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Darf ich bedenkenlos zur Mammografie-Untersuchung?

«Meine Frauenärztin empfiehlt mir (51) alle zwei Jahre zur Mammografie zu gehen. Ist dies nicht auch schädlich?», fragt eine Leserin. Die Strahlenbelastung sei nicht grösser als die natürliche Strahlung in der Schweiz, das Kosten-Nutzen-Verhältnis aber klar: Die regelmässige Mammografie senke die Brustkrebs-Sterblichkeit, sagt unsere Spezialistin.
16. Oktober 2022
Lesezeit: 2 Minuten
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Dr. med. Maja von Rotz, Oberärztin Frauenklinik am LUKS Luzern

Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsart und die häufigste krebsbedingte Todesursache. 1 von 7 Frauen erkrankt an Brustkrebs, in der Schweiz 6300 jährlich. 4 von 5 dieser Frauen sind über 50 Jahre alt. Die wichtigste Methode zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen ab 50 Jahren ist die Mammografie – eine Röntgen-Untersuchung der Brust. Die klinische Untersuchung, die Ultraschall-Untersuchung und die Magnetresonanz-Tomographie (MRI) sind weitere Untersuchungsmethoden. Das Selbstabtasten allein zur Früherkennung von Brustkrebs ist gemäss allen bisherigen Studien nicht gut geeignet. 

Bei der Mammografie werden in der Regel von jeder Brust zwei Aufnahmen gemacht. Damit kann man viele Veränderungen der Brüste erkennen, auch sehr kleine Tumore, die noch nicht tastbar sind, oder Befunde (Mikrokalk), welche auf eine Krebsvorstufe hinweisen. Dank der Früherkennung kann schonender operiert und häufig auf aggressive Therapien verzichtet werden. Internationale Studien zeigten, dass die Mammografie alle 2 Jahre bei Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren die Brustkrebssterblichkeit senkt, gemäss Einschätzung der WHO um 20 Prozent.

Falsche Ergebnisse können psychisch belasten

Um auf Ihre Frage zu sprechen zu kommen, welche Nachteile durch regelmässige Mammografie-Untersuchungen entstehen können: Von Bedeutung ist die psychische Belastung durch Ergebnisse, welche fälschlicherweise eine Krankheitsdiagnose vermuten (falsch-positive Befunde), schätzungsweise 20 Prozent. Demgegenüber stehen Patientinnen mit Brustkrebs, welche mit der Mammografie nicht erkannt werden (falsch negative Befunde), etwa 10 Prozent.

Als wesentlicher Punkt ist zudem die sogenannte Überdiagnose zu nennen. Darunter versteht man die Brustkrebserkrankung, die zu Lebzeiten der betroffenen Frau ohne Früherkennung nicht auffällig geworden wäre. Dies kann zu einer rückblickend unnötigen Übertherapie führen. Davon betroffen sind etwa 17 bis 19 Prozent.

Nutzen viel grösser als das Sterberisiko

Im Gespräch über die Mammografie wird ein Aspekt häufig als kritisch angesehen: die Strahlenbelastung. Sie beträgt 4 Milli-Sievert (4mSv). Im Vergleich: Die natürliche Strahlenbelastung in der Schweiz beträgt 4.3 mSv pro Jahr. Das Risiko, wegen Mammographie-Strahlen an Brustkrebs zu sterben, trifft 1 bis 10 von 100'000 Frauen, derweil können 800 Todesfälle durch die Früherkennung vermieden werden.

Um Ihre Frage zu beantworten: Brustkrebs ist eine relevante Krankheit. Wir haben mit der Mammografie die Möglichkeit, sie in einem prognostisch günstigeren Stadium zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Datenlage ist eindeutig: Die regelmässige Mammografie senkt die Brustkrebssterblichkeit. Ich empfehle Ihnen diese darum klar ab dem 50. Lebensjahr alle 2 Jahre (ohne familiäre Brustkrebsbelastung), zumindest bis zum 70. Lebensjahr.  

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