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Australische Digitalisierungs-Pionierin inspiriert Kinderspital

Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) und insbesondere das Kinderspital hatten Mitte Juni einen prominenten Gast zu Besuch. Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung gab Kate Lucas einen Einblick in ihre Tätigkeit als Direktorin des Center for Health Analytics an der Universität Melbourne und am Royal Children’s Hospital in Melbourne.
15. Juni 2023
Lesezeit: 3 Minuten
Kate Lucas (links) mit Prof. Dr. med. Nicole Ritz.
Kate Lucas (links) mit Prof. Dr. med. Nicole Ritz.

Rund 70 Personen folgten der Einladung von Prof. Dr. med. Nicole Ritz, Chefärztin Pädiatrie des Kinderspitals, welche den Austausch organisiert hatte. Ritz selbst war zwischen 2006 und 2010 in Melbourne tätig und berichtete von positiven Erfahrungen mit sogenannten «Grand Rounds». Die öffentlichen Veranstaltungen sollen Mitarbeitenden zu unterschiedlichsten Themen inspirieren.

Unter dem Titel «The future of healthcare analytics is data democratisaton» vermittelte Kate Lucas spannende Einblicke in ihre Arbeit. Sie gilt als Spezialistin für Strategie und Umsetzung digitaler Gesundheitslösung, hat das Center for Health Analytics aufgebaut und ist dessen erste Leiterin. Obwohl sie keinen medizinischen Hintergrund hat, wie sie gleich zu Beginn ihres Referats preisgab, hat ihre Arbeit grossen Einfluss auf die aktuelle und künftige Kindermedizin.

«Mensch im Zentrum»

Ihr Zentrum wird bei konkreten Anfragen aus dem Klinikalltag beigezogen. Kate Lucas zeigte am Beispiel eines erkrankten Kindes, wie Daten genutzt werden: Nachdem eine seltene und gefährliche Erkrankung diagnostiziert worden war, wurden bereits bestehende Daten einer zur Verfügung stehenden Patientenpopulation gezielt nach klinischen Kriterien durchsucht. So konnten weitere Kinder im sehr frühen Krankheitsstadium gefunden bzw. diagnostiziert und behandelt werden, bei welchen die Krankheit noch nicht ausgebrochen war. «Auch bei der datenbasierten Medizin steht von Anfang an immer der Mensch im Zentrum», erklärte Lucas.

Dieser Ansatz verändert das bisherige Grundverständnis der klinischen Medizin in dem Sinne, dass aus dem reinen «Reaktions- und Reparaturmodus» in denjenigen der «Vorhersage» und Prävention gewechselt wird. Eigentlich vergleichbar mit der Meteorologie.

Sie zeigte auf, dass auch bei seltenen Erkrankungen dank Datenabgleichen rasch die erfolgsversprechende individuelle Behandlung gefunden werden kann. Wird frühzeitig eine Erkrankung erkannt und Massnahmen ergriffen, verbessert das die medizinischen Aussichten der kleinen Patientinnen und Patienten massiv. Können lebenslange Therapien vermieden werden, entlastet dies das betroffene Kind, dessen Familie auch das Gesundheitswesen als Ganzes.

Parallelen zwischen Luzern und Melbourne

Das Royal Children's Hospital in Melbourne (RCH) hat 2016 als erstes Spital in Australien das Klinikinformationssystem Epic eingeführt. Auch das LUKS ist in der Digitalisierung in einer Pionierrolle. Als erstes deutschsprachiges Spital hat das LUKS 2019 seine digitale Arbeitsplattform mit Epic aufgebaut. In Luzern wird das System LUKiS (Luzerner Klinikinformationssystem) genannt.

Kate Lucas führte aus, worauf es bei der erfolgreichen Implementierung solcher Systeme und auch bei der späteren Nutzung der Daten für die Verbesserung in der Behandlung über die einzelnen Patientinnen und Patienten ankommt Die Mitarbeitenden müssen Zugang erhalten ihre Fragen an die vorhandenen Daten zu stellen, den Daten vertrauen und über das nötige Wissen in der Anwendung verfügen diese zu analysieren. «Wenn das alles vorhanden ist, sind gesammelte Routine Gesundheits-Daten eine enorme Ressource, die bei der Behandlung von allen Patientinnen und Patienten gezielt eingesetzt werden kann», so Lucas.

Weitere Programmpunkte des Besuchs von Kate Lucas am LUKS waren die Vernetzung mit der Klinikleitung (PD Dr. med. Martin Stocker, Birgit Wernz und Prof. Dr. med. Philipp Szavay) des Kinderspitals, dem CMO Dr. med. Guido Schüpfer, der Informatik und weiteren Fachpersonen des LUKS. Auch im gegenseitigen Wissensaustausch mit Prof. Dr. med. Reto Babst stand die aktuelle und künftige wissenschaftliche Nutzung von Daten im Zentrum.

Eine Besichtigung der Baustelle des Neubauprojekts Kinderspital/Frauenklinik, bei der auch eine Vertretung der Stiftung Zukunft Kinderspital Zentralschweiz war, rundete den Besuch ab. Zahlreiche Anknüpfungspunkte zu den Förderschwerpunkten der Stiftung «Innovation» und «Infrastruktur» lagen dabei auf der Hand.

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