautgewebe mit einem Excimer-Laser, bis die 4000 Schweizerinnen und Schweizer lassen sich jährlich die Augen lasern.thinkstock Bessere Sicht mit Laserlicht? Augenlasern Immer mehr kurz- und weitsichtige Schweizer möchten per Laserbehandlung weg von Brille oder Kontaktlinsen. Doch der Eingriff ist nicht für alle Fehlsichtigen geeignet bis die Brechkraft und damit die Sehschärfe die gewünschte Stärke erreicht haben. Zum Schluss wird der Flap an seinen ursprünglichen Platz zurückgelegt. Die dank Betäubungstropfen völlig schmerzfreie Operation dauert alles in allem nur wenige Minuten. Und bereits nach ein bis zwei Tagen Erholung ist die Sehleistung so gut, dass man in seinen Alltag zurückkehren kann.

Eine Methode mit hoher Erfolgsquote.

Laut Dr. Philipp Bänninger, Leitender Arzt an der Augenklinik des Kantonsspitals Luzern, können über 98 Prozent der mit LASIK behandelten Personen schon nach einmaligem Lasern auf ihre Brille verzichten. Und wer doch nicht brillenfrei ist, kann dies durch eine Nachbehandlung erreichen.

Nur für gesunde Augen

Kurz unter den Laserstrahl legen und dann die Brille los sein? Diese verlockende Aussicht ist rund 4000 Schweizerinnen und Schweizern jährlich zwei- bis zweieinhalbtausend Franken pro Auge wert. Die Krankenkassen beteiligen sich in der Regel nicht an den Kosten.

Doch nicht jeder, der sich eine Laserbehandlung beider Augen leisten möchte, ist aus medizinischer Sicht auch dafür geeignet. Damit der Eingriff glückt und das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Zunächst einmal können per LASIK nur Fehlsichtigkeiten innerhalb bestimmter Grenzwerte behandelt werden, und die liegen bei Kurzsichtigkeit nicht über siebeneinhalb, bei Astigmatismus nicht über vier und bei Weitsichtigkeit nicht über drei Dioptrien. Ausserdem sind ein abgeschlossenes Wachstum der Augäpfel sowie stabile Brillenwerte wichtig, weshalb das Augenlasern weder für Jugendliche unter 18 Jahren noch für Menschen mit schwankenden Dioptriewerten infrage kommt.

Weitere Ausschlusskriterien sind neben Augentrockenheit, Augenkrankheiten wie etwa Grauer und Grüner Star, Schwachsichtigkeit, Makuladegeneration oder durch Herpes vernarbte Hornhaut. «Ausser der zu korrigierenden Fehlsichtigkeit sollte den Augen nichts fehlen», betont der Augenlaser-Experte Dr. Philipp Bänninger, «das Lasern ist nur etwas für gesunde Augen!» Und auch ansonsten sollte man möglichst fit sein. Wer unter einer Autoimmunerkrankung wie Neurodermitis leidet, Probleme mit der Wundheilung hat oder einen Herzschrittmacher trägt, tut sich schwer, einen kompetenten Augenchirurgen zu finden, der bereit ist, seine Augen zu lasern. Doch nur einem solchen sollte man sich anvertrauen.

In der Schweiz gibt es mehrere spezialisierte Zentren für refraktive Chirurgie. Am besten informiert man sich über die einzelnen Kliniken zunächst im Internet und berät sich dann mit dem eigenen Augenarzt, welches Zentrum er empfehlen würde. Wichtig: sich nicht am Preis orientieren! Komplettpakete für Augenlasern im Ausland inklusive Hin- und Rückreise sowie Unterbringung für insgesamt 1500 Franken sind mit grösster Vorsicht zu betrachten.

Restunsicherheiten

Doch selbst wenn einen der renommierteste Augenchirurg behandelt: Eine Restunsicherheit bleibt – wie bei jedem Eingriff in der Medizin. Allerdings sind Komplikationen wie Fehlschnitte und Infektionen äusserst selten. Alles in allem ist es heutzutage weniger riskant, sich die Augen lasern zu lassen, als ohne regelmässige ärztliche Kontrolle Kontaktlinsen zu tragen.

Wer sich für den Eingriff an ein seriöses Laserzentrum wendet, wird dort im Rahmen einer gründlichen Voruntersuchung über die möglichen Restrisiken und etwaigen Nebenwirkungen des Augenlaserns informiert. Dr. Philipp Bänninger: «Manche Patienten berichten nach dem Lasern über eine vorübergehende Augentrockenheit sowie nächtliche Blendeffekte.

Beide Phänomene treten umso seltener auf, je gründlicher die Voruntersuchungen waren. Denn unter Augentrockenheit leiden vor allem diejenigen, deren Augen schon vorher zu Trockenheit neigten. Und das Auftreten von Blendeffekten ist abhängig von der Pupillengrösse, die bei der Voruntersuchung vermessen und während des Eingriffs berücksichtigt wird.» 

Autor: Sabine Lotz
Aargauer Zeitung vom 20.09.2017

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