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Hohes Cholesterin: Medikamente oder Selbsthilfe?

Luzerner Zeitung - Bei einem Check war bei mir (w/57) alles in Ordnung ausser dem Cholesterinwert. Dieser sei bei 6,75, ab 7 müsse man Medikamente nehmen. Was heisst das? Was kann ich selber tun? Ich esse gesund und treibe Sport.
18. September 2018
Lesezeit: 3 Minuten
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Kurzantwort

Neben dem Gesamtcholesterin sind für die Risikoabschätzung die Werte von LDL- und HDL-Cholesterin wichtig. Den Cholesterinspiegel kann man über die Ernährung nur wenig beeinflussen. Eine medikamentöse Senkung ist bei Hochrisikopatienten empfohlen.

Ausführliche Antwort

Das Thema Cholesterin ist komplex. Wir müssen zugeben, dass wir trotz langer Forschung noch nicht alles verstehen. Wichtig zu wissen: Cholesterin ist nicht nur schlecht. Es hat eine wichtige Funktion, etwa für die Stabilität der Zellwände, bei der Bildung von Hormonen, Vitamin D und der Gallensäure.

Dennoch ist zweifelsfrei bewiesen, dass hohes Cholesterin mit einem erhöhten Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis – zum Beispiel Herzinfarkt oder Hirnschlag – verbunden ist.

Mit 6,75 ist vermutlich das Gesamtcholesterin in Millimol pro Liter (mmol/l) gemeint. Das heisst, dass Ihr Cholesterinwert deutlich erhöht ist. Trotzdem, als 57-jährige Nichtraucherin ohne erhöhten Blutdruck ist Ihr Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt oder Hirnschlag zu erleiden, klein. Eine medikamentöse Therapie wäre daher nicht zwingend notwendig. Um das besser beurteilen zu können, ist nicht nur Ihr Gesamtcholesterin zu berücksichtigen, sondern auch Ihr LDL-Cholesterin (das sogenannte «schlechte» Cholesterin), Ihr HDL-Cholesterin, und Ihre Triglyceride.

Sie schreiben, dass Sie regelmässig Sport treiben und sich ausgewogen ernähren. Machen Sie so weiter! Aber: Über die Ernährung kann der Cholesterinspiegel nur wenig beeinflusst werden. Wir nehmen nämlich nur etwa 15 Prozent unseres Cholesterins über die Nahrung auf. Die restlichen 85 Prozent werden durch körpereigene Synthese vor allem in der Leber hergestellt. Ein hoher Cholesterinspiegel ist also ein Stück weit angeboren.

Dennoch reduzieren eine gesunde, fettarme Ernährung und regelmässige körperliche Betätigung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aufs Rauchen sollte man selbstverständlich ganz verzichten, mässiger Alkoholkonsum ist hingegen durchaus erlaubt.

Was Statine bewirken

Zur medikamentösen Cholesterinsenkung werden in erster Linie Statine verschrieben. Sie hemmen die körpereigene Herstellung des Cholesterins in der Leber. Damit lässt sich das LDL-Cholesterin oft um 1 bis 1,5 mmol/l senken. Dadurch sinkt auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Hirnschlag um ca. 25 Prozent. Wir sprechen hier aber von einer relativen Risikoreduktion.

Was bedeutet das? Angenommen, Ihr bei www.agla.ch berechnetes absolutes Risiko beträgt in den nächsten 10 Jahren 4 Prozent. Eine Senkung dieses Risikos um 25 Prozent würde bei Ihnen also eine absolute Reduktion von 1 Prozent in 10 Jahren bedeuten. Das ist nicht besonders viel. Wenn 100 Patienten mit demselben Risiko das Medikament 10 Jahre einnehmen, wird bei einem einzigen ein Herzinfarkt oder Hirnschlag verhindert. Die restlichen 99 hätten es quasi vergebens eingenommen.

Aus diesem Grund empfehlen die aktuellen Richtlinien, dass man nur bei erhöhtem absolutem Risiko und deutlich erhöhtem LDL-Cholesterin ein cholesterinsenkendes Medikament einnehmen soll.

Neben Statinen gibt es noch andere Medikamente, die weniger häufig eingesetzt werden. So kann die Cholesterinaufnahme aus dem Darm gehemmt werden. Zusätzlich gibt es seit einigen Jahren auch ein Medikament, welches den Rücktransport des Cholesterins vom Blutkreislauf in die Leber fördert. Dieses Medikament kann aber nicht als Tablette eingenommen werden, sondern wird alle 2 Wochen ins Unterhautgewebe gespritzt. Ihr Hausarzt oder Kardiologe wird Sie diesbezüglich gerne beraten.

Toggweiler Stefan WebseiteBanner
PD Dr. med. Stefan Toggweiler Co-Chefarzt Kardiologie

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