Vier Fragen an Martin Stocker zum Tag der Frühgeborenen
Wie viele Frühgeborene werden am LUKS jährlich betreut?
Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, gelten als Frühgeborene. Kinder, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, gelten als extreme Frühgeborene. Insgesamt haben wir am LUKS in den Jahren 2021 und 2022 über 500 Frühgeborene behandelt, davon 56 extreme «Frühchen». Unsere Neonatologie ist Teil des Perinatalzentrums von Kinderspital und Frauenklinik am LUKS. Hier werden Mütter und Babys vor, während und nach der Geburt von einem interdisziplinären Behandlungsteam betreut.
Wie werden die Babys auf der Neonatologie behandelt?
Extreme Frühgeborene wiegen oft sogar weniger als 500 Gramm. Diese «Handvoll Mensch» ist äusserst empfindlich und verletzlich. Deshalb müssen wir höchste Sorgfalt walten lassen, sei es bei der Ernährung, der Hautpflege, der Unterstützung der Atmung oder der medikamentösen Behandlung. Zu den Kernaufgaben unserer spezialisierten Teams gehören: Unterstützen der lebenswichtigen Funktionen (z.B. Atmung), optimale Ernährung für ein gesundes Wachstum und eine normale Entwicklung, Infektionen verhindern und Ruhe sowie Eltern-Kind-Kontakte ermöglichen. So können sich die Babys erholen und wachsen. Unser Ziel ist eine optimale Balance zwischen aktiver Unterstützung und genügend Ruhe und Erholung für die Kleinen.
Unser Ziel ist eine optimale Balance zwischen aktiver Unterstützung und genügend Ruhe und Erholung für die BabysKleinen.
PD Dr. med. Martin Stocker, Leiter Kinderspital und Chefarzt Neonatologie und Kinderintensivmedizin am LUKS
«Frühchen» erbringen Höchstleistungen, da sie mit unreifen Organen auf die Welt kommen. In den Wochen auf der Neonatologie machen sie eine enorme Entwicklung durch. Diese lässt sich mit den Veränderungen vergleichen, die ein einjähriges Kind in der Zeit bis zur Pubertät durchmacht. Dank den heutigen medizinischen Möglichkeiten haben auch extrem Frühgeborene gute Chancen auf ein selbstbestimmtes, gesundes Leben.
Wie erleben die Eltern eine solche Zeit?
Muss ein Kind auf der Neonatologie versorgt werden, ist dies für Eltern oft sehr anspruchsvoll und belastend. Wir integrieren sie in die Betreuung ihres Babys, um eine enge Beziehung zwischen ihnen und ihrem Baby zu fördern. Der direkte Kontakt mit den Eltern ist ganz wichtig für die Entwicklung der Frühchen, sei es durch «Känguruhen», bei dem das Baby für einige Stunden direkt auf der nackten Brust von Mutter oder Vater liegt, oder bei der Pflege. Zudem unterstützen wir die Eltern frühzeitig bei der Vorbereitung auf den Spitalaustritt und das Leben mit ihrem Baby daheim.
Wie wird sich die Behandlung auf der Neonatologie künftig entwickeln?
In knapp drei Jahren werden wir den Neubau Kinderspital / Frauenklinik beziehen. Dort liegen die Kernabteilungen unseres Perinatalzentrums, also Geburtshilfe, Kinderintensivstation, Neonatologie und Kinderchirurgie sehr nahe auf einer Etage beieinander – für kürzeste Wege und optimale Informationen in der Gesamtversorgung. Damit können wir den Babys den sichersten Start ins Leben ermöglichen. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten der Geburtshilfe, Gynäkologie, Neonatologie, Kinderchirurgie und Pflege können dort als Team dank der räumlichen Nähe noch enger zusammenarbeiten. In unserem künftigen Perinatalzentrum schaffen wir eine Umgebung für maximale Nähe und Geborgenheit von Mutter und Kind. Darauf freuen wir uns sehr.