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Muss ich den Spickfinger wirklich operieren lassen?

Ich (w, 74) habe immer wieder einen «Spickfinger», meist im Mittelfinger der rechten oder linken Hand. Mehrmalige Cortison-Spritzen halfen nur kurzfristig. Gegen dieses Problem der Beugesehnen wirken entzündungshemmende Mittel meist nur kurzfristig, sagt unser Spezialist. Letztlich ist es eine Frage des Leidensdrucks. Ist er gross und helfen Handtherapie oder Cortison nicht, ist eine Operation ratsam. Sie erfolgt ambulant in Teilanästhesie und hat eine sehr hohe Erfolgsrate.
19. September 2023
Lesezeit: 2 Minuten
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Dr. med. Urs Hug, Chefarzt und Leiter Handchiurgie, LUKS Luzern

Selten ist eine medizinische Diagnose so einfach zu stellen wie in Ihrem Fall. Mit dem Begriff des «Spickfingers» ist schon alles klar. Ob der Finger nun «spickt» oder «schnappt» oder «schletzt» oder «springt» – es handelt sich (fast) immer um das gleiche und sehr häufige Problem im Bereich der Beugesehnen. 

Um mit der Hand gut greifen zu können, müssen die Beugesehnen der Finger möglichst nahe an den Knochen entlanglaufen. Hierfür wird der Kanal, in welchem die Sehnen vor- und zurückgleiten, durch sogenannte Ringbänder stabil an die Knochen geheftet. Das erste dieser Bänder liegt in der Hohlhand, kurz bevor sie sich in die Finger aufteilt. Hier müssen die Sehnen in den Kanal «eintauchen» - und dies kann zu mechanischer Reizung führen, indem die Sehnen an der Kanalwand scheuern. 

Finger kann gar blockiert werden

Typische Symptome sind Schmerzen bei Druck auf die beschriebene Stelle, oft kommt ein Ziehen streckseitig über dem Grundglied Richtung Mittelgelenk hinzu. Die vollständige Streckung des Fingers fällt schwer, er kann anschwellen, bleibt manchmal in Beugestellung «hängen» und muss mit Kraft oder sogar mit Hilfe der Gegenhand wieder gestreckt werden. Dabei kommt es zum «Spicken» und oft auch zum Schmerz. Letztlich kann das Gleithindernis gar den Finger in Beugestellung blockieren.

Jede Person kann von diesem Problem betroffen werden, am häufigsten Frauen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren. Gehäuft tritt der Spickfinger bei Krankheiten wie Diabetes mellitus, Gicht, Nierenerkrankungen oder nach Operation eines Karpaltunnelsyndroms auf. Der Auslöser für dieses Problem bleibt jedoch meistens unklar – es kann beispielsweise schon ausreichen, Sträucher im Garten zu schneiden.

Oft hilft eine Cortison-Infiltration

Sind die Beschwerden gering, kann zugewartet werden. Entzündungshemmende Medikamente helfen meist nur vorübergehend und sollten nur punktuell eingesetzt werden. Dehnungsübungen werden nach dem Motto «nützts nüt, so schadts nüt» oft empfohlen. Mit Unterstützung einer Handtherapie kann mit guter Erfolgschance eine Schienenbehandlung versucht werden. In den meisten Fällen kommt eine Infiltration («Spritze») direkt am Problemort mit wenig Cortison zur Anwendung. Währenddem Nebenwirkungen sehr selten auftreten, besteht mit einer oder zwei Infiltrationen eine Heilungsrate von rund 80 Prozent. 

Nur wenn diese Massnahmen nicht helfen, nicht angezeigt oder gewünscht sind, wird die Operation empfohlen. Dabei wird über einen kleinen Schnitt in der Hohlhand das beschriebene erste Ringband durchtrennt. Diese Operation erfolgt in der Regel ambulant und in einer Teilanästhesie. Die Erfolgsrate ist sehr hoch, die Komplikationsrate sehr klein. 

Entsprechend würde ich Ihnen raten, dem Ratschlag Ihres Handchirurgen zur Operation zu folgen.
 

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