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Gibt es Alternativen zum künstlichen Schultergelenk?

Nach einem Sturz wurden bei mir (w, 62) eine Abnützung und Sehnenrisse am Schultergelenk diagnostiziert. Der Arzt sagte, man müsse ein künstliches Schultergelenk einsetzen. Ist das nötig? Kann man zuwarten? Unser Spezialist sagt dazu: Das Einsetzen eines künstlichen Gelenks kann mit entsprechenden Begleitmassnahmen hinausgezögert werden. Massgeblich sind der Leidensdruck und die damit verbundene eingeschränkte Lebensqualität.
12. April 2021
Lesezeit: 2 Minuten
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Dr. med. Ralf Schöniger

Künstliche Schultergelenke werden seit etwa 20 Jahren zunehmend eingesetzt. Man unterscheidet zwei Arten. Einerseits spricht man von einem anatomischen Schulter-gelenk, das bei einer Arthrose (Abnützung des Gelenkes) mit intakter Rotatorenmanschette (Sehnen um das Schultergelenk) eingesetzt wird und vom Bild her einem normalen Schultergelenk entspricht.

Anderseits wird bei Patienten mit einer Arthrose und bei gleichzeitig vorliegenden Sehnenrissen wie offenbar bei Ihnen ein sogenanntes umgekehrtes Schultergelenk (inverse Schulterprothese) implantiert. Durch die nicht mehr vorhandenen Sehnen wird mit dem umgekehrten Schultