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Mein Kiefergelenk macht Geräusche – was nun?

Ich (weiblich, 32) stelle in letzter Zeit ein Geräusch in meinem Kiefergelenk fest. Ich mache mir Sorgen, dass sich das Gelenk frühzeitig abnützt und ich in naher Zukunft nicht mehr richtig kauen kann. Woher kommt das? Sollte ich einen Arzt aufsuchen? Laut unserem Spezialisten sind die Geräusche meist harmlos und ein chirurgischer Eingriff ist selten nötig. Doch wenn Schmerzen damit verbunden sind, sei es ratsam, medizinischen Rat zu holen.
27. November 2023
Lesezeit: 2 Minuten
Gander Thomas WebseiteBanner
PD Dr. med. dent. Thomas Gander, Chefarzt Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichts- und Oralchirurgie

Kiefergelenksgeräusche sind häufig und meist harmlos. Ursachen reichen von Funktionsstörungen der Knorpelscheibe (Discus articularis) über degenerative Veränderungen bis hin zu Ablagerungen im Gelenk. Fehlen Symptome wie Schmerzen und Einschränkung der Mundöffnung, ist in der Regel keine Therapie nötig.
 
Häufigste Ursache für ein Geräusch im Kiefergelenk ist eine Fehlposition des erwähnten Discus articularis, welcher zwischen Gelenkspfanne und -kopf eingelagert ist und bei Bewegung zentral auf dem Gelenkskopf mitgleitet. Bei schlaffen Kapsel- und Bandstrukturen kann sich der Discus verlagern und beim Öffnen und Schliessen des Munds über den Gelenkskopf schnappen. Dabei entsteht ein charakteristisches Knacken. 

Bei Schmerzen ist Spezialistenwissen gefragt

Meist endet die Funktionsstörung von selbst wieder und führt nicht zu vorzeitiger Gelenksabnützung. Selten schnappt der verlagerte Discus nicht auf den Gelenkskopf zurück. In diesen Fällen können Mundöffnungs-Einschränkung und Schmerzen auftreten. Das charakteristische, bewegungsabhängige Knacken fehlt. Dann ist es ratsam, die Meinung eines Spezialisten, einer Spezialistin einzuholen. 

Die Therapie erfolgt stufenweise, beginnend mit konservativen Massnahmen über minimalinvasive (über kleine Hautzugänge) bis hin zu offener Kiefergelenks-Chirurgie. Letztere ist nur selten nötig. Im Zentrum stehen die ausführliche Patientenaufklärung und Information über den gutartigen Charakter sowie den in der Regel selbstlimitierenden Verlauf. Konservative Massnahmen wie spezialisierte Physiotherapie, Schienenbehandlung und Schmerzmedikation zeigen meist den gewünschten Erfolg. Auch Aspekte von psychischer Belastung gilt es zu erfassen und bei Bedarf zu behandeln. 

Eingriff ohne sichtbare Narben

Bleibt die Besserung aus, ist eine minimalinvasive Gelenkspiegelung (Arthroskopie) angesagt. Diese hinterlässt keine sichtbaren Narben und ist äusserst effizient. Bleibt der Erfolg auch dann aus, kann ein offener Eingriff am Kiefergelenk notwendig sein. Der Zugang zum Gelenk erfolgt über einen in Hautfalten geführten und kaum sichtbaren Schnitt vor dem Ohr. Der Discus wird in die korrekte Position gebracht und dort fixiert oder bei fortgeschrittener «Zerstörung» in Ausnahmefällen entfernt. 

Reibgeräusche können Ausdruck einer Gelenksarthrose oder von Knorpel- und Kalkablagerung im Gelenksraum sein. Auch hier stehen konservative Massnahmen an oberster Stelle und die Therapie folgt den oben beschriebenen Schritten. Nur sehr selten kommt es zu fortschreitender Gelenksdestruktion mit Kieferklemme und Bissstörung, die eine normale Nahrungsaufnahme verunmöglicht. In solchen Ausnahmefällen wird das Kiefergelenk durch eine digital hergestellte individuelle Gelenksprothese erfolgreich und langfristig ersetzt. 
 

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