Direkt zum InhaltDirekt zum Fussbereich

Wie der Herzinfarkt präzise diagnostiziert werden kann

Prof. Dr. med. Michael Christ, Chefarzt des Notfallzentrums, ist Mitautor einer Studie zur frühen Diagnose des Herzinfarktes. Diese Ergebnisse haben grossen Einfluss auf dessen Früherkennung.
7. August 2023
Lesezeit: 3 Minuten
Michael Christ

Ob mit dem Herzen des Menschen alles in Ordnung ist, zeigt unter anderem ein Elektrokardiogramm (EKG). Es misst Herzfrequenz und Rhythmus des Herzens. Mittlerweile übernehmen auch Smartwatches diese Messungen.

Wie gut aber eignet sich das EKG für die Diagnostik bei einem Herzinfarkt– auch akuter Myokardinfarkt genannt? Prof. Dr. med. Michael Christ, Chefarzt des Notfallzentrums am Luzerner Kantonsspital (LUKS) in Luzern, hat sich gemeinsam mit einem grossen Forscherteam aus Basel mit dieser Frage auseinandergesetzt.

Die Ergebnisse erstaunen: «Wir haben immer vermutet, dass eine überhöhte T-Welle im 12-Kanal-EKG eine wichtige Hilfestellung bei der Diagnostik des akuten Herzinfarktes sei. Leider ist dem nicht so wie vermutet und in vielen Lehrbüchern beschrieben. Erst detailliertere Untersuchungen wie die Bestimmung von kardialen Markern im Blut und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens sind erforderlich, um die richtige Diagnose zu stellen und die weitere Therapie zu planen», sagt Christ. Die T-Welle ist jene Kurve, welche die Rückbildung der elektrischen Erregung am Herzmuskel darstellt. «Oder anders gesagt: die Rückbildung der Stromkurve nach dem erfolgten Herzschlag», erklärt Christ.

Bei Verdacht – sofort 144!

Im Rahmen einer Kooperation hat das Notfallzentrum des LUKS wichtige Informationen an die Studie von Prof. Müller von der Universität Basel geliefert. Michael Christ ist Mitautor der Studie, die in der international renommierten Fachzeitschrift «Annals of Emergency Medicine» publiziert wurde. «Seit mehr als 15 Jahren arbeiten wir gemeinsam an der verbesserten Diagnostik des Herzinfarktes», sagt er. Dieser gehört nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen in der Schweiz.

«Die klassischen Symptome eines akuten Herzinfarkts sind ein Stechen und/oder Drücken in der Brust mit Ausstrahlung in Hals, Schulter oder Arm. Von entscheidender Bedeutung für Betroffene ist es, umgehend ärztliche Hilfe zu suchen und/oder den Notruf 144 zu kontaktieren», sagt Christ. Bereits zu Beginn der Behandlung greift man auf das 12-Kanal-EKG zurück, da eine bestimmte Veränderung der Stromkurve eine bevorzugte Behandlung eines betroffenen Patienten erforderlich macht. Aber nicht immer hilft das EKG weiter, wie Christ sagt: «Es gibt Patientinnen oder Patienten, welche trotz unauffälligem EKG einen Herzinfarkt erlitten haben, und es gibt umgekehrt auch solche ohne Herzinfarkt, bei denen das EKG Auffälligkeiten zeigte.»

Notfallzentrum am Puls der Zeit

Gewissheit bringt in solchen Fällen die Messung des kardialen Troponin-Spiegels im Blut. Die Auswertung dieses Labortests dauert in einem Spital wenige Minuten. «Wir hatten immer vermutet, dass eine erhöhte T-Welle uns bei der Diagnostik unterstützt. Obwohl diese Veränderungen sofort feststellbar wären, hilft dies nicht bei der korrekten Diagnosestellung wie unsere Studie zeigte. Ganz im Gegenteil: Patienten ohne Herzinfarkt weisen eine höhere Amplitude der T-Welle auf im Vergleich zu den Infarktpatienten», sagt Christ. Erst die korrekte Diagnosestellung ermöglicht die massgeschneiderte Behandlung eines Betroffenen, die im LUKS Hand in Hand mit den Kolleginnen und Kollegen der Kardiologie erfolgt.

Forschungen wie diese sind für das Notfallzentrum und das LUKS von hoher Bedeutung. «Wir zeigen damit auf, dass wir am Puls der Zeit sind und in enger Zusammenarbeit innerhalb des LUKS und mit weiteren Institutionen am Fortschritt der Medizin beteiligt sind», so Christ. Dies sei nicht nur ein positives Zeichen für die Patientinnen und Patienten, sondern stärke auch die Attraktivität für Mitarbeitende in Aus- und Weiterbildung.

Artikel teilen

Mehr zum Thema

Für LUKS-Newsletter anmelden

Wählen Sie Ihre Abonnements

War diese Seite hilfreich?