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Warum schlafe ich in letzter Zeit immer schlechter?

Seit dem Lockdown im Frühling schlafe ich (m, 56) sehr schlecht. Ich wache oft auf und bin unruhig. Zudem schnarche ich stark, wie mir meine Frau sagt, und tagsüber bin ich sehr müde. Muss ich mir Sorgen machen?
24. November 2020
Lesezeit: 3 Minuten
Hesse Marcus WebseitePortraitBreit

Dr. med. Marcus Hesse, Chefarzt Pneumologie, Luzerner Kantonsspital Wolhusen

Kurzantwort

Bei anhaltenden Schlafstörungen sollte man nicht zu Schlaftabletten greifen. Ein Haus- oder Facharzt kann den Ursachen auf den Grund gehen und meist auch eine erfolgreiche Therapie einleiten. Speziell Schlafapnoe sollte wegen des erhöhten Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen optimal behandelt werden. 

Ausführliche Antwort

An belastenden Schlafstörungen leiden etwa 25 Prozent der Menschen. Frauen sind deutlich häufiger betroffen, verstärkt mit zunehmenden Alter. Erholsamer Schlaf ist aber unerlässlich für die Leistungsfähigkeit. Dabei ist nicht die Dauer des Schlafes ausschlaggebend, sondern die Qualität. Wenn der Schlaf erholsam ist und man sich ausgeruht fühlt, sind keine Massnahmen erforderlich, egal, wie lang oder kurz man schläft.

Handeln sollte, wer sich über längere Zeit nicht erholt und leistungsfähig fühlt. Zu Schlaftabletten sollte man aber nicht sofort greifen, da diese viele Krankheiten, die zu Schlafstörungen führen können, oft weiter verschlechtern.

Zunächst sollten Sie schlafstörende Faktoren vermeiden, etwa Alkohol, Koffein oder zu spätes Essen. Ihre Schlafumgebung sollte ruhig und dunkel sein, die Bettzeiten regelmässig. Ein Mittagsschlaf sollte möglichst vermieden werden oder nur kurz sein, um den Einschlafdruck am Abend zu erhalten. Auch anstrengende Tätigkeiten wie Sport kurz vor dem Schlafengehen stören das Einschlafen. Machen Sie lieber einen kurzen Spaziergang.

Hilft dies nicht und dauern die Schlafstörungen länger an, sollten Sie dies beim Hausarzt weiter abklären lassen. Dieser entscheidet dann, ob allenfalls eine schlafmedizinische Untersuchung angezeigt ist.

Zwei mögliche Hauptursachen

Wissenschaftlich sind viele Ursachen von Schlafstörungen bekannt, körperliche und psychische. Am häufigsten sind Ein- und Durchschlafstörungen (Fachwort: Insomnie) und das Schlafapnoe-Syndrom.

Insomnie-Betroffene, die oft über ihre Schlafstörung grübeln, fühlen sich tagsüber müde, kommen aber kaum zur Ruhe. Häufig sind psychische Belastungen (etwa beruflicher Stress) oder gar Depressionen die Ursache. Bestehen die Symptome auch mit dem Einhalten der oben erwähnten Massnahmen länger als einen Monat und mindestens drei Tage pro Woche, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen. Eine Ursachen-Abklärung und eine gezielte Therapie können die Symptome bessern. Sinnvoll werden kann eine medikamentöse Behandlung, kombiniert mit einer Verhaltenstherapie.

Das Schlafapnoe-Syndrom hat andere Ursachen. Die Atmung im Schlaf setzt immer wieder kurzzeitig aus. Betroffene schlafen meistens gut ein, fühlen sich aber nicht erholt. Das jahrelange Schnarchen kann auf Dauer beim Einatmen zu einen Rachenkollaps mit Atempausen führen. Folge: Häufiges, auch unbewusstes nächtliches Erwachen, was den Schlaf sehr stört. Mehr als 150 000 Menschen in der Schweiz leiden darunter, Männer deutlich häufiger, vermehrt im Alter, verbunden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Typische Symptome sind unter anderem Schnarchen, Müdigkeit, Einschlafen am Tag, Konzentrationsmangel, Antriebsarmut, unruhiger Schlaf und trockener Mund. Die Therapie erfolgt meist mit einer Atemmaske. Sie hält im Schlaf die Atemwege durch Überdruck offen und wirkt sich positiv auf die mit Schlafapnoe verbundenen Risiken aus. Wird die Maske nicht vertragen, sind Alternativen wie eine Unterkieferschiene möglich.

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