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Brauche ich zum Fliegen Blutverdünner gegen Thrombose?

Ich bin 80 Jahre alt und bei guter Gesundheit. Nun fliege ich nach Kanada (10 Stunden Direktflug). Meine Bekannten raten mir zu einer blutverdünnenden Tablette gegen die Thrombosegefahr. Ist das nötig? Mein Körper ist sich Medikamente nicht gewohnt, ich möchte nur im Notfall welche einnehmen. Was raten Sie mir? Unser Spezialist Dr. med. Thorsten Grumann sagt, dass Blutverdünner im Normalfall nicht nötig sind. Wichtig sind genug Flüssigkeit und ausreichende Bewegung der Beine.
14. Mai 2024
Lesezeit: 2 Minuten
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Die gute Nachricht vorneweg: Das Risiko, auf langen Flugreisen eine tiefe Beinvenenthrombose zu entwickeln, ist geringer als angenommen. Laut Studien bekamen nach einem Langstreckenflug ab mindestens vier Stunden zirka 2 von 10’000 Passagieren eine Reisethrombose. Dennoch ist es wichtig, sich des Risikos auf einem langen Flug bewusst zu sein. Eine kurzfristige Gefahr einer tiefen Beinvenenthrombose stellt die Lungenembolie dar. Dabei wird ein Gerinnsel meist aus der Becken- oder Beinvenenstrombahn verschleppt und gelangt via Herz in die Lungenstrombahn. Ist das Gerinnsel gross, kann Herzversagen und sogar Tod drohen.

Wir unterscheiden drei Ursachen der Thromboseentstehung: 

  • Veränderung der Blutgerinnung: angeboren, durch Krankheit (Krebs), bestimmte Medikamente (Hormonumstellungen, Anti-Baby Pille) oder Schwangerschaft. 
  • Veränderung der Gefässinnenwände: etwa nach durchlebter Venenthrombose, Entzündungen, oder als Folge des natürlichen Alterungsprozesses (Elastizitätsverlust der Gefässe).
  • Verlangsamung des Blutflusses: bei Verminderung der Bewegung, etwa bei Bettlägerigkeit, nach einer Operation, Ruhigstellung einer Gliedmasse oder Krampfadern. Beim Fliegen sitzt man lange auf engem Raum mit wenig Beinfreiheit. Luftdruck und Sauerstoffgehalt sind niedriger als gewohnt, wodurch sich die Venen erweitern. Die niedrige Luftfeuchtigkeit in der Flugzeugkabine führt überdies zu einer Entwässerung des Körpers und einer Eindickung des Blutes, so dass es langsamer strömt.

Trinken Sie und bewegen Sie sich ausreichend

Es gibt einfache Verhaltensregeln, die Sie ohne Aufwand befolgen können:

  • Aktivieren Sie im Flug regelmässig die Muskelpumpe Ihrer Beine durch Bewegung der Füsse (kreisen lassen, auf Zehenspitzen wippen), oder stehen Sie alle ein bis zwei Stunden auf.
  • Trinken Sie ausreichend (zirka 0,25 Liter pro Flugstunde), nicht aber Alkohol oder Koffein – beides wirkt entwässernd.
  • Ziehen Sie lockere, nicht einengende Kleidung an.

Kompressionsstrümpfe sind guter Schutz

Knielange Kompressionsstrümpfe zu tragen, bleibt Ihre persönliche Abwägung. Da Sie offenbar gesund sind, ist das Risiko einer Reisethrombose sehr gering. Medizinische Fachgesellschaften sehen in solchen Fällen in der Regel keinen Anlass, Strümpfe auf Langstreckenflügen zu tragen. Studien zeigten allerdings, dass sie (sowohl Kompressionsklasse I als auch II) ein effektiver Blutgerinnselschutz sein können. Blutverdünnende Medikamente sind jedoch nicht empfohlen.

Für Menschen mit bestimmten Risikofaktoren, Venenleiden, oder bereits erlittenen Thrombosen sind Kompressionsstrümpfe eine gute Möglichkeit zur Vorbeugung. Dann ist aber grundsätzlich erhöhte Vorsicht geboten und vor einem Flug ärztlicher Rat einzuholen, ob und welche zusätzliche Massnahmen erforderlich sind. 

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