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Jetzt ist die Grippewelle im Anmarsch

Urner Zeitung - In der Zentralschweiz hat die Grippe den epidemischen Schwellenwert überschritten. Eine Altersgruppe ist weniger stark betroffen.
29. Januar 2020
Lesezeit: 3 Minuten
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Sonja Bertschy, stv. Chefärztin Infektiologie und Spitalhygiene, LUKS Luzern

Plötzlich auftretendes, hohes Fieber und Schüttelfrost, Husten sowie Hals-, Kopf- und Gelenkschmerzen: Die Grippe hat unangenehme Folgen. Jeden Winter - mal früher, mal später - wird die Viruskrankheit in der Schweiz zur Epidemie. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) muss dafür ein Schwellenwert an «grippeähnlichen Erkrankungen » erreicht sein. Die Marke von 69 Fällen pro 100 000 Einwohner wurde in der Zentralschweiz in der zweiten Januarwoche überschritten, wie Zahlen des BAG zeigen. Bis anhin zeigt die Grippewelle einen ähnlichen Verlauf wie im Vorjahr (siehe Grafik). «Davon Prognosen für die weitere Entwicklung zu machen ist wie Kaffeesatz lesen», sagt Sonja Bertschy, stellvertretende Chefärztin für Infektiologie und Spitalhygiene am Luzerner Kantonsspital (Luks). Erfahrungsgemäss laufe jede Grippesaison anders ab. Im Luks wurden seit Anfang Jahr 80 Grippe-Fälle registriert. Zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich einzig sagen, dass die Grippewelle heuer etwas später beginne als in den Jahren zuvor, so Bertschy.

Prognosen zu machen, ist wie Kaffeesatz lesen.

Sonja Bertschy, stv. Chefärztin Infektiologie und Spitalhygiene, LUKS Luzern

Grippe kommt oft von Westen

Früher als in der Zentralschweiz war die Grippewelle im Welschland aktiv. Dieses Phänomen sei öfters zu beobachten, sagt Christoph Merlo, der eine Gemeinschaftspraxis an der Furrengasse in Luzern betreibt. Die Gründe dafür seien unklar. Seit dem Jahr 2000 ist Merlo Vorsteher der Zentralschweizer Sentinella-Ärzte. Sie sind Teil eines Meldesystems und übermitteln wöchentlich und anonym Beobachtungen an das BAG. In seiner Praxis habe er diese Saison bereits vereinzelte Grippe-Fälle festgestellt, sagt Merlo. «Meist gibt es in unserer Praxis aber weniger Erkrankungen, weil unsere Patienten im Durchschnitt ein höheres Alter aufweisen.» Dieses Muster bestätigen schweizweite Zahlen. Am meisten Neuerkrankungen treten derzeit in der Altersklasse der 0- bis 14-Jährigen auf. Am tiefsten ist der Wert bei den über 65-Jährigen. Merlo sieht zwei Gründe dafür: «Ältere Leute impfen sich konsequenter. Zudem haben sie im Verlaufe ihres Lebens verschiedene Grippeepidemien erlebt, weshalb sie eine gewisse Grundimmunität aufbauen konnten. Diese kommt zum Tragen, obwohl sich die Grippeviren von Jahr zu Jahr leicht verändern.» Falls es bei älteren Personen aber zur Infektion kommt, ist für sie das Risiko von schweren Komplikationen erhöht. Eine Hals-, Lungen- oder Mittelohrentzündung kann die Folge sein.

Impfung deckt die häufigsten Virustypen ab

Zum Schutz vor der Influenza, wie die Grippe im Fachjargon heisst, ist eine Impfung möglich. Die Impfstoffe werden jährlich angepasst, basierend auf den Viren des Vorjahres. Je nach Saison und geimpften Personen wird die Wirksamkeit auf 20 bis 80 Prozent geschätzt. Und wie sieht es in diesem Jahr aus? Merlo zeigt sich optimistisch: «Bis jetzt wirkt die Impfung. Es ist vorteilhaft, dass nun flächendeckend ein Tetraimpfstoff verwendet wird.» Dieser schützt gegen je zwei Virenstämme des Influenza-Typ A und -Typ B. «In den beiden Vorjahren gab es Probleme, weil etliche Impfstoffe nur gegen einen der beiden Influenza- Typ-B-Virenlinien wirkten. Die meisten Ärzte und Institutionen haben nun umgestellt.» Dieses Jahr habe man bisher deutlich mehr Viren des Typs A nachgewiesen, welche gut im Wirkstoff abgedeckt seien. In seiner Arztpraxis impft Merlo jährlich rund 300 Patienten, wobei die Tendenz leicht steige. Eine Zunahme verzeichnet auch das Luks - bei der Impfrate der Mitarbeitenden. Aktuell liegt sie bei 23 Prozent. Ideal für die Impfung ist die Zeit von Mitte Oktober bis Mitte November. Doch die Impfung ist noch immer möglich: «Es ist sicher etwas spät, aber noch nicht zu spät, weil die Grippewelle erst am Anrollen ist», sagt Sonja Bertschy. Bis sich der volle Schutz entwickelt, dauert es rund 10 bis 14 Tage. Nebst der Impfung rät das BAG dazu, sich die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen und beim Husten oder Niesen ein Papiertaschentuch vor Mund und Nase zu halten.

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Quelle: Urner Zeitung vom 23.01.2020

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