Direkt zum InhaltDirekt zum Fussbereich

«Digitalisierung ermöglicht höhere Qualität»

Dr. med. Stefan Hunziker ist seit 2012 Chief Information Officer des Luzerner Kantonsspitals (LUKS). Für den Informatik-Leiter ist die Digitalisierung am LUKS ein schwieriger, jedoch notwendiger Prozess. Das neue Klinikinformationssystem LUKiS sei von strategischer Bedeutung und verfüge über riesiges Potenzial zur Verbesserung der Qualität, sagt er in unserem Interview.
25. Juni 2020
Lesezeit: 4 Minuten
luks stefan hunziker rgb xmm dpi

Herr Hunziker, welchen Beitrag leistet LUKiS zur Erhöhung der Qualität?

Die Qualitätsansprüche werden auch im Gesundheitswesen immer höher. Qualität soll transparenter werden für den Patienten, aber auch für uns. Die Digitalisierung – und mit ihr LUKiS – ermöglicht uns, die Qualität ganzheitlicher zu erfassen und zu erhöhen.

Welche Herausforderungen stellen sich dabei?

Bei der Bewältigung der Datenmenge im Gesundheitswesen gibt es einen Widerspruch: Es droht ein Informationsdefizit durch Datenüberfluss. Denn die für die Behandlung benötigten Daten können im Grundrauschen verschwinden. Ich muss die Nadel im Heuhaufen finden. Die Kunst ist es, die relevanten Daten für alle beteiligten Spezialisten zusammenführen, damit diese nicht im Datenmeer ertrinken. Mit LUKiS können wir die Menge bewältigen, neue Daten erschliessen und zusammenbringen. Das ist ein grosser Qualitätssprung, insbesondere, wenn mehrere Behandelnde beteiligt sind. Die Zukunft der Medizin ist datengetrieben. Das heisst: Daten müssen strukturiert und aufbereitet werden. Erst dadurch können bei-spielsweise ähnliche Symptome einfach verglichen werden.

Was bedeutet das für die Praxis?

Heute sind wir immer noch sehr rückwärtsgerichtet. In Zukunft will ich als Arzt vorher wissen, was ich machen muss, damit etwas Bestimmtes nicht passiert. Ein Beispiel: Elektrokardiogramme (EKG) können Hinweise auf das Risiko für zukünftige Erkrankungen (Risiko für Schlaganfall) geben. Das ist aber nur möglich, wenn die entsprechenden Daten zentral und strukturiert ver-fügbar sind. Nur so kann ich eine präventive Behandlung einleiten.

Dokumente können nicht mehr verloren gehen. Und wir können Entscheidungen schneller und sicherer treffen.

Dr. med. Stefan Hunziker

Wie sieht die zukünftige Zusammenarbeit mit den Hausärzten aus?

Entscheidend ist die Konnektivität. Die ist momentan noch schwierig. Denn die Entwicklung der Akteure im Gesundheitswesen geht nicht gleich getaktet weiter. Das LUKS hat einen grossen Digitalisierungsschritt gemacht, während unsere Umgebung in der Warteposition verharrt. Gelingt uns eine Angleichung werden die Hausärzte dank LUKiS künftig Teil unseres Behandlungsteams. Sie können schon heute über das Zuweiser-Portal LUKSLink bei uns nachfragen und sich in den Behandlungsprozess einschalten, wenn ihnen etwas auffällt. Denn sie kennen die Patienten in der Regel besser. Sie profitieren auch von der schnelleren Datenübermittlung. Wir transportieren keine Patienten mehr, sondern das Know-how der Spezialisten.

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf das Spitalpersonal?

Die Digitalisierung ermöglicht uns, die Prozesse zu automatisieren. Damit können wir nicht nur Kosten senken, sondern auch die Sicherheit und die Qualität erhöhen. Es gibt keine doppelt geführten oder fehlenden Unterlagen mehr, Dokumente können nicht mehr verloren gehen. Und wir können Entscheidungen schneller und sicherer treffen. Routinearbeiten nehmen uns Maschinen ab, damit sich unsere Mitarbeitenden auf die Patienten konzentrieren können.

Stichwort Fachkräftemangel. Welchen Anteil kann LUKiS leisten, um diese Herausforderung zu meistern?

Der Fachkräftemangel hat auch mit der Demografie zu tun. Die können wir nicht ändern. Das heisst für uns: Wir müssen mit weniger Mitarbeitenden mindestens gleich viel leisten wie heute, in gleicher oder besserer Qualität. Dafür sind Automatisierung und Digitalisierung entscheidend. Und: Die Digitalisierung hilft uns, im Wettbewerb um Talente Vorteile aufzuweisen. Junge Pflegefachleute, Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich eher für ein digitales Spital wie das LUKS.

Welche Vorteile sehen Sie für die Patienten?

Unsere Patienten profitieren – wie ihr Hausarzt oder ihre Hausärztin – von der Konnektivität. Beispiel Herzinsuffizienz: Ein gutes Beurteilungskriterium ist der Gewichtsverlauf der Patienten. Für die Überprüfung kann ihre Waage mit einer App verbunden werden. So können wir frühzeitig kritische Werte erkennen und rechtzeitig eingreifen.

Sind sie stolz auf die Entwicklung am LUKS?

Ja. Technologischer Vorsprung ist zentral für die Zukunft des LUKS; er ist jedoch nicht gratis. Das Berner Inselspital hat den gleichen Weg eingeschlagen wie das LUKS. Das ist für mich eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Dieser Beitrag stammt aus dem Jahresbericht 2019 des LUKS. Patientinnen und Patienten können sich dank der neuen digitalen Lösung LUKiS auf dem Portal MeinLUKS registrieren und so jederzeit ihre Daten einsehen und verwalten.

Zum Thema

Unser Spital ist digital

Ende Juni 2020 gilt das Einführungsprojekt von LUKiS offiziell als abgeschlossen.

Mehr Infos

Auch für Zuweiser gibt es ein Angebot

Für den Datenaustausch zwischen Zuweisern und dem LUKS wurde LUKSLink entwickelt.

Zu den Details

Artikel teilen

Für LUKS-Newsletter anmelden

Wählen Sie Ihre Abonnements

War diese Seite hilfreich?