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Brandverletzungen bei Kindern – was können wir tun?

3 Fragen an Mirjam Liechti, Abteilungsleiterin der Interdisziplinären Notfallstation am Kinderspital.
6. Dezember 2019
Lesezeit: 3 Minuten
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Mirjam Liechti ist Abteilungsleiterin der Interdisziplinären Notfallstation am Kinderspital des LUKS

Frau Liechti, bevor Sie zu uns nach Luzern gekommen sind, haben Sie am Kispi Zürich über 20 Jahre lang brandverletzte Kinder in der Anästhesie betreut. Was sind Ihre stärksten Eindrücke?

Es beschäftigt mich immer wieder, wie schnell mit Hitze und Feuer etwas passieren kann und wie prägend diese Verletzungen oft sind. Es reicht eine Sekunde der Unaufmerksamkeit. Brandverletzungen können ein Kind/ Jugendliche  lebenslang entstellen oder einschränken. So oder so brauchen Brandverletzungen und Verbrühungen immer viel Zeit zum Heilen. Die Behandlung ist  schmerzhaft und zeitintensiv, die Schmerzen betreffen Körper und Seele. Auf der anderen Seite hat die Medizin zum Glück grosse Fortschritte gemacht. Am Kispi Zürich gibt es ein spezielles Zentrum für brandverletzte Kinder. Dort werden Kinder aus der ganzen Schweiz und dem Ausland behandelt. Das Verbrennungs-Team hat sehr viel Erfahrung, speziell auch bei der Narbenbehandlung. Patienten mit grösseren Verbrennungen/Verbrühungen werden automatisch auch psychologisch betreut, dies gilt auch für die Angehörigen weil meistens grosse Schuldgefühle vorhanden sind

Auch hier am Kinderspital behandeln wir brandverletzte Kinder. Wie viele sind dies im Jahr? Wann überweisen Sie Kinder nach Zürich?

Bei uns in Luzern behandeln wir jährlich rund 150 Kinder mit Brandverletzungen und Verbrühungen. Einige Kinder sind so schwer verletzt, dass wir sie zur weiteren Behandlung nach Zürich ins Zentrum für brandverletzte Kinder überweisen. Wir behandeln auf unserer Notfallstation sowohl Brandverletzungen als auch Verbrühungen. Verbrühungen sind tückisch: Eine einzige Tasse mit heissem Tee kann bei einem Kleinkind bis zu 20% der Körperoberfläche verbrühen, was lebensgefährlich ist.

Sie sind selber Mutter von bald erwachsenen Kindern. Was raten Sie den Eltern zur Prävention?

Die meisten Verbrennungs- und Verbrühungsunfälle passieren zu Hause und mit Kleinkindern unter fünf Jahren. Es ist wichtig, dass Kinder keine Tischtücher runterziehen können, auf denen etwas Heisses steht. Einen heissen Tee/ Kaffee trinken und ein Kind auf dem Schoss haben, ist ein grosses Risiko und sollte grundsätzlich vermieden werden. Kinder gehören auch nicht auf die Küchenabdeckung, wenn gekocht wird. Auch Pfannenstiele automatisch nach innen zu drehen, damit sie nicht erreichbar sind ist sinnvoll.

Es ist speziell auch in der Adventszeit gut, immer wieder einmal aufmerksam durch die Wohnung zu gehen und nach möglichen Gefahren wie Kerzen, Zündhölzern und Feuerzeugen Ausschau zu halten. Und wichtig ist, dass Eltern sich nicht genieren, weil sie einen Moment unaufmerksam waren, sondern sofort handeln, wenn etwas passiert ist.

Notfalltipps bei Brandverletzungen und Verbrühungen

  • Kühlen Sie die verletzten Körperstellen unmittelbar nach dem Unfall 10–15 Minuten mit Wasser. Das Wasser sollte dabei wegen Unterkühlungsgefahr nicht kälter als 20°C sein.
  • Löschen Sie das Kind mit Decken durch Wälzen am Boden oder mit Wasser.
  • Zögern Sie nicht: Suchen Sie dann ärztliche Hilfe auf. Kontaktieren Sie Ihren Kinderarzt. Im Notfall rufen Sie die Notfall-Nummer 144 an.
    Sie können auch direkt ins Kinderspital am LUKS Luzern auf den 24-Stunden-Notfall kommen oder das
    Kinder-Beratungstelefon anrufen (kostenpflichtig)
    Telefon 0900 554 774 / Telefon Prepaid 0900 554 775 
  • Achtung: Crèmen, Salben, Öle, Zahnpasta oder Mehl gehören nicht auf eine Brandwunde. Berühren Sie die Wunde nicht und stechen Sie Brandblasen nicht auf. Bedecken Sie die Wunde mit einem frischen Küchentuch und wenden Sie sich an die oben genannten Nummern.

 

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Weitere Informationen zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Kinderspital am LUKS.

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