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Warum reagierte ich allergisch auf Weihnachtsgebäck?

Im Advent hatte ich (m, 43) nach dem Konsum von Lebkuchen und Zimtsternen geschwollene Lippen und ein starkes Jucken im Mund. Kann das eine Allergie auf Gewürze sein? Ich leide schon länger an Heuschnupfen.
16. Dezember 2020
Lesezeit: 2 Minuten
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Dr. med. Gerhard Müllner ist Chefarzt Allergologie am Luzerner Kantonsspital

Die von Ihnen beschriebene Reaktion auf den Genuss von speziell Weihnachtsgebäck ist keine Seltenheit. Allergische Reaktionen auf Gewürze gehören zu den Nahrungsmittelallergien, die bei uns gehäuft auftreten. Gründe dafür sind unter anderem relativ neue Nahrungsmittel aus fernen Ländern oder auch Aroma- und andere Zusatzstoffe, die Fertigprodukten beigefügt sind. Allergische Reaktionen kann aber grundsätzlich jedes Lebensmittel auslösen, auch uns längst vertraute und als gesund geltende.

Typisch ist, dass die allergische Reaktion auf Gewürze oder andere Nahrungsmittel als sogenannte Kreuzreaktion bzw. Kreuzallergie mit einer Pollenallergie auftritt. Wer an Heuschnupfen leidet, entwickelt nicht zwingend Kreuzallergien, aber das Risiko ist stark erhöht. Nicht ungewöhnlich ist ferner, dass sich Kreuzreaktionen erst Jahre nach dem Bestehen einer Pollenallergie erstmals bemerkbar machen.

Bei der von Ihnen beschriebenen Symptomatik spricht man von einem oralen Allergiesyndrom. Es äussert sich durch Jucken und Brennen im Mund- und Halsbereich, Heiserkeit, Schwellungen der Lippen und der Zunge oder beissende Ohren, seltener kommt es zu Atemproblemen und Störungen im Magen-Darm-Bereich. Die Symptome treten meist unmittelbar nach dem Konsum der betreffenden Nahrungsmittel auf und klingen dann allmählich wieder ab.

Welche Pollen bei Ihnen zum Heuschnupfen führen, entzieht sich meiner Kenntnis. Verallgemeinernd lässt sich aber sagen, dass insbesondere Birken-, aber auch Beifuss- sowie Gräser- und Getreidepollen mit Nahrungsmittelallergien verbunden sein können.

Bei einer Beifusspollen-Allergie zeigt sich am ehesten eine Kreuzreaktion auf Gewürze, Kräuter und sowohl auf rohen wie gekochten Sellerie und Rüebli. Die beiden Letzteren können selten zu schweren allergischen Reaktionen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock führen.

Birkenpollen-Allergiker reagieren typischerweise auf rohes Stein- und Kernobst, Nüsse und Mandeln. Weniger Kreuzreaktionen treten bei Gräser-Allergikern auf, wenn, dann vorwiegend bei Ananas, (Honig-) Melonen, Kiwi und Tomaten.

Therapie: Auslösendes Lebensmittel meiden

Pollen-assoziierte Reaktionen auf Nahrungsmittel sind wegen ihrer Vielgestaltigkeit nicht immer einfach zu diagnostizieren. Beruhigend ist die Tatsache, dass die meisten Kreuzreaktionen relativ harmlos sind und sich auch nicht fortlaufend verstärken. Das erwähnte orale Allergiesyndrom ist zwar unangenehm, in aller Regel aber unproblematisch.

Beste und fast einzige Therapie ist der Verzicht auf das auslösende Lebensmittel, wobei etwa bei Obst und Gemüse die Allergene durch Kochen meist denaturiert und dann gemeinhin von den Patienten toleriert werden. Erschwert wird der bewusste Verzicht leider manchmal durch ungenau deklarierte Produkte und beim Auswärtsessen. Starke Kreuzreaktionen sollten ärztlich abgeklärt werden, und das Mitführen von Notfallmedikamenten ist in diesen Fällen dringend empfohlen.

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