Direkt zum InhaltDirekt zum Fussbereich

Bin ich mit 55 schon zu alt, um die Augen lasern zu lassen?

Luzerner Zeitung - Ich bin seit Jahrzehnten Brillen- bzw. Linsenträger und überlege mir eine Laseroperation. Doch bin ich mit 55 nicht schon zu alt dafür? Zudem habe ich gehört, dass man nach dem Lasern über kurz oder lang doch wieder eine Brille tragen muss. Offenbar gibt es auch verschiedene Lasermethoden. Was empfehlen Sie mir?
9. Oktober 2019
Lesezeit: 3 Minuten
augenarzt-philipp-baenninger-mit-patientin

Auf dem Weg in ein brillenloses Leben unterscheidet man grundsätzlich zwischen der Hornhautchirurgie und der Linsenchirurgie.

Bei der Hornhautchirurgie können wir die Fehlsichtigkeit des Auges mittels Abtragung der Hornhaut mit dem Laser so verändern, dass auf der Netzhaut wieder ein scharfes Bild entsteht. Voraussetzung dafür ist ein generell gesundes Auge und insbesondere eine gesunde Linse. Sie darf noch keine Trübungen im Sinne eines grauen Stars aufweisen. Sprich: Diese Behandlung kommt eher bei jüngeren Patienten zum Einsatz, grob gesagt bis zirka zum 45.Lebensjahr.

Die Linsenchirurgie dagegen kommt eher bei älteren Patienten zum Einsatz. Die eigene Linse hat entweder schon beginnende Trübungen, oder wir müssen davon ausgehen, dass diese in absehbarer Zeit entstehen werden. Zudem besteht das Problem der Alterssichtigkeit, der sogenannten Presbyopie. Kleingedrucktes kann dann nicht mehr in den Fokus gebracht werden. Anders gesagt, die Nähe wird verschwommen. In diesem Fall entfernen wir die eigene Linse und ersetzen sie mit einer Kunstlinse, welche wir ins Auge implantieren. Wir nennen diese Operation «refraktiver Linsenaustausch».

Die Operationstechnik ist die gleiche wie beim grauen Star. Mittels Speziallinsen, sogenannten Multifokallinsen, kann die natürliche Funktion der Linse nachgeahmt werden, damit in verschiedenen Distanzen wieder eine gute Sehschärfe erreicht werden kann.

Bei jüngeren Patienten kommt die Linsenchirurgie dann zum Einsatz, wenn die Fehlsichtigkeit sehr hoch ist oder die Hornhautdicke nicht ausreicht, um den Brechfehler des Auges an der Hornhautoberfläche abtragen zu können. In diesem Fall können wir eine zusätzliche Linse ins Auge implantieren, welche ähnlich wie eine Kontaktlinse auf dem Auge wirkt. Sie kommt hinter die Regenbogenhaut,anders als beim Linsenersatz bleibt die eigene Linse erhalten.

Bei der Linsenchirurgie muss das Auge hinter der Linse ebenfalls gesund sein. Falls eine Netzhauterkrankung oder zum Beispiel eine Glaukom-Erkrankung vorliegt, macht die Linsenoperation keinen Sinn.

Zu Ihren konkreten Fragen: Bei Ihnen macht die Linsenchirurgie wahrscheinlich mehr Sinn, da damit nicht nur Ihre Fehlsichtigkeit, sondern auch die Alterssichtigkeit korrigiert wird. Zudem gehen wir aufgrund Ihres Alters davon aus, dass der graue Star in mittelfristiger Zeit entstehen wird. Somit wäre eine Laserchirurgie der Hornhaut nur eine kurzfristige Lösung.

Allgemein lässt sich sagen, dass die erwähnten Methoden erprobt sind und meist das gewünschte Ergebnis bringen.

Nach der Laserchirurgie wird im normalen Alter der Kurzsichtigkeit (ab zirka 45 Jahren) eine Lesebrille notwendig. Auch bei der Linsenchirurgie ist es möglich, dass bei längeren «Naharbeiten» eine zusätzliche Lesebrille nötig wird.

Kurzantwort

Die Korrektur der Fehlsichtigkeit per Laser (Abtragen der Hornhaut) kommt eher bei jüngeren Menschen bis etwa 45 zum Einsatz. Danach eignet sich eher die Linsenchirurgie (Einsetzen einer Kunstlinse). In beiden Fällen ist es möglich, dass später zusätzlich eine Lesebrille nötig werden kann.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 30.09.2019

Artikel teilen

Mehr zum Thema

Für LUKS-Newsletter anmelden

Wählen Sie Ihre Abonnements

War diese Seite hilfreich?