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«Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen»

Wieder glücklich sein, 100 Prozent arbeiten und fast ohne Einschränkungen leben: Die Geschichte von Stefan Luterbach und seiner Lebertransplantation ist eindrücklich und berührend. Um solches möglich zu machen, braucht es ein gut koordiniertes Zusammenspiel aller Akteure. Das LUKS spielt dabei eine wichtige Rolle.
25. November 2024
Lesezeit: 4 Minuten
Dass Stefan Luterbach wieder so im Leben stehen kann, ist keine Selbstverständlichkeit.
Dass Stefan Luterbach wieder so im Leben stehen kann, ist keine Selbstverständlichkeit.

«Heute kann ich jedes Jahr zwei Mal Geburtstag feiern», sagt Stefan Luterbach. Der 59-Jährige aus Sursee hat am 12. Zentralschweizer Symposium OP-Technik zum Thema Transplantationsmedizin, das kürzlich am Luzerner Kantonsspital (LUKS) stattgefunden hat, seine persönliche Geschichte erzählt. Dr. med. Thomas Kaufmann, Leiter OP-Management am LUKS und Organisator des Symposiums, sagt: «Was er erlebt hat, ist sehr erfreulich – und beeindruckend. Dass Patienten an Fachsymposien ihre persönlichen und emotionalen Erlebnisse einbringen, bietet den Fachpersonen einen grossen Mehrwert.» Denn letztlich stehe stets das Wohl der Patientinnen und Patienten im Zentrum 

Mental zum Schritt bereit

Dass Stefan Luterbach wieder so im Leben stehen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Mit 40 Jahren wurde bei ihm Hämochromatose, eine Stoffwechselkrankheit, diagnostiziert. «Ich hatte einen enorm hohen Eisengehalt im Blut und habe deshalb über Jahre regelmässig Blut abgeben müssen.» Nach 12 Jahren diagnostizieren die Ärzte am Spital in Sursee eine Leberzirrhose und eröffneten ihm, dass er eine neue Leber brauche. Viele Fragen tauchten auf, es folgten zahlreiche Abklärungen. Stefan Luterbach erhielt auch psychologische Betreuung, es ging unter anderem darum, ob er mental zu einem solchen Schritt bereit war.

Ja, das war er. Am Universitätsspital Zürich, wo die Transplantation durchgeführt werden sollte, folgten weitere Abklärungen. Schliesslich entschieden sich die Verantwortlichen dafür, dass er auf eine Warteliste kommt. 

Freudensprung am Telefon

Als am 26. Juni 2017 das Handy läutete, nahm Stefan Luterbach zuerst nicht ab. Erst, als es auf dem Festnetz klingelte, ging er ran und erfuhr, dass er eine neue Leber bekomme. «Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für einen Freudensprung ich da gemacht habe», erzählt er mit Tränen in den Augen. Innerhalb einer Stunde wurde er abgeholt und plötzlich ging alles sehr schnell. Er habe nie einen Gedanken daran verloren, was passiert, wenn etwas schief geht. «Mein Optimismus hat mir sehr geholfen.» Nach dem Spitalaufenthalt folgten vier Wochen Reha. «Die schönsten vier Wochen in meinem Leben», versichert Stefan Luterbach. Die Batterien hätten sich allmählich von null auf hundert gefüllt. Nach einem Jahr konnte er wieder normal arbeiten. «Heute habe ich fast vergessen, dass ich eine fremde Leber habe, weil ich keine Nebenwirkungen spüre. Und weil ich wieder alles machen kann, was im Leben Spass macht.» Ausser ein paar Medikamenten könne er leben wie vor der Erkrankung. «Ich bin überglücklich und danke meiner Familie, Swisstransplant und allen, die das möglich gemacht haben.»

Erfreuliche Entwicklung

Das LUKS leistet mit der Entnahme von Organen einen wichtigen Beitrag, damit Menschen wie Stefan Luterbach geholfen werden kann. Dies wurde im fachlichen Teil des Symposiums beleuchtet. «Das neue Transplantationsgesetz wird zwar erst 2026 umgesetzt, aber die Zahl der Transplantationen hat bereits stark zugenommen und die Wartelisten verkleinern sich, was sehr positiv ist», sagt Dr. med. Thomas Kaufmann. Franziska Beyeler und Prof. Dr. Thomas Müller von Swisstransplant zeigen akademisch fundiert und dennoch in sehr verständlicher Sprache auf, wie wichtig das Zusammenspiel aller Akteure sei. 

Swisstransplant als Drehscheibe zwischen Spendenden und Empfängerinnen und Empfängern achtet dabei in erster Linie auf Gerechtigkeit, wenn es um den Entscheid geht, wer wann ein Organ erhält. Und Thomas Müller betont, oberstes Ziel sei es, neues Leben zu ermöglichen. «Die Medizin kann hier etwas Gutes bewirken, für mich ist das wie ein Wunder.»

Gute Seelsorge, perfekte OP-Technik

Die Seelsorgerin Renate Förster vom LUKS kümmert sich um Angehörige von Menschen, die ein Organ spenden. Besonders wichtig ist dies bei einem Patienten, der einen Hirntod nach einem Herz-Kreislaufstillstand (DCD) erlitten hat. «Wir begleiten die Angehörigen in diesem ganzen schwierigen Prozess, wir klären auf und geben Raum, um Abschied von ihren Liebsten zu nehmen.» Die Seelsorge kümmert sich auch um die Nachsorge nach dem Eingriff.

Zentral ist die Operationstechnik – alles steht und fällt mit einer perfekt funktionierenden Teamarbeit, beschreiben es die beiden Fachfrauen Operationstechnik, Carmen Andermatt und Alessandra Hauser. So müsse etwa das Eis zwölf Stunden vorher vorbereitet und regelmässig bearbeitet werden, damit es die optimale Konsistenz hat. «Da die Multiorganentnahme kein Routineeingriff ist, bedeutet es für uns alle jedes Mal eine Ausnahmesituation», so Carmen Andermatt. Deshalb sei das anschliessende Debriefing im Operationssaal wichtig. Denn hinter jeder Spenderin oder jedem Spender steht ein Mensch mit einem persönlichen Schicksalsschlag.

Insbesondere bei DCD-Patienten spielt der Zeitfaktor eine grosse Rolle, weshalb es hektisch zu und her gehen kann. «Auch der Umstand, dass Angehörige im OP Abschied nehmen, stellt für uns eine Herausforderung dar», sagt Alessandra Hauser.Für alle Beteiligten ist klar: Transplantationsmedizin ist ein komplexes Thema und erfordert grosse Anstrengungen von vielen verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen, welche optimal miteinander zusammenarbeiten müssen. Die sich aber lohnen, wenn man Stefan Luterbachs strahlendes Gesicht sieht. «Mit der Organspende habe ich ein zweites Leben bekommen.»

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