Reisen mit Kindern – die Grossmutter ist beunruhigt

Die in einem längeren Begleitschreiben geschilderten Sorgen der Grossmutter schneiden gleich mehrere Themen an: Sind Reisen generell ein Risiko für Kinder? Welche Rolle spielt das gewählte Transportmittel? Wären «Dreigenerationenferien» mit Kindern, Eltern und Grossmutter eine Alternative?
Allgemein: Eine Reise sollte sich an den Bedürfnissen des Jüngsten orientieren, denn Kleinkinder können «undankbare» Reisebegleiter sein. Im erwähnten Fall drehen sich die Sorgen indes nicht um das 1- und das 4-jährige, sondern um das 7-jährige Kind. Was nur zeigt: Die Probleme können individuell unterschiedlich sein.

Viele Pausen und Spiele
Zum Transportmittel: Lange Reisen mit kleinen Kindern können sehr anstrengend sein. Es gilt, mit dem Auto Pausen einzulegen und sie zu beschäftigen mit vorbereiteten Spielen. Das Flugzeug bietet sich an, um in kurzer Zeit eine beträchtliche Strecke zurückzulegen. Nicht ausser Acht zu lassen sind aber ökologische Überlegungen sowie auch die Risiken, die exotische Destinationen mit sich bringen. Im Kinderspital sind wir zunehmend konfrontiert mit Säuglingen und Kleinkindern mit Malariaverdacht (und Malaria!), exotischen Krankheiten wie einer akuten Melioidose (nach Thailand-Aufenthalt in Regenzeit) oder Denguefieber. Auch Scabies (Krätze) wird mit nach Hause gebracht, der Juckreiz ist gelinde ausgedrückt quälend.
Im hier geschilderten Fall der Grossmutter geht es um Destinationen in Nachbarländern, wo sich niemand Gedanken machen muss über tropische Krankheiten. Nicht zuletzt deshalb meine grundsätzliche Empfehlung: Reisen Sie mit kleinen Kindern eher regional, sicher und möglichst stressfrei.
Was die erwähnten Infekte betrifft: Solche treten bei Klein- und Schulkindern recht häufig auf, meist viraler Art. Einen Zusammenhang herzustellen mit den offenbar meist kurzen und teils mit Shopping verbundenen Reisen, fällt deshalb sehr schwer. Aus medizinischer Sicht ist jedenfalls überhaupt nichts gegen diese Art der Familienaktivität einzuwenden.
Ferien mit allen Generationen: Nervenprobe
Ob man als Grosseltern zur Entlastung mit auf Reisen bzw. in die Ferien gehen soll, will gut überlegt sein. «Dreigenerationenferien» entpuppen sich gelegentlich als Nervenprobe: Beschränken Sie die gemeinsame Zeit auf ungefähr vier Tage. Oft beginnen ab da kleinere und grössere Unstimmigkeiten.
Auch hier ein grundsätzlicher Rat: Mischen Sie sich als Grosseltern möglichst wenig in den Erziehungsstil der nächsten Generation ein. Es ist ein Minenfeld. Und an die Eltern: Viele Grosseltern möchten gerne Zeit mit ihren Enkeln verbringen. Lassen Sie es als Eltern zu, und geniessen Sie das Shopping zu zweit, während Grossmama mit den Kindern in der Gelateria ist!
Zum Schluss noch ein Tipp: Das Zusammenstellen einer Reiseapotheke ist sinnvoll. Seien Sie gefasst auf Reisekrankheit. Wappnen Sie sich gegen kleine Unfälle und Wunden, gegen banale Erkrankungen (Thermometer, fiebersenkende Mittel), gegen Durchfall («Elektrolytlösung»), und saisonal nicht zu vergessen sind Sonnen- und Insektenschutz.
Quelle: Luzerner Zeitung vom 10.07.2018
Spezialisten
Fachbereiche
