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«Wir handeln aus tiefster Überzeugung nachhaltig»

Das Thema Nachhaltigkeit geniesst am Luzerner Kantonsspital (LUKS) seit Jahren Priorität. Der jährliche CO2-Ausstoss konnte in den vergangenen Jahren im Schnitt um elf Prozent gesenkt werden. Dieser Weg wird konsequent weiterverfolgt – Neubauten bieten dabei grosse Chancen.
3. Oktober 2022
Lesezeit: 4 Minuten
Aron Duss, Leiter Technik & Sicherheit des LUKS, vor der Baustelle des Neubauprojekts Kinderspital/Frauenklinik.
Aron Duss, Leiter Technik & Sicherheit des LUKS, vor der Baustelle des Neubauprojekts Kinderspital/Frauenklinik.

«Ich bin immer wieder beeindruckt », sagt Aron Duss mit Blick in die gigantische Baugrube. Auf einer Fläche von 47 Tennisplätzen – oder von 150 Meter auf 80 Meter – entsteht im östlichen Areal des Luzerner Kantonsspital (LUKS) bis 2026 der Neubau Kinderspital/Frauenklinik. Demnächst wird mit dem Bau der unterirdischen Parkierung begonnen. Doch für Aron Duss, den Leiter Technik und Sicherheit, wurde eines der Herzstücke des zukunftsweisenden Spitals bereits verbaut. 

«Auf dem heute sichtbaren Niveau haben wir 272 Erdsonden in den Untergrund eingebracht», sagt Duss. Die fossilarme Produktion von Energie und die thermische Vernetzung sind die innovativen Eckpfeiler des neu entstehenden Anergienetzes. Diese in der Schweiz noch sehr wenig verbreitete Technologie ist gar nicht so einfach zu erklären. Duss: «Ziel ist, über das gesamte Areal einen energetischen Kreislauf zu erzeugen, der den Austausch von Wärme- und Kälteenergie zwischen den einzelnen Gebäuden ermöglicht.» 

Hier kommen die Erdsonden aus dem Boden.
Hier kommen die Erdsonden aus dem Boden.

Aus dem Erdsondenfeld kann künftig der Heizenergiebedarf von 1400 Einfamilienhäusern gewonnen werden. «Über das Anergienetz und die daran angeschlossenen Erdsondenfelder können wir aber auch die vor allem im Sommer anfallende Abwärme des Areals im Boden speichern und im Winter für das Heizen von Gebäuden verwenden», sagt Duss. Beispielsweise wird bereits heute mit der Abwärme Warmwasser produziert oder die Frischluft des Spitalzentrums vorkonditioniert. «So müssen wir dafür weder Fernwärme noch Gas verwenden», erklärt Duss.

Ziel: Netto-Null

In einem hochkomplexen Betrieb wie einem Spital kommt der Technik eine hohe Bedeutung zu. Den Takt gibt aber das Kernbusiness, also die Medizin, vor. «Der technologische Wandel, insbesondere bei medizinischen Grossgeräten, ist enorm», erklärt Duss. «Bessere und effizientere Behandlungen kommen den Patientinnen und Patienten zugute. Sie stellen uns aber vor Herausforderungen, da neue Geräte oft mit mehr elektrischer Leistung gekoppelt sind und daher auch mehr Abwärme erzeugen.» 

Mit der bereits 2014 verabschiedeten Energiestrategie mit dem langfristigen Ziel, den CO2-Verbrauch massiv zu senken, war das LUKS dem Zeitgeist definitiv voraus.

Aron Duss, Leiter Technik & Sicherheit

Zurzeit ist das LUKS dabei, seine Energiestrategie mit Zeithorizont 2040/2050 zu überarbeiten und diese mit den Rahmenbedingungen von Bund, Kanton sowie der Stadt Luzern abzustimmen. «Ziel ist, in diesem Zeithorizont auf Netto-Null zu kommen, was die CO2-Emmissionen betrifft», sagt Duss. Den grössten Hebel habe man bei Sanierungen und Neubauten. «Besonders erwähnenswert ist, dass das LUKS in diesem Bereich schon seit mehreren Jahren eine Vorreiterrolle einnimmt», führt der ausgebildete Elektroingenieur aus. «Die Augenklinik wurde beispielsweise 2016 als erstes Klinikgebäude der Schweiz nach Minergie-Standard saniert und erweitert und entsprechend zertifiziert.»

