Wie hoch ist das Allergie-Risiko auf Kontrastmittel bei CT und MRI?
Sie sprechen ein Thema an, das zu Recht viel Aufmerksamkeit verlangt, aber oft auch übertriebene Ängste verursacht, sagt Dr. med. Gerhard Müllner, Chefarzt Allergologie am Luzerner Kantonsspital. Die Fakten: Bei bildgebenden Diagnoseverfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT/MRI) werden häufig Kontrastmittel verwendet, für CT meist jodbasierte, für MRI gadoliniumbasierte. Diese Kontrastmittel werden von den allermeisten Patientinnen und Patienten gut vertragen.
Wie alle Medikamente sind aber auch Kontrastmittel nicht frei von Nebenwirkungen. Dabei unterscheidet man zwischen nichtallergischen Unverträglichkeitsreaktionen und Überempfindlichkeitsreaktionen (= Allergien). Zu den nichtallergischen Reaktionen zählen etwa Hitzewallungen, Kopfweh, Schwindel, Brechreiz, Brustschmerzen oder ein metallischer Geschmack im Mund. Diese Symptome sind unangenehm, aber sie sind ungefährlich und verschwinden bald von selbst wieder.
Von einer allergischen Reaktion sind bei jodierten Kontrastmitteln je nach Studie 0,7 bis 3 Prozent der Patientinnen und Patienten betroffen, bei den MRI-Kontrastmitteln sind es weit weniger. Symptome können unter anderem Juckreiz, verstopfte Nase, Niesen, Quaddeln auf der Haut, gerötete und juckende Augen, aufgeschwollene Lippen, ein Asthmaanfall, Kreislaufprobleme oder auch eine klossig-heisere Sprache sein.
Hohe Wachsamkeit ist geboten
Je stärker die Symptome sind, desto schneller zeigen sie sich in der Regel. In über 98 von 100 allergischen Reaktionen ist die Symptomatik jedoch mild und erfordert wenig bis keine Therapiemassnahmen. Sehr selten kann es aber zu heftigen Reaktionen kommen, die zu einem anaphylaktischen Schock führen und äusserst selten tödlich enden können. Deshalb ist im Umgang mit Kontrastmitteln hohe Wachsamkeit geboten.
Kein spezielles Risiko für Jodallergiker
Wichtig zu wissen: Obwohl CT-Kontrastmittel Jod enthalten, ist es nicht das Jod, welches die allergische Reaktion auslöst, sondern ein Kontrastmittelmolekül. Deshalb besteht für Menschen mit einer bekannten Jodallergie kein spezielles Risiko.
Obwohl die Frage in der Praxis öfters gestellt wird, gilt das auch für Leute, die überempfindlich auf Meeresfrüchte reagieren. Nichtsdestotrotz sind beim Einsatz von Kontrastmitteln bekannte Allergien natürlich nicht ausser Acht zu lassen.
Im Notfall muss sofort gehandelt werden
Ein erhöhtes Risiko für eine allergische Reaktion auf Kontrastmittel besteht, wenn jemand schon einmal auf Kontrastmittel reagiert hat, sowie bei Asthma oder Herz-Kreislaufproblemen. Bei heftigen Reaktionen sind sofortige Gegenmassnahmen unerlässlich, in erster Linie mit Adrenalin, aber auch mit Antihistaminika und Steroiden.
Nur bedingt hilfreich ist, wenn bereits vor dem CT oder dem MRI antiallergische Medikamente eingenommen werden. Sie können Warnsignale unterdrücken und sowohl den Radiologen als auch den Patienten in falscher Sicherheit wiegen. Hingegen ist bei einer erfolgten Reaktion auf Kontrastmittel eine allergologische Abklärung zwingend.