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Soll ich bei Heuschnupfen einen Allergietest machen?

Bote der Urschweiz - Ich (w, 38) leide im Frühling an Heuschnupfen und habe das Gefühl, dass die Symptome von Jahr zu Jahr etwas zunehmen. Worauf ich genau allergisch bin, weiss ich nicht. Bringt es etwas, das testen zu lassen?
21. April 2020
Lesezeit: 3 Minuten
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Dr. med. Gerhard Müllner, Chefarzt Allergologie, Luzerner Kantonsspital

Wie Sie leiden Pollenallergiker meist im Frühling am stärksten an Symptomen. Viele sind nun zudem beunruhigt wegen des grassierenden Coronavirus. Die gute Nachricht: Pollenallergiker gehören nach heutigem Kenntnisstand nicht zur Risikogruppe, mit Ausnahme von Patienten, die als Folge der Allergie an schwerem und unkontrolliertem Asthma leiden.

Wenn Sie jetzt Heuschnupfen-Symptome haben, sind Sie vermutlich auf Baumpollen allergisch, am ehesten Birkenpollen, einem der häufigsten Allergene überhaupt. Baumpollenallergien können sich je nach Witterung und auch wegen der Klimaerwärmung zwar bereits im Dezember bemerkbar machen, aber eine alte Faustregel hat weiterhin Gültigkeit: Symptome in der Osterzeit deuten auf eine Baumpollenallergie, Symptome in der Zeit um Pfingsten auf eine Gräserpollenallergie.

Zu den «klassischen» Symptomen gehören vor allem juckende, brennende und tränende Augen sowie eine juckende, laufende oder verstopfte Nase. Rund 50 Prozent haben darüber hinaus Atembeschwerden, die aber bei körperlicher Inaktivität nicht in jedem Fall bemerkt werden. Bei sehr vielen Birkenpollenallergikern entwickelt sich ferner eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie (rohe Früchte, Nüsse), wobei da die Symptomatik meist moderat ist und sich unter anderem durch juckenden Gaumen oder geschwollene Lippen äussert. Man spricht dann von einem oralen Allergiesyndrom.

Desensibilisierung braucht Geduld und Disziplin

Wie bei Ihnen kann die Symptomatik über die Jahre zunehmen, und es kann zu einem «Etagenwechsel» kommen, von den oberen in die unteren Atemwege. In diesem Fall oder generell bei zunehmendem Leidensdruck ist es für die Therapie sinnvoll, eine schulmedizinische Allergieabklärung machen zu lassen. Dabei wird neben einer ausführlichen Befragung der Patientin eine Blutuntersuchung vorgenommen, und es werden Hauttests (Prick) durchgeführt. Das Resultat ist nach 15 bis 20 Minuten bekannt. Der Allergietest und die Behandlung inklusive Desensibilisierung werden von der Krankenkasse bezahlt. Die Desensibilisierung (Spritzen oder Tröpfchen) ist die einzige ursächliche Therapie des Heuschnupfens. Sie verlangt dem Patienten aber einiges an Disziplin und Geduld ab. Insgesamt dauert diese Behandlung drei Jahre.

Neben der Desensibilisierung gibt es rein symptomatische Behandlungen. Als Medikamente werden vor allem Antihistaminika, lokale kortisonhaltige Nasensprays (ohne gefürchtete Nebenwirkungen) sowie Augentropfen eingesetzt. Wichtig dabei ist die regelmässige und auch korrekte Anwendung der Medikamente. Vor allem in leichteren Fällen können auch verschiedene alternativmedizinische Therapien hilfreich sein.

Nicht zu vergessen sind präventive Massnahmen wie abendliches Haarewaschen, regelmässiges Wechseln des Kopfkissens, Vermeiden von Reiben in den Augen oder Tragen einer Sonnenbrille im Freien. Zur Hauptblütezeit der Pollen sollten Allergiker aber generell möglichst zu Hause bleiben – was man im Moment ja leider sowieso sollte...

Kurzantwort

Um Ostern herum sind meist Baumpollen (vor allem Birkenpollen) Auslöser von Allergien, um Pfingsten herum Gräserpollen. Ein Test drängt sich auf, wenn sich die Symptomatik von den oberen in die unteren Atemwege verlagert, oder wenn der Leidensdruck während des Heuschnupfens zunimmt. 

Quelle: Bote der Urschweiz vom 07.04.2020

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