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«Diesen Kampf gewinne ich!»

Der Versicherungsfachmann Antonio Piccolo war ständig auf Achse. Geschäftlich zwischen Bern und der Innerschweiz unterwegs, in der Freizeit am liebsten mit dem Flugzeug in der Luft. Dann holte ihn ein aggressiver Tumor hart auf den Boden. Heute hat er die Krankheit überwunden und betrachtet das Leben mit neu gefundener Gelassenheit.
1. Juni 2017
Lesezeit: 5 Minuten
Die Krankheit hat die Einstellung von Antonio Piccolo zum Leben verändert.

Tumor unter dem Schlüsselbein

Der Koffer war gepackt, der Flieger flugbereit. Antonio Piccolo, 43-jährig und leidenschaftlicher Pilot, wollte nach Teneriffa in die Ferien fliegen. Am Tag vor dem Abflug half er noch einer Kollegin in einer Bootswerft aus, als er sich plötzlich unwohl fühlte. Die Kollegin meinte besorgt: «Ich bring dich nach Sarnen ins Spital. Du siehst blau aus im Gesicht.» Der behandelnde Arzt versuchte zu beruhigen. Alle Blutwerte waren gut. Dann folgte eine CT-Untersuchung. Piccolo erinnert sich: «Nach der Untersuchung musste ich lange warten. Das verhiess nichts Gutes.» Die Auswertung der Bilder brachte einen Tumor unter dem Schlüsselbein zum Vorschein. Der Arzt sagte: «Ich habe einen Verdacht, möchte aber weiteren Untersuchungen nicht vorgreifen. Jetzt rufe ich einen Kollegen im Luzerner Kantonsspital an. Im dortigen Tumorzentrum haben sie die besten Spezialisten. Da sind Sie in guten Händen.»

Lernen, wieder aufzustehen

Dann ging alles ganz schnell. Piccolo wurde von Sarnen direkt an das Tumorzentrum des Luzerner Kantonsspital (LUKS) überwiesen. Dort folgte eine Untersuchung der nächsten, bis tief in die Nacht hinein. Das hatte für den Patienten den vorteilhaften Nebeneffekt, dass er beschäftigt und dadurch abgelenkt war. Die Chefärztin, Prof. Dr. med. Verena Briner, und der Leitende Arzt, Dr. med. Thilo Zander, die sich sorgfältig um ihn kümmerten, erschienen ihm als eine Art Motivationstrainer. Die Situation erinnerte Piccolo an ein anderes Training. Er studierte einst die Kampfkunst Shinson Hapkido. Sein koreanischer Trainer fragte ihn damals: «Weshalb lasse ich dich immer wieder Falltechnik üben?» Piccolos Antwort: «Damit ich mich nicht verletze.» Der Lehrer schüttelte den Kopf: «Nein! Damit du lernst, wieder gut aufzustehen.»

Schlimme Diagnose, gute Behandlungschancen

Drei Tage später überbrachte die Chefärztin dem Patienten die Diagnose. Es handelte sich um Lymphdrüsenkrebs, Morbus Hodgkin. Dieser bösartige Tumor war aggressiv und sass an einer äusserst unangenehmen Stelle, an der er lebensbedrohlich den Blutfluss aus dem Kopf behinderte. So schlimm die Diagnose war, so gut standen die Behandlungschancen. Diese bieten jedoch nur Zentren wie das Tumorzentrum des LUKS, wo ausgewiesene Spezialisten aus verschiedensten Fachrichtungen die neuesten Behandlungsmethoden beherrschen und sorgfältig geplant anwenden. Piccolo befand sich, wie ihm in Sarnen gesagt worden war, tatsächlich in besten Händen. Die Ärzte des Lymphomzentrums informierten den Patienten so einfühlsam, dass dieser nach dem ersten Schock sogleich die Überzeugung gewann: «Diesen Kampf gewinne ich!» Dabei kannte er seinen Gegner noch gar nicht. Entscheidend war aber, dass er mit einer positiven Einstellung den Kampf gegen den Krebs aufnahm. Am gleichen Tag fand die erste Chemotherapie statt.

