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Fuchsbandwurm nach dem Essen von Waldbeeren?

Luzerner Zeitung - Ich (w, 52) höre immer wieder mal, dass im Wald wachsende Beeren oder auch Pilze gefährlich seien wegen des Fuchsbandwurms. Inwieweit trifft das zu? Welche Symptome würden auftreten, wenn man infizierte Beeren gegessen hätte? Bringt es etwas, wenn man Waldbeeren einfriert, oder ist Kochen besser?
11. September 2018
Lesezeit: 3 Minuten
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Kurzantwort

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Waldbeeren nach wie vor genossen werden können. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, wäscht die Beeren vor dem Verzehr. Wichtig ist Händewaschen nach Kontakten mit Füchsen oder Hunden.

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Dr. med. Marco Rossi Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene, Luzerner Kantonsspital

Ausführliche Antwort

Wie die Fragestellerin sorgen sich beim Essen von Waldbeeren viele Leute, dass sie den Fuchsbandwurm aufnehmen und später daran erkranken.

Diese Angst ist jedoch weitgehend unbegründet. Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist in der Nordhemisphäre verbreitet und lebt vor allem in Füchsen, aber auch in Hunden und seltener in Katzen. Scheiden diese Tiere Kot aus, werden die Fuchsbandwurm-Eier von Mäusen und anderen Nagetieren aufgenommen und verbreiten sich in deren Körper. Wird dann eine befallene Maus von einem anderen, noch nicht befallenen Fuchs gefressen, nimmt damit auch er den Fuchsbandwurm auf. Der Kreis ist geschlossen.

Der Mensch kann die Wurmeier über die Hände aufnehmen, durch Kontakt mit infizierten Endwirten wie Füchse, Hunde und - vermutlich sehr selten - Katzen. An deren Fell haften die Wurmeier, und die gehen bei Kontakt auf den Menschen über.

Tierkontakt ist gefährlicher

Die Rolle kontaminierter Lebensmittel für die Wurmübertragung ist nicht so klar. Sicherheitshalber empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit, bodennah wachsende Beeren und Pilze aus dem Wald, aber auch Gemüse, Salat und Beeren aus Freilandkulturen sowie Fallobst vor dem Essen zu waschen oder zu kochen. Tiefgefrieren bei minus 20 Grad tötet die Eier des Fuchsbandwurms dagegen nicht ab.

Wichtiger als der Verzehr von Beeren oder Pilzen (die ohnehin immer gekocht werden) ist für eine Übertragung aber der direkte Kontakt zu Füchsen und Hunden, während Katzen wie erwähnt wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Nach Kontakten mit Mäuse fressenden Tieren ist aber eine gute Hygiene angezeigt, und die Hände sollten gewaschen werden.

Risiko ist sehr gering

Bei all diesen Vorsichtsmassnahmen soll aber nicht vergessen werden, dass das Risiko einer Fuchsbandwurm-Erkrankung sehr klein ist. Die Krankheit ist in der Schweiz nicht meldepflichtig, deshalb gibt es keine genauen Zahlen. Fachleute schätzen die Zahl der Neuerkrankungen auf 10 bis 20 pro Jahr. In Deutschland, das neunmal grösser ist als die Schweiz, besteht Meldepflicht. Dort werden 20 bis 40 Fälle pro Jahr registriert.

Im Einzelfall lässt sich nie feststellen, wo sich ein Mensch angesteckt hat. Es sind fast immer Erwachsene, die erkranken, möglicherweise geht die Infektion aber jeweils auf einen Kontakt zurück, der bereits in der Kindheit stattgefunden hat. 

Das ist nicht ungewöhnlich, denn es dauert zum Teil viele Jahre, bis bei einer infizierten Person die Funktion befallener Organe beeinträchtigt ist.

Nach einer Infektion bilden sich zunächst im Dünndarm Larven, die dann meist in die Leber wandern, wo sie Zysten bilden. Sie wachsen in das Gewebe und beeinträchtigen nach und nach die Funktion des befallenen Organs. Wird die Infektion entdeckt, kann sie durch eine Kombination von Operation und langdauernder medikamentöser Behandlung geheilt oder zumindest in Schach gehalten werden.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 11.09.2018

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