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Ein Blick hinter die Corona-Kulissen am LUKS

Bundesrat Alain Berset sprach in diesen Tagen von Licht am Ende des Tunnels. Gleichwohl haben er und alle Fachleute - auch am Luzerner Kantonsspital (LUKS) - grossen Respekt vor einer möglichen zweiten Welle, die heftiger werden und länger dauern könnte. In diesem Spannungsfeld befindet sich das LUKS, und das ist aktuell die grosse Herausforderung für die Verantwortlichen im Pandemie- und im Krisenstab.
27. April 2020
Lesezeit: 4 Minuten
Sitzung des Pandemiestabs am LUKS

Wie fährt man den Normalbetrieb wieder hoch und hält sich gleichzeitig gewappnet für weitere oder mehr COVID-19-Fälle? Dieser Blick hinter die Kulissen zeigt, wie alle am LUKS mit diesen Herausforderungen umgehen und sie gemeinsam meistern. Die Krisenorganisation kümmert sich unter anderem um medizinische Fragen, den Einkauf, erstellt Prognosen, leitet Massnahmen ab und noch vieles mehr. Nachfolgend geben ausgewählte Mitglieder des Pandemiestabs einen Einblick in ihren Bereich. 

250 Isolierbetten aus dem Stand waren nötig

«Der Auftrag des Sonderstabs Pandemie ist es, im Dispositiv besondere Lagen (DbL) das Spital so aufzustellen, dass es für die speziellen, unerwarteten Anforderungen gerüstet ist», erklärt Prof. Dr. med. Christoph Henzen. Quasi aus dem Stand habe man das Spital so umbauen müssen, dass man 250 COVID-19-Isolierbetten und 60 Beatmungsplätze bereitstellen konnte.

Die wirklich grosse Welle sei glücklicherweise bisher nicht eingetroffen. Aber eine zweite werde kommen, nur wisse man nicht, wie gross sie sei. «Aber wir wissen, dass sie lange andauern wirdDer Sonderstab analysiere darum die Situation weiterhin genau und habe Infrastruktur, Räumlichkeiten  sowie Personal so organisiert, dass man innert drei Tagen dafür bereit sein könne.

Wenn es darauf ankommt, können wir innert drei Tagen den Schalter kippen.

Prof. Dr. med. Christoph Henzen, Chefarzt/Leiter Pandemiestab

Auf eine neue Welle gut vorbereitet

Das LUKS betreut derzeit weniger Covid-19-Patienten als vor drei Wochen und weniger als ursprünglich befürchtet. Das bedeutet, dass man vorübergehend zu viel Kapazität hat für deren Behandlung, weshalb diese nun reduziert werden kann. «Wir erhalten aber die Infrastruktur aufrecht, bauen also keine Geräte ab», sagt Dr. med. Marco Rossi.

Zwar könne man nun Narkosepersonal von den Intensivstationen abziehen und wieder in Operationssälen einsetzen. Allerdings rechne man mittelfristig mit mehr Ansteckungen, mehr Hospitalisationen und einem grösseren Bedarf an Intensivmedizin. Darauf sei man vorbereitet, indem man innerhalb kurzer Zeit wieder Narkosepersonal in der Intensivstationen einsetzen könne.

Wir erwarten, dass sich wegen gelockerter Massnahmen wieder mehr Menschen anstecken.

Dr. med. Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und stv. Leiter Krisenstab

Von Erfahrungen in anderen Ländern gelernt

Zur Bekämpfung von COVID-19 gibt es laut Dr. med. Sonja Bertschy momentan keine spezifischen Medikamente. Es stünden jedoch verschiedene andere Arzneimittel zur Verfügung, die man gezielt bei Patienten anwende, die schwer erkrankt seien. Ganz wichtig findet sie eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Fachspezialisten, die sich regelmässig treffen, austauschen und Fälle diskutieren.

Es sei das Glück der Schweiz, dass unser Land erst im Verlauf der Pandemie davon betroffen worden sei. So hätten wir von der Erfahrung anderer Länder und Fachexperten lernen dürfen. Das habe ein gutes Wissen über das neue Coronavirus und zur Frage, wie man Patienten  behandeln kann, gebracht.

Ganz wichtig bei der Behandlung von COVID-19-Patienten ist Teamwork

Dr. med. Sonja Bertschy, stv. Chefärztin Infektiologie

Prozessmodell hilft bei der Planung

Das LUKS hat für die Hospitalisation von COVID-19-Patienten ein Prozessmodell entwickelt. Dieses erlaubt es, zusammen mit eigenen Daten sowie Daten anderer Spitäler und aus der Literatur verschiedene Szenarien zu entwickeln, Engpässe darzustellen und vorauszusehen, wie viel Zeit für allfällige Massnahmen bleibt.

Mit dieser Methode erhält der Pandemiestab Daten, die bei der weiteren Planung helfen. Dr. med. Stefan Hunziker spricht von einer unterstützenden Methode, die eine zusätzliche Perspektive darstellen soll. Aktuell beschäftige man sich mit der Frage, was bei einer zweiten Welle passieren würde. Das Modell ermögliche es abzuschätzen, was das Aussetzen der Massnahmen des Bundes fürs LUKS heisse.

Ausgehend von Eintritt und Liegedauer simulierten wir eine mögliche Belegung in der Zukunft.

Dr. med. Stefan Hunziker, Leiter Informatik

Trotz Hürden genug Medikamente vorhanden

COVID-19-Patienten brauchten mehr Medikamente, als man normal an Lager habe. Wenn dann in einer globalen Krise alle gleichzeitig weltweit die gleichen Produkte verlangten, werde die Versorgung aller Patienten schwierig. Dank frühzeitiger interdisziplinärer Zusammenarbeit habe man Therapiealternativen finden, den Medikamentenverbrauch optimieren und so noch rechtzeitig Medikamente beschaffen können.

Die wichtigste Erkenntnis sei, «dass wir unsere Lagerkapazitäten mengenmässig und räumlich aufstocken müssen, weil die Lager im nationalen Pharmamarkt knapp sind, die globalen Lieferketten in einer globalen Krise sofort unterbrochen werden und bei geschlossenen Grenzen kein Nachschub mehr kommt  

Dank interdisziplinärer Zusammenarbeit gelang es, die Medikamente zu beschaffen.

Dr. pharm. Katharina Bracher, Chefapothekerin

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