Tumor zum Verschwinden gebracht

Die ersten drei Chemobehandlungen überstand Antonio Piccolo ohne Nebenwirkungen, er ging sogar mit seiner Partnerin in den Ausgang. «Das sehr zuvorkommende Pflegepersonal des LUKS ermunterte mich: ‹Gehen Sie raus, wenn Sie sich gut fühlen. Das ist ein Spital, kein Gefängnis. Hier ist die Notfallnummer, überanstrengen Sie sich nicht beim Spaziergang.›» Der Patient war über alles eingehend informiert worden: «Ich war gut vorbereitet. Wir hatten viel besprochen und ich wusste, was in etwa auf mich zukommen würde.» Er erinnerte sich an die Bemerkung des behandelnden Arztes, dass es ein harter Kampf werden würde. Und so war es auch: Die Nebenwirkungen der medikamentösen Behandlungen wurden heftiger. Antonio Piccolo biss die Zähne zusammen und liess sich nicht entmutigen. Die Therapie folgte einem klaren Fahrplan, ihr Ende war absehbar. Doch wenn es einem schlecht geht, kann die Zeit lang werden. Aber es ging vorwärts. Schon bald zeigten die Chemo- und die anschliessende Bestrahlungstherapie Wirkung. Eines Tages war auf den Computerbildern vom Tumor keine Spur mehr zu finden.

Zu mehr Gelassenheit gefunden

Das Gröbste hatte Antonio Piccolo überstanden. Doch ganz der Alte war er noch lange nicht. Vorher war er sportlich und fit, jetzt fühlte er sich schlaff und erschöpft, denn die Behandlung hatte ihm zugesetzt. «Während ich früher um den Lauerzersee joggte, schaffte ich es nun kaum mehr spazierend», erzählt er, «aber für mich war klar: Ich wollte zurück in mein früheres Leben.» Ein mehrwöchiger Rehabilitationsaufenthalt im Engadin half Antonio Piccolo entscheidend weiter. «Es war die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben nach der Krankheit getroffen habe. Durch ein anspruchsvolles Körpertraining, viel Gesprächstherapie und lange Wanderungen fand ich zurück zu mir. Ich habe in der Folge viel in meinem Leben verändert, habe meinen Job gewechselt, einiges aufgegeben, aufgeräumt. Ich lebe heute mein Leben anders als früher, nicht mehr so verbissen, sondern gelassener.» 

 

«Durch die Behandlung im Tumorzentrum des LUKS habe ich 25 Lebensjahre gewonnen. Dafür bin ich dankbar.»

Antonio Piccolo

25 Lebensjahre gewonnen

Heute diskutiert Antonio Piccolo in den Kontrolluntersuchungen am Tumorzentrum mit dem behandelnden Onkologen weniger die aktuellen Analyseresultate – die sind gut! –, sondern mehr die Über - wachung der möglichen Folgen der Behandlung. «Heute kann ich akzeptieren, wenn mir der Arzt sagt, dass ich als gut 40-Jähriger die Therapie überstanden und den Krebs besiegt habe, dass ich aber mit 65 Jahren vielleicht Probleme mit meinem Herz bekomme aufgrund der vielen Medikamente, die ich nehmen musste. Ich halte mir dann vor Augen, dass ich durch die Behandlung 25 Lebensjahre gewonnen habe.» Dafür ist Antonio Piccolo den Spezialisten im Tumorzentrum des LUKS dankbar. Die Krankheit hat seine Einstellung zum Leben verändert: «Ich habe gelernt, das Hier und Jetzt zu schätzen. Ich denke weniger an die Vergangenheit und mache auch kaum Pläne für die Zukunft. Das macht mich frei, glücklich und zufrieden.» Antonio Piccolo ist vom Tumor, der ihn damals am Abflug nach Teneriffa hinderte, befreit. Er kann wieder das machen, was er für sein Leben gern tut: fliegen! «Im übertragenen Sinn», fasst er seine Erfahrung zusammen, «habe ich im Tumorzentrum zum zweiten Mal fliegen gelernt.»

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