Viszeralchirurgie setzt verstärkt auf Robotik
Wo liegen Ihre chirurgischen Schwerpunkte?
Martin Bolli: In der komplexen Tumorchirurgie des ganzen Magen-Darm-Traktes und in der minimal-invasiven Roboterchirurgie. Bislang erforderten Tumor-Operationen im Bauchbereich grossflächige Eingriffe, die oft mit langen Spitalaufenthalten und mehr-wöchigen Erholungsphasen verbunden sind. Wenn immer möglich wollen wir solche Eingriffe roboter-assistiert durchführen mit nachgewiesenem positivem Impact für die Patientinnen und Patienten.
Lana Fourie: Gerade Rektum- oder Ösophagus-Operationen (Mastdarm und Speiseröhre) können vermehrt mittels roboterassistierter Chirurgie durchgeführt werden. Aktuell mit dem Da Vinci Xi – doch wir wollen auch die Vorteile des neuen Single Port Roboters mittelfristig für viszeral chirurgische Eingriffe nutzen.
Wir sind das erste Spital der Schweiz mit diesen Möglichkeiten und wollen in der Viszeralchirurgie eine führende Rolle übernehmen.
Prof. Dr. med. Martin Bolli
Was reizt Sie beide am LUKS Luzern?
Bolli: Ich habe eine grosse Leidenschaft für die Roboterchirurgie. Die LUKS Gruppe bekennt sich klar dazu, davon zeugt die Beschaffung des neuen Da Vinci SP. Wir sind das erste Spital der Schweiz mit diesen Möglichkeiten und wollen entsprechend in der Viszeralchirurgie eine führende Rolle übernehmen und unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlung am Puls der modernen Medizin bieten.
Fourie: Ich kenne und schätze das Team bereits aus meiner früheren Tätigkeit am LUKS. Die Gelegenheit, eine Leitungsfunktion zu übernehmen und gemeinsam mit Martin die Klinik weiterzuentwickeln, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ich habe in Luzern ein sehr kollegiales Team schätzen gelernt, bei dem die medizinische Qualität und die Menschlichkeit in Balance sind.
Die Zuweisenden sind sehr an neuen Techniken interessiert.
Dr. med. Lana Fourie
Wie verläuft die Entscheidungsfindung zwischen herkömmlicher oder minimalinvasiver Chirurgie und werden die Zuweisenden da einbezogen?
Fourie: Die Zuweisenden sind sehr an neuen Techniken interessiert. Meiner Erfahrung nach wird die Wahl der geeigneten Technik dennoch meist den Chirurginnen und Chirurgen überlassen. Schonende Techniken lösen generell positives Echo aus. Nicht zuletzt gibt es Patientinnen und Patienten, die in der Roboterchirurgie die Technik der Zukunft sehen und explizit einen Eingriff mit dieser Technik wünschen.
Bolli: Wir möchten sicherlich im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen die Möglichkeiten roboter-assistierter Eingriffe vorstellen. Für uns ist aber klar, dass nicht eine Technik oder Methode im Vordergrund steht, sondern die optimale Behandlung unserer Patientinnen und Patienten.
Martin Bolli, Sie haben die Aufgabe, die Viszeralchirurgie über die gesamte LUKS Gruppe weiterzuentwickeln. Was ist Ihre Vision?
Bolli: Wir wollen enger zusammenarbeiten. Jeder Standort behält seine ärztliche Leitung und seine Stammcrew, die Sprechstunden und Operationen vor Ort durchführt. Gemeinsam wollen wir uns aber standortübergreifend in subspezialisierten Teams organisieren. So soll stets die beste Lösung für die Patientinnen und Patienten, standortunabhängig, gefunden werden. Wenn wir vorhin von Operationen gesprochen haben, die minimal-invasiv mit dem Da Vinci durchgeführt werden können, Fälle der hochspezialisierten Medizin (HSM), wie zum Beispiel Speiseröhre-, Pankreas oder Rektum-Tumoren. Solche sehr komplexe Eingriffe werden am Standort Luzern vorgenommen. Die weiteren Standorte verfügen aber ihrerseits über Subspezialitäten. Angestrebt wird, dass die Operationen durch jene Personen durchgeführt werden, die über die grösste Erfahrung in diesem Bereich verfügen. Mit der engeren Zusammenarbeit wollen wir eine hohe Qualität garantieren, mehr Flexibilität erreichen und den hoch qualifizierten Nachwuchs von Fachärztinnen und Fachärzten sichern.
Dieser Beitrag ist im Juli 2024 im luksmagazin erschienen, dem Magazin für Zuweisende der LUKS Gruppe.