Lohnt sich ein künstliches Hüftgelenk mit 90 Jahren noch?
Grundsätzlich gibt es für eine Hüftprothesen-Operation keine Alterslimite. Analog zum steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung benötigen auch immer mehr ältere Patientinnen und Patienten eine Hüftoperation. Es muss jeder Fall einzeln betrachtet werden. Dabei sind insbesondere auch die Begleiterkrankungen – im Fall Ihrer Mutter die Osteoporose – mit in die Beurteilung und allfällige Operations-Planung einzubeziehen. Ein relevanter Faktor ist auch das allgemeine Aktivitätsniveau. Gerade bei noch selbstständig lebenden, betagten Personen kann eine schmerzbedingte Mobilitätseinschränkung zum Verlust der Eigenständigkeit mit Pflegebedarf führen.
Ausschöpfen der konservativen Therapiemassnahmen
Ein künstliches Hüftgelenk kommt erst zum Einsatz, wenn alle Alternativen nicht mehr helfen. Generell gilt darum, dass vorerst die nichtoperativen Therapiemassnahmen ausgeschöpft werden sollten. Dazu gehören die Physiotherapie zum Erhalt der Beweglichkeit und der Rumpf-/Beckenmuskulatur. Sie kann auch zu wirksamen persönlichen Verhaltensänderungen führen. Möglich ist eine Therapie mit Schmerzmitteln; dabei helfen vor allem die Mittel aus der Stoffgruppe der NSAR (nicht steroidale Antirheumatika), welche auch eine entzündungshemmende Wirkung haben.
Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Dosis der Schmerzmittel aufgrund des Alters angepasst werden muss und die Mittel bei längerer Einnahme zu Nebenwirkungen führen können. Allenfalls käme auch eine Infiltration (Spritze ins Gelenk) mit Kortison und Lokalanästhetikum in Frage, wobei dies häufig nicht zu einer dauerhaften Schmerzfreiheit führt, sondern lediglich für einige Wochen bzw. Monate die Beschwerden lindert.
Eine den Bedürfnissen angepasste Operation
Zeigt sich im Röntgenbild jedoch bereits eine fortgeschrittene Arthrose (nicht rückgängig zu machende Gelenksschädigung) oder ist die Lebensqualität deutlich eingeschränkt mit Nachtschmerzen und zunehmend eingeschränkter Beweglichkeit des Hüftgelenks, ist eine konservative Therapie nur noch bedingt sinnvoll.
Eine optimale Vorbereitung, minimal invasive Operationstechniken (kleinste Einschnitte) ohne Ablösung oder Verletzung der Hüftmuskulatur und eine altersgerechte Wahl und Verankerung des künstlichen Gelenks reduzieren die Risiken und erlauben rasch nach der Operation aktivierende Massnahmen unter voller Belastung. Bei Patienteninnen und Patienten, welche wie Ihre Mutter im hohen Alter noch selbstständig wohnen und den Alltag allein bewältigen, kann nach der Operation auch eine stationäre Rehabilitation helfen, wobei individuell und interdisziplinär trainiert wird.