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Führt eine Prostata-Operation zu Potenzproblemen?

Luzerner Zeitung - Ich (m, 63) habe schon länger Probleme beim Wasserlösen. Kürbiskerne brachten wenig. Dann hat mir der Hausarzt ein Medikament verschrieben, das aber ein regelrechter Potenzkiller ist. Welche Folgen hat eine OP?
18. Februar 2020
Lesezeit: 2 Minuten
Prostatabehandlung

Die Prostata befindet sich direkt unter der Harnblase. Die Harnröhre zieht auf ihrem Weg durch sie hindurch – ähnlich wie bei einer Orange, durch die der weisse Stempel mitten durchs Fruchtfleisch verläuft.

Mit zunehmendem Alter kann dieses «Fruchtfleisch» bzw. das Drüsengewebe der Prostata wachsen und vermehrt auf die Harnröhre drücken. Patienten klagen dann über einen abgeschwächten Harnstrahl, häufiges Wasserlösen in kleinen Portionen oder einen zunehmenden nächtlichen WC-Gang. Die gutartige Prostatavergrösserung ist sehr häufig, sie betrifft rund 40 Prozent der 51- bis 60-Jährigen und 70 Prozent der 61- bis 70-Jährigen.

Primär kontrollieren Hausarzt oder Urologe, ob die Blase noch genügend entleert werden kann. Zudem wird abgeklärt, ob «nur» eine gutartige Prostatavergrösserung vorliegt, oder ob Anhaltspunkte für Prostatakrebs bestehen. Diese Abklärungen müssen durch den Urologen erfolgen.

Kann Prostatakrebs ausgeschlossen werden, erfolgt die Behandlung der vorhandenen Symptome mit Medikamenten. Sie führen häufig zu einer Besserung der Beschwerden, selten können als Begleiterscheinungen Potenz- und/oder Libidostörungen auf­treten. In diesem Fall oder bei ungenügendem Therapieansprechen ist eine Zuweisung zum Urologen angezeigt, der mit dem Patienten die opera­tive Therapiemöglichkeiten diskutieren wird.

Die «kleine» und die «grosse Prostataoperation»

Technisch bestehen diverse Möglichkeiten, das überschüssige Prostatagewebe abzutragen. Oft erfolgt die Operation unter Narkose über die Harnröhre. Im Volksmund werden diese Eingriffe als «kleine Prostataoperation» bezeichnet. Im Gegensatz dazu spricht man von der «grossen Pro­stataoperation» wenn wegen Prostatakrebs die gesamte Prostata entfernt wird.

Vor einer Krebsoperation muss der Patient über das Risiko einer Inkontinenz oder Erektionsstörung aufgeklärt werden. Meist tritt Inkontinenz nur vorübergehend unmittelbar nach der Operation auf. 9 von 10 Patienten tragen nach drei Monaten nur zur Sicherheit noch Einlagen. Allfällige Erektionsstörungen können sich bis ein Jahr nach der Operation wieder zurückbilden, bleiben jedoch bei etwa 1/3 der Patienten bestehen.

Bei der «kleinen Prostataoperation» werden Sexualität und Kontinenz nur selten beeinträchtigt. Da zudem die Medikamente abgesetzt werden können, bleiben auch die unerwünschten Nebenwirkungen aus. Allerdings ist anzumerken, dass es nach dem Eingriff in den meisten Fällen zu einer sogenannten bleibenden retrograden Ejakulation kommt. Der Samen ergiesst sich dann beim Orgasmus nicht wie gewohnt nach aussen, sondern rückwärts in die Blase und wird später mit dem Urin ausgeschieden. Das kann auch bei einer medikamentösen Behandlung auftreten.

Da die retrograde Ejakulation psychisch belastend sein kann, ist eine umfassende Aufklärung wichtig. Bei Männern, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, wird dieser Eingriff aus den genannten Gründen in aller Regel nicht durchgeführt.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 18.02.2020

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