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EndoWeek 24: LUKS will Verständnis für die Endometriose stärken

Vom 23. bis 29. September 2024 findet die EndoWeek 24 statt, eine wichtige Initiative zur Sensibilisierung für Endometriose. Diese schmerzhafte chronische Erkrankung betrifft weltweit mindestens jede 10. Frau und wird oft spät diagnostiziert, was zu unnötigem Leid führt. Das Luzerner Kantonsspital (LUKS) hat zwei zertifizierte Endometriosezentren in Luzern und Sursee. Dr. med. Ivo Fähnle, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe des LUKS Sursee, klärt über Symptome und Therapiemöglichkeiten auf.
24. September 2024
Lesezeit: 4 Minuten

Was ist Endometriose und wie wirkt sie sich auf das Leben der Betroffenen aus?

Nach meinem Verständnis zeigt sich die Endometriose auf drei Arten:

  • Endometrioseherde: Dabei handelt es sich um Gebärmutter-ähnliches Gewebe, das sich ausserhalb der Gebärmutter ansiedelt.
  • Adenomyose: Endometrioseherde in der Gebärmutterwand, die starke Krämpfe und Menstruationsschmerzen verursachen. 
  • Funktionsstörung der Gebärmutter: Dysperistaltik, bei der die Gebärmutter Krämpfe mit hohem Druck macht, was zu starken Schmerzen führt, auch ohne sichtbare Endometrioseherde.
     

Wie entsteht die Endometriose? 

Die genaue Ursache ist unbekannt. Eine Theorie besagt, dass Endometrium-Zellen durch die Eileiter ins Becken wandern und dort wachsen. Es gibt zwei Hauptentstehungswege:

  • Druck in der Gebärmutter: Durch Krämpfe starten die Zellen der inneren Schicht mit der Schleimhaut eine Art Notfallprogramm. Dabei werden Wachstumsfaktoren gebildet, welche es den Zellen ermöglichen, später an Orten weiterzuwachsen, wo sie nicht hingehören. Diese Entstehungstheorie erklärt, warum nicht alle Frauen eine Endometriose haben, obwohl die sogenannte Retrograde Menstruation, also das Abfliessen von Menstruationsblut über die Eileiter in den Bauchraum, wahrscheinlich sehr häufig vorkommt. 
  • Keimzellen: Die Eizellen in den Eierstöcken sind die Keimzellen, aus denen grundsätzlich alles entstehen kann. Im Eierstock können daher auch direkt Endometriose-Zysten entstehen. Diese Entstehungstheorie würde auch erklären, warum es wenige Männer auf der Welt gibt, welche eine Endometriose im Hoden haben.

Kann man Endometriose verhindern? 

Nein, leider gibt es keine Möglichkeit dazu. Es wird diskutiert, dass eine Unterdrückung des Zyklus, welche möglichst früh nach der ersten Menstruation begonnen wird, helfen könnte, die Entstehung der Endometriose zu reduzieren. Diese Vorgehensweise erscheint zwar logisch, ist aber praktisch kaum umsetzbar. Wir müssten dafür allen Jugendlichen mit starken Menstruationsschmerzen eine Gestagen-Pille geben, diese würde wiederum häufig Nebenwirkungen verursachen.

Warum ist die Früherkennung von Endometriose so wichtig?

Eine frühe Diagnose lindert Symptome und verbessert die Lebensqualität. Leider werden die typischen Beschwerden oft nicht ernst genommen, was die Diagnose verzögert. Eine Diagnose anhand der Symptome ist jedoch gut möglich und erfordert keine Operation. Ohne korrekte Diagnosestellung werden dann zum Teil unangemessene Abklärungen und Therapien vorgenommen, die wiederum die Beschwerden nicht zufriedenstellend bessern können.

Ivo Fähnle
Lassen Sie sich nicht mit Allgemeinplätzen wie «Menstruationsschmerzen sind normal» abspeisen. Sie sind nicht allein.

Dr. med. Ivo Fähnle, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe des LUKS Sursee

Welche Behandlungsoptionen bietet das LUKS Sursee für Endometriose-Patientinnen an?

Die Therapie der Endometriose sollte so individuell wie möglich sein. Die Möglichkeiten sind: eine Zyklus-Unterdrückung mit Hormonprodukten, die Hormonspirale und weitere medikamentöse Varianten. Häufig operieren wir auch per Bauchspiegelung (Laparoskopie), um Endometriose zu entfernen. Bei Bedarf arbeiten wir mit den Kolleginnen und Kollegen anderer Fachdisziplinen zusammen, etwa mit der Viszeralchirurgie bei Darmbefall mit tiefer Endometriose. Seit Ende 2023 führen ich und meine Kollegin Dr. med. Stephanie Verta auch die intrauterine Botox-Injektion durch. Diese Therapie ist aktuell noch nicht etabliert, zeigt aber in ausgewählten Situationen eine sehr gute Wirkung. Schliesslich beraten wir auch in Fragen der Komplementärmedizin und der Ernährung, beides sehr wichtige Aspekte. Innerhalb des LUKS bestehen zudem eine Sprechstunde der Schmerztherapie und ein breites Physiotherapie-Angebot. 

Können Sie uns ein konkretes Beispiel einer erfolgreichen Behandlung nennen?

Die Behandlung von Endometriose kann schwierig sein. Häufig müssen verschiedene Wege versucht werden, bis etwas funktioniert. Wenn dann eine Möglichkeit gefunden wird, die in einer schwierigen Situation hilft, freue ich mich sehr darüber. So litt eine Patientin jahrelang unter starken Schmerzen. Nach einer minimal-invasiven Operation und Hormontherapie konnte sie ihre Schmerzen erheblich reduzieren und ihre Lebensqualität verbessern. Besonders erfolgreich war die Botox-Injektion bei einer anderen Patientin, die zuvor kaum ihren Alltag bewältigen konnte. 

Was sind die Hauptziele der EndoWeek 24?

Die EndoWeek 24 (Endometriose Awareness Week) soll das Bewusstsein für Endometriose erhöhen und betroffene Frauen unterstützen. Wir möchten die Öffentlichkeit aufklären und den Austausch zwischen Experten und Betroffenen fördern. Wichtig ist nicht nur die Bekanntheit, sondern auch das bessere Verständnis für die Krankheit und die Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist Ihre Botschaft für Frauen, die an Endometriose leiden?

Lassen Sie sich nicht mit Allgemeinplätzen wie «Menstruationsschmerzen sind normal» oder «werden Sie schwanger, das hilft gegen Endometriose» oder «nehmen Sie einfach die Pille» abspeisen. Sie sind nicht allein. Es gibt viele Unterstützungsangebote und wir arbeiten daran, Ihre Lebensqualität zu verbessern. 

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