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Gibt es gegen meine stechenden Schmerzen am Knie keine Therapie?

Bei mir (w, 79) wurde vor vier Jahren am linken Knie das Pes anserinus-Syndrom («Gänsefuss») diagnostiziert. Der Arzt sagte damals, man könne das nicht operieren. Gibt es keine nachhaltige Therapie? Muss ich jetzt bis ans Lebensende mit diesen Schmerzen leben? Solche Schmerzen sind zwar nicht gefährlich, doch nach so langer Leidenszeit findet unser Spezialist eine Aufarbeitung in einer orthopädischen Sprechstunde sinnvoll, um die möglichen Ursachen zu finden.
18. Februar 2023
Lesezeit: 2 Minuten
Heinimann Niklas WebseiteBanner
Dr. med. Niklas Heinimann, Oberarzt Orthopädie am Luzerner Kantonsspital (LUKS) Sursee

Im Fall des Pes anserinus-Syndroms verspüren Sie Schmerzen, deren Ursache nicht immer klar ist. Der Pes anserinus (lateinisch für «Gänsefuss») ist eine Region an der Innenseite des Unterschenkels knapp unterhalb des Kniegelenks, an welcher die sehnigen Anteile mehrerer Muskeln (Semitendinosus, Grazilis und Sartorius) ansetzen. Diese Muskeln agieren als Kniebeuger und wirken zusätzlich als dynamischer Stabilisator der Innenseite des Kniegelenks. An dieser Stelle liegt auch ein Schleimbeutel. Die Ursache der Schmerzen ist nicht immer klar. Diese können zum einen von einer Ansatzreizung oder Entzündung der hier ansetzenden Sehnen ausgehen. Zum anderen kann eine Schleimbeutelentzündung vorhanden sein. Am häufigsten sind Frauen im Alter von 50 bis 80 Jahren betroffen.  

Übergewicht oder Überbelastung als mögliche Ursachen

Die Ansatzreizung der oben genannten Sehnen kann biomechanisch bedingt sein, wobei hier das Augenmerk auf die Beinachse gelegt werden muss. Eine valgische Beinachse (das heisst X-Bein-Achse) führt zur chronischen Überlastung der am Pes anserinus ansetzenden Sehnen. Die gleiche Problematik ergibt sich bei einer Instabilität im Innenband des Kniegelenks oder bei gewissen statischen Problemen des Rückfusses. Als weitere Ursachen werden Unfallereignisse, sportliche Überlastungen und Übergewicht gesehen. Häufig ist ein Pes anserinus-Syndrom auch als Begleitphänomen bei Kniearthrose vorhanden.  

Das Pes anserinus-Syndrom ist kein gefährliches Krankheitsbild. Die Behandlung ist in den allermeisten Fällen konservativ (das heisst nicht operativ). Diese besteht aus Physiotherapie, Schmerzmedikamenten, Stosswellentherapie und unter Umständen Infiltrationen (PRP-Infiltration). Eine zugrunde liegende Beinachsenproblematik oder Kniearthrose muss unter Umständen mitbehandelt werden.  

Mögliche Probleme an der Wirbelsäule

In sehr hartnäckigen Fällen und bei fehlendem Ansprechen auf die konservativen Massnahmen lohnt es sich die Beinachse genauer anzuschauen und es muss an seltene Ursachen für Schmerzen am Pes anserinus gedacht werden und entsprechend die Diagnostik erweitert werden. Unter anderem Ausschluss einer Schmerzausstrahlung aufgrund einer Wirbelsäulenproblematik (Diskushernie L3 oder L4), allenfalls zusätzlich Durchführung einer MRI-Untersuchung am Knie. Hiermit können begleitende Pathologien erfasst werden.  

Sie sehen, es gibt für Schmerzen am Pes anserinus sehr viele Ursachen. Daher empfehle ich Ihnen aufgrund der langen Leidenszeit eine erneute Aufarbeitung in einer orthopädischen Sprechstunde. Dabei können alle erwähnten Ursachen nacheinander abgeklärt und beurteilt und so die korrekte Therapie eingeleitet werden.  
 

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