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LUKS-Chirurgen wenden erstmalig ein innovatives Hüftfraktur-Nagelsystem an

Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Luzerner Kantonsspital (LUKS) in Luzern hat erstmalig in Europa einen Gamma4-Nagel zur Behandlung einer Hüftfraktur eingesetzt. Die Chirurgen sind überzeugt, dass diese medizinische Innovation den Patientinnen und Patienten zugutekommt.
24. Mai 2024
Lesezeit: 3 Minuten
Dr. med. Marcel Köppel und PD Dr. med. Björn-Christian Link mit dem über 80-jährigen Werk "Die Marknagelung".
Dr. med. Marcel Köppel und PD Dr. med. Björn-Christian Link mit dem über 80-jährigen Werk "Die Marknagelung".

«Morgens um drei Uhr wurde ich gerufen», erzählt Dr. med. Marcel Köppel, Leitender Arzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am LUKS Luzern. Er hatte Dienst und wurde zu einer Operation einer pertrochantären Femurfraktur (Hüftfraktur) gerufen. «Als ich mir ein Bild der Verletzung gemacht hatte, entschied ich mich, das Gamma4-Nagelsystem anzuwenden», so Köppel.

PD Dr. med. Björn Link, Chefarzt und Leiter der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am LUKS Luzern ist stolz, konnte erstmalig dieser neue Marknagel eingesetzt werden. «Es zeigt, dass wir unsere Patientinnen und Patienten stets bestmöglich und unter Mithilfe der neusten Innovationen und Technologien behandeln», so Link. Denn letztlich stehe die Behandlungsqualität und damit das Wohl der Patientinnen und Patienten an oberster Stelle. 

Spannende Entstehungsgeschichte

Nach Abschluss der ersten Operation mit dem neuen Marknagel nahmen Link und Köppel das Buch «Die Marknagelung» von Gerhard Küntscher zur Hand. Er hat die Behandlung von gebrochenen langen Röhrenknochen mit Marknägeln geprägt. Der erste Patient behandelte er am 9. November 1939. Dieser stürzte von einem Trockendock in der Kieler Schiffswerft. «Er konnte nicht mehr aufstehen und wurde mit einer Ambulanz ins Spital gebracht. Er war nicht bewusstlos, lediglich ein wenig schwindlig (2-3 Bier)», heisst es im damaligen Patientenbericht auf welchem abschliessend auch steht: «Erster Fall mit Marknagelung des Oberschenkels. Gutes Ergebnis.»

Auf der 68. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie im März 1940 in Berlin berichtete Küntscher über die ersten dreizehn Fälle. Die Anerkennung blieb da noch aus, er musste schwere Vorwürfe hinnehmen und wurde als «Metallprügel» bezeichnet. Als er während des zweiten Weltkrieges den Marknagel bei britischen und amerikanischen Gefangenen anwandte, musste er befürchten, dass ihm die Alliierten menschenverachtende Humanexperimente unterstellen würden. Das Time-Magazin berichtete jedoch bereits 1945 über «die erstaunliche Heilung eines heimgekehrten amerikanischen Kriegsgefangenen nach einer Marknagelung.» Fortan prägte die Marknagelung die Unfallchirurgie und entwickelte sich laufend weiter.

Dies bis heute auch in Luzern. «Im Falle einer Marknagelosteosynthese wird die Fraktur unter Narkose nach dem operativen Zugang und Eröffnen des Markraumes reduziert, ein Nagel eingebracht und mit Schrauben fixiert», sagt Marcel Köppel. Am grundsätzlichen Prinzip und den entstehenden Vorteilen habe sich kaum etwas verändert. «Dadurch, dass Marknägel im Zentrum der Röhrenknochen positioniert sind und somit in den natürlichen Kraft- und Belastungslinien verlaufen, ist häufig eine rasche postoperative Mobilisation mit früher Belastung erlaubt, was sich positiv auf den Heilungsverlauf auswirken kann», so der Chirurge.

Der erstmalig in Europa angewandte Gamma-4-Nagel wurde im September 2023 zertifiziert. Das Gamma4-Hüftfraktur-Nagelsystem sei eine fortschrittliche medizinische Lösung, die Chirurginnen und Chirurgen auf der ganzen Welt Optionen zur Rationalisierung des operativen Ablaufs und zur Verbesserung der Verfahrenseffizienz zur Verfügung stelle, so Hersteller Stryker. In Nordamerika und Japan wurde es bereits 25'000 angewendet.

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