Warum schlafen meine Hände dauernd ein?

Die von Ihnen beschriebenen Beschwerden sind derart typisch, dass sich schon nur aus diesen drei Sätzen eine Verdachtsdiagnose stellen lässt. Mit grosser Wahrscheinlichkeit leiden Sie unter dem sehr häufig auftretenden Karpaltunnelsyndrom. Dabei kommt es auf Höhe des Handgelenks zur Einengung des Mittelnervs, der für die Sensibilität an Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und der Hälfte des Ringfingers sowie für die Ansteuerung einiger Muskeln im Daumenballen zuständig ist. In den meisten Fällen gibt es keinen speziellen Grund für das Auftreten der Beschwerden. Gehäuft beobachtet man das Karpaltunnelsyndrom zum Beispiel bei Zucker- oder Nierenerkrankungen oder in der Schwangerschaft.
Einfachste Massnahme ist eine Manschette
Das nächtliche Aufwachen mit eingeschlafener und schmerzhafter Hand ist sehr typisch, weil man im Schlaf das Handgelenk unbewusst oft gebeugt hält, was zusätzlichen Druck auf den Nerv ausübt. Darum ist die einfachste Massnahme das nächtliche Tragen einer Handgelenksmanschette für mehrere Wochen. Sollten die Beschwerden damit nicht verschwinden, sollte eine fachärztliche Diagnosesicherung durch die Neurologie und eine Beratung hinsichtlich Behandlung durch die Handchirurgie erfolgen. Liegen bereits eine permanente Gefühlsabschwächung und/oder ein Muskelschwund im Daumenballen vor, ist ein Arztbesuch als dringlich einzustufen, weil diese Veränderungen irreparabel sind, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen haben.
In vielen Fällen ist eine Operation nötig
Behandlungsversuche mit Physio-, Ergo- oder Handtherapie oder auch mit Infiltrationen (z.B. mit Cortisonspritze) vermögen in der Regel nicht dauerhaft zu helfen. In vielen Fällen ist eine Operation nötig. Diese dauert kurze 10 bis 15 Minuten und kann typischerweise ambulant in Lokalanästhesie (lokale Betäubung) oder in Teilnarkose des Armes erfolgen. Die zirka 25'000 Operationen dieser Art pro Jahr gehören in der Schweiz zu den häufigsten Eingriffen überhaupt. Meist erfolgt die Operation offen über einen 2 bis 4 Zentimeter langen Schnitt zwischen Daumen- und Kleinfingerballen, alternativ mit der Kameramethode über einen Schnitt im beugeseitigen Vorderarm (unmittelbar vor der Handgelenks-Beugefalte).
Die gute Nachricht, die ich Ihnen geben kann: Glücklicherweise ist die Erfolgsrate dieser Eingriffe sehr hoch und die Komplikationsrate sehr tief. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit liegt bei 10 bis 14 Tagen für im Büro tätige Personen, bei 6 bis 8 Wochen für handwerklich schwer arbeitende Personen. Eine störende Verhärtung im Operationsgebiet hält in vielen Fällen für einen Zeitraum von 3 bis 4 Monaten an, bevor dann (in den allermeisten Fällen) Beschwerdefreiheit eintritt.
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