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Sind «Abnehm-Spritzen» mehr als ein Mode-Medikament?

Sogenannte «Abnehm»-Spritzen sind derzeit in aller Munde. Wie wirken sie? Sind das einfach Medikamente, die einem helfen, ein paar Kilogramm abzunehmen? Oder in welchen Fällen werden sie sonst noch erfolgreich eingesetzt?
1. Juli 2024
Lesezeit: 2 Minuten
Fischli  Stefan WebseiteBanner

Unter den Begriff «Abnehm-Spritzen» fällt eine Gruppe von Medikamenten, die helfen können, die Gewichtsabnahme medikamentös zu unterstützen. Ursprünglich wurden diese Präparate – sogenannte GLP-1-Rezeptor-Agonisten – vor über 15 Jahren zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2(chronische Erkrankung des Zuckerstoffwechsels) zugelassen. Diese Substanzen weisen eine ähnliche Struktur auf wie ein aus dem Darm stammendes Hormon und senken den Blutzucker. Neben dieser Wirkung erkannte man schon früh, dass sie auch zu einer Gewichtsreduktion führen, indem sie direkt am Magen-Darmtrakt sowie im Appetit- und Sättigungszentrum des Gehirns wirken. Ihre Wirkung aufs Gewicht ist umso ausgeprägter, je höher die eingesetzte Dosis ist. 

Bekanntheitsgrad führt zu Versorgungsengpass

Unter dem Namen Saxenda (Wirkstoff: Liraglutid) wurde das erste Präparat zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas in der Schweiz vor einigen Jahren zugelassen. Die Forschung und Entwicklung führte zu noch wirksameren Substanzen mit längerer Halbwertszeit, die nur einmal pro Woche verabreicht werden. Das Diabetesmedikament Ozempic (Wirkstoff Semaglutid) wird seit langem in der Diabetesbehandlung gebraucht. 
Letzteres wurde durch Erfahrungsberichte verschiedenster Prominenter in sozialen Medien als wirkungsvolle «Abnehmspritze» bekannt, was eine grosse, bis heute andauernde Nachfrage ausgelöst hat, die nicht zuletzt dazu führt, dass immer wieder Versorgungsengpässe auftreten. Seit Anfang dieses Jahres ist Wegovy mit dem gleichen Wirkstoff ebenfalls in der Schweiz zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas zugelassen und hat Saxenda abgelöst. 

Übergewicht – eine chronische Erkrankung

Übergewicht ist eine komplexe chronische Erkrankung und gleichzeitig ein Risikofaktor für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes mellitus oder Krebs. Wir wissen schon seit längerem, dass Liraglutid und Semaglutid das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Typ-2-Diabetes senken. Gemäss neusten Daten gilt dies auch für übergewichtige/adipöse Personen ohne Diabetes, die mit Semaglutid behandelt werden. Wir haben also zum ersten Mal hochwirksame Medikamente zur Verfügung, um Übergewicht und Adipositas zu behandeln. Das heisst, dass nicht nur das Gewicht, sondern auch das kardiovaskuläre Risiko etwa von Herzinfarkt und Hirnschlag effektiv gesenkt werden kann. 

Wir können heute die Prognose Betroffener entscheidend verbessern. Dieser sehr wichtige Punkt tritt der bei der Diskussion um die «Lifestyle-Aspekte» dieser Medikamente in den Hintergrund. GLP-1-Rezeptor-Agonisten sind Medikamente, die bei Vorliegen gewisser Bedingungen medizinisch absolut Sinn machen und darum auch von der Grundversicherung übernommen werden.
 

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