Mit den Neubauten am Standort Luzern und den Neubauten in Sursee und Wolhusen stehen weitere wegweisende Bauprojekte an. Der sorgfältige Umgang mit Ressourcen wurde denn auch in der Strategie der LUKS-Gruppe festgehalten. Duss freut sich darüber und ordnet es als konsequente Weiterführung des beschrittenen Weges ein. «Mit der bereits 2014 verabschiedeten Energiestrategie mit dem langfristigen Ziel, den CO2-Verbrauch massiv zu senken, war das LUKS dem Zeitgeist definitiv voraus.»

Der Blick auf den kommenden Winter mit einem möglichen Stromengpass beschäftigt auch das LUKS und Aron Duss. Ein plötzlicher Blackout mit Folgen für Patientinnen und Patienten ist jedoch auszuschliessen. «Alle Standorte verfügen über Notanlagen, welche im Bedarfsfall innert Sekunden mit der Stromproduktion starten können», erklärt Duss. Und die ganz kritischen Anlagen seien an Batterieanlagen angeschlossen, um eine unterbruchsfreie Stromversorgung sicherzustellen. 

Die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Frauenklinik.
Auf der Frauenklinik wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert.

Nebst dem Krisenszenario ist der Energieverbrauch auch ein wirtschaftliches Thema. «Wie alle Verbraucher sind wir mit stark steigenden Preisen konfrontiert. Dies verleiht unserer eingeschlagenen Strategie weiteren Aufwind», sagt Duss. Die Schlagwörter Unabhängigkeit und Selbstversorgung sind auch am LUKS präsent. Duss erwähnt die kürzlich in Betrieb genommene Photovoltaikanlage auf der Frauenklinik zur Eigenstromproduktion. «Hier besteht eine Ausbaustrategie, im Wissen, dass wir in diesem Bereich noch Potenzial haben», sagt er. Das Ziel lautet, künftig mindestens 10 Prozent Eigenstrom zu produzieren.

Im Gespräch mit Duss wird deutlich, wie vielseitig das Thema Energie im Spitalalltag sein kann. «Und alle können etwas beitragen», sagt er angesprochen auf das Stromsparen. Das fange im Kleinen an, indem Geräte nicht im Stand-by-Modus laufen oder mit Lichterlöschen. «Intelligente Lösungen werden uns da in Zukunft noch weiter unterstützen», ist sich Duss sicher. 

Bald E-Ambulanzen?

«Das Thema Nachhaltigkeit geniesst am LUKS überall hohe Priorität», sagt Duss und verweist auf Projekte ausserhalb seines eigentlichen Tätigkeitsfeldes. In der Logistik etwa werden sämtliche Belieferungen zwischen dem externen Zentrallager und den Spitalstandorten des LUKS durch Elektro- oder Wasserstoff-Lastwagen durchgeführt und damit die CO2-Emissionen deutlich reduziert. Für positive Schlagzeilen sorgt das Thema Food Waste am LUKS. Monatlich konnte die Menge weggeworfener Nahrungsmittel um sieben Tonnen reduziert werden. 

Über alle Komponenten gesehen beziffert das LUKS die durchschnittliche Reduktion an CO2-Emissionen in den vergangenen Jahren auf 11 Prozent pro Jahr. «Diesen Weg wollen wir weitergehen und wir alle sind gefordert», fasst Duss zusammen. «Die technologischen Möglichkeiten werden wir stets im Auge behalten.» Dass in einigen Jahren beispielsweise Krankenwagen mit E-Antrieb unterwegs sein werden, sei durchaus nicht utopisch, so Duss. 

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