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Die Lehre als Startplatz der Karriere

Anzeiger Michelsamt - Ingrid Oehen aus Gunzwil ist Leiterin Ausbildung am Luzerner Kantonsspital LUKS, dem grössten Ausbildungsbetrieb in der Zentralschweiz. 16 verschiedene Berufe können am LUKS erlernt werden in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Gastronomie und Hauswirtschaft, Administration und Informatik, Reinigung, Logistik und Unterhalt.
20. Juli 2021
Lesezeit: 4 Minuten
Aus- und Weiterbildung LUKS

Eine Berufslehre am LUKS kann Startplatz sein für manche steile Berufskarriere. Wir haben die Ausbildungsleiterin an auffrischender Lage ganz hoch oben besucht: Zusammen mit drei Lernenden auf dem Dach des Luzerner Kantonsspitals. Im Interview spricht sie über die Wichtigkeit der Schnupperlehre und worauf es bei einer Bewerbung ankommt.

Ingrid Oehen, Sie sind Leiterin Ausbildung von 754 Lernenden und Studierenden am Luzerner Kantonsspital. Kennen Sie alle persönlich?

Ingrid Oehen: Nein, dies ist nicht möglich, zumal sie über drei Standorte verteilt im Einsatz sind. Ich kann mir die Gesichter gut merken und weiss, das sind Lernende vom LUKS, aber mit den Namen müssen sie mir zuweilen behilflich sein.

Man hat den Eindruck, dass Sie einen sehr offenen und direkten Draht haben zu den Lernenden. Woher kommt das?

Ich finde es enorm wichtig, den Jugendlichen eine Perspektive in der Berufswelt zu geben. Mein persönlicher Ehrgeiz ist es immer wieder, für die Lernenden die richtige Berufsrichtung zu treffen.

Was ist das Wichtigste bei der Begleitung junger Menschen in der Ausbildung?

Daran zu denken, dass es direkt von der Schulbank kommend nicht einfach ist, sofort Fuss zu fassen in der Berufswelt. Hier gelten andere Normen und Gesetze. Ferner: Konkret und transparent die Jugendlichen im Berufsalltag zu führen und in ihnen den Ehrgeiz zu wecken für den entsprechenden Beruf.

Welche wichtige oder gar tragende Rolle haben die Lernenden im Gesamtbetrieb des LUKS?

Das LUKS hat als grosser Ausbildungsbetrieb ein grosses eigenes Interesse, genügend Fachkräfte in den verschiedenen Berufen heranzubilden. Dabei zeigen uns die Lernenden im Berufsalltag auch immer wieder auf, wenn ein Arbeitsprozess nicht zu Ende gedacht ist oder eine Richtlinie zu «schwammig» formuliert. Damit tragen sie selber massgeblich zur Qualitätskontrolle bei.

Eine Berufsbildung beginnt immer mit der Schnupperlehre. Welche Bedeutung hat sie?

Eine sehr hohe. Sie hilft den Jugendlichen herauszufinden, für welchen Bereich sie geeignet sind, beispielweise Pflegeberufe Akut, Langzeitpflege oder Spitex. Bei uns gilt darum ganz klar: ohne Schnupperlehre keine Lehrstelle!

Wie lange dauert sie?

Die Schnupperlehre dauert bei uns vier Tage. Man muss sich dafür online über die Webseite anmelden. Bereits für die Schnupperlehre benötigt es ein Motivationsschreiben. Dadurch wird vorsondiert, für welche Branche sich jemand eignet.

Wie viele Anfragen bekommen Sie jährlich?

Etwa 700 Anfragen erhalten wir jährlich, schliesslich kommen rund 350 Jugendliche zum Schnuppern.

350-mal 4 Tage sind hochgerechnet 1400 Tage. Das wären 280 Arbeitswochen, beziehungsweise 70 Monate – oder: fast sechs Jahre. Eine immense Menge Zeit, die nur für Schnupperlehren eingesetzt wird. Lohnt sich das?

Es lohnt sich absolut, 350 Jugendlichen jährlich den Betrieb näher zu bringen und sie in die Berufswelt einzuführen. Wenn man bedenkt, wieviele Stunden insgesamt geleistet werden bis zur Pensionierung, dann ist das nur «Peanuts»!

Was ist das Wichtigste zu Beginn einer Schnupperlehre?

Pünktliches Erscheinen! Dazu das Interesse. Die Jugendlichen müssen Fragen stellen! Kommunikation ist enorm wichtig.

Woran erkennt man, ob sich jemand für einen Beruf eignet?

Wenn man ihn oder sie schon früh selbstständig gewisse kleine Arbeiten ausführen lassen kann. Wenn sich jemand interessiert und Fragen stellt.

Worauf achten Sie als Erstes bei der Bewerbung?

Erst einmal auf die Sozial- und Selbstkompetenz im Schulzeugnis. Wie ist etwa das Absenzenmanagement? Diese «Soft Skills» sind sehr wichtig und stehen zuvorderst. Je nach Berufsrichtung beachten wir danach die fachlichen Kompetenzen. Dann folgt das Selektionsgespräch. Genau. Hier ist es enorm wichtig, dass sich die Jugendlichen wirklich über den Beruf und den Betrieb informiert haben. Es reicht nicht, sich zu bewerben, bloss weil ein Elternteil, die Geschwister oder Freunde hier arbeiten. Man muss auch mit offenen Karten spielen, über allfällige Schwächen offen reden. Fragen stellen und, ganz wichtig, motiviert sein!

Welchen Tipp geben Sie allen, die sich für eine Lehrstelle bewerben?

Wenn sie hier stehen, müssen sie wissen, wo sie sind! Sie müssen sich wirklich informieren. Sie sollen ihre Bewerbungen auch immer vor dem Versand den Lehrpersonen zeigen, um so die Vollständigkeit überprüfen zu können. Denn eine Bewerbung ist der erste Kontakt mit einem Betrieb und gilt wie eine Visitenkarte jedes Einzelnen.

Wann und wo haben Sie ihre erste Schnupperlehre gemacht? Was war hat sie damals beeindruckt?

Das ist schon etwas länger her, ich kann mich aber noch gut erinnern. Dies war in der Klinik St. Anna in Luzern noch unter Führung der Schwesterngemeinschaft. Mit allen Erwachsenen per Du zu sein, beeindruckte mich, und am gleichen Tagesziel zu arbeiten.

Welchen bleibenden Eindruck sollen Schnupperlernende vom LUKS mitnehmen?

Dass es ein attraktiver Arbeitgeber ist. Die grosse Vielfalt, die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit von rund hundert verschiedenen Berufen, die daraus entstehende Abwechslung und die grossen Chancen, sich zu entwickeln oder in eine neue Aufgabe in einem neuen Beruf hineinzuwachsen, sind grosse Vorteile einer Stelle am Luzerner Kantonsspital.

Quelle: Anzeiger Michelsamt vom 10.06.2021
Autorin: Ursula Koch-Egli

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