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Ich tröpfle oft in die Hose. Wie bekomme ich das in den Griff?

Seit mehreren Monaten «tröpfelt» es bei mir (65, weiblich) immer in die Hose, wenn ich lache oder mich anstrenge. Das ist mir sehr unangenehm. Wie kann man dies behandeln? Braucht es dafür eine Operation? Oft helfen schon konservative Massnahmen wie gezielte Beckenbodentherapie oder Systeme zum Stützen der Harnröhre, sagt unsere Spezialistin, PD Dr. med. Corina Christmann, Chefärztin / Leitung Frauenklinik am LUKS.
27. April 2024
Lesezeit: 2 Minuten
Christmann Corina WebseiteBanner

Wir sprechen hier von Inkontinenz, einer weit verbreiteten und tabuisierten Krankheit in unserer Gesellschaft. Sie betrifft nicht nur Frauen ab zirka 65 Jahren. Bis zur Hälfte aller Frauen leiden nach einer Schwangerschaft oder Geburt unter unkontrolliertem Urinverlust. Sie sind mit diesem Problem nicht allein.
Angesichts der Vielzahl möglicher Ursachen für den unwillkürlichen Urinverlust ist eine umfassende Untersuchung und detaillierte Abklärung unerlässlich, um die Ursache der Inkontinenz zu identifizieren und angemessen behandeln zu können.

30 bis 45 Prozent aller Frauen betroffen

Frauen, die an Belastungsinkontinenz leiden, berichten typischerweise über ungewollten Urinverlust beim Husten, Niesen, Lachen, beim Treppensteigen oder Wandern, manchmal auch in Ruhe. Dies kann tröpfchenweise oder sogar in einem Strahl geschehen und ist äusserst unangenehm für die Betroffenen. Oft beginnen sie, bestimmte Aktivitäten zu vermeiden oder trinken vorsichtshalber weniger, als empfohlen ist. 
Die wesentlichen Risikofaktoren sind das Alter, Schwangerschaften/Geburten, Bindegewebsschwäche und Übergewicht. Schätzungen zufolge sind etwa 30 bis 45 Prozent aller Frauen in ihrem Leben von diesem Problem betroffen.

Beckenbodentherapie oder Pessarsysteme

Frauen wie Ihnen kann jedoch geholfen werden, da uns verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Für Frauen mit leichter Belastungsinkontinenz, welche beim Husten, Lachen oder Niesen Urin verlieren, kann eine gezielte Beckenbodenphysiotherapie unter Anleitung spezialisierter Physiotherapeutinnen/-therapeuten hilfreich sein. Auch der Einsatz von Pessar-Systemen (Vaginaltampons), welche die Harnröhre stützen, kann von Vorteil sein und bereits eine deutliche Linderung der Beschwerden bewirken. Insbesondere der Beckenboden junger Frauen nach Schwangerschaften und Geburten hat die Fähigkeit, sich innert 12 Monaten zu regenerieren. Daher ist es entscheidend, dass das Thema der Inkontinenz während der Geburtsnachkontrolle aktiv mit den Frauen diskutiert wird.

Bringen diese ersten konservativen Massnahmen nicht den gewünschten Erfolg, können operative Verfahren wie die suburethrale Schlingen-Einlage (Band-Einlage unterhalb der Harnröhre) oder Bulkamid-Injektionen (Unterpolsterung der Harnröhre) in Betracht gezogen werden. Diese Eingriffe erfordern nur einen kurzen Spitalaufenthalt und sind wissenschaftlich sehr etabliert. Bandeinlagen haben sich seit fast drei Jahrzehnten mit sehr hoher Zufriedenheitsrate (90 bis 95Prozent) über einen längeren Zeitraum bewährt.

Bei Unklarheiten oder zunehmendem Leidensdruck empfehle ich Ihnen, Rat bei der Gynäkologin, in einem spezialisierten Beckenbodenzentrum oder einer urogynäkologischen Abteilung zu holen.
 

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