Chronische Urtikaria

Die Urtikaria (Nesselfieber) ist eine Erkrankung, die jeden vierten Menschen in der Bevölkerung einmal oder mehrmals betrifft und juckende Quaddeln und Angioödeme provoziert. Halten die Symptome länger als sechs Wochen an, gilt die Erkrankung als chronisch. Bei den chronischen Verläufen wird eine induzierbare von der spontanen Form unterschieden. Die chronische induzierbare Urtikaria wird ausgelöst durch physikalische Reize wie Wärme, Kälte, Druck oder Vibration, selten durch Wasserkontakt oder cholinerge Faktoren. Die chronische spontane Urtikaria hat keinen erkennbaren externen Auslöser. Sie kann die Folge einer Autoimmunerkrankung oder eines Infektes sein oder anderer Aktivierungswege der Mastzellen, die schliesslich zur Histaminfreisetzung führen.
«Treten zusätzliche Symptome wie z. B. Fieber auf, sind weiterführende Abklärungen erforderlich.»
Symptome über 24 Stunden
Die Quaddeln bilden sich meist nach 30 Minuten bis 24 Stunden wieder zurück. Ist das nicht der Fall oder kommen weitere systemische Beschwerden wie etwa Fieber dazu, sollten differenzialdiagnostisch auch seltene Krankheitsbilder erwogen werden. Dazu zählen erworbene wie auch hereditäre autoinflammatorische Erkrankungen (AID) wie das Schnitzler-Syndrom, die Still-Krankheit im Erwachsenenalter (AOSD) oder die Cryopyrin-assoziierten periodischen Syndrome (CAPS). Bei Persistenz der Quaddeln über 24 Stunden hinaus sollte auch an eine urtikarielle Vaskulitis gedacht werden. Bei den Angioödemen gehören das hereditäre Angioödem (HAE), das durch C1-Esteraseinhibitor-Mangel erworbene Angioödem (AAE) sowie das durch Angiotensin-Converting-Enzyme (ACE)-Hemmer induzierte Angioödem zu den wichtigen Differenzialdiagnosen, insbesondere wenn keine Quaddeln auftreten.
Antihistaminika oder Biologika
Die Therapie der Wahl der chronischen Urtikaria ist ein H1-Antihistaminikum der zweiten Generation bis zur vierfachen Tagesdosis. Sollte sich dies als erfolglos erweisen, kommt in der Regel der Einsatz des Biologikums Omalizumab infrage, das von einem Spezialisten verordnet werden muss. Das Immunsuppressivum Ciclosporin wird aufgrund seines Nebenwirkungsprofils nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt, insbesondere bei äusserst hartnäckigen und therapieresistenten Verläufen. Weitere Therapieoptionen mit dem Biologikum Dupilumab (anti-IL4/13) oder mit Tyrosinkinaseinhibitoren werden derzeit erforscht.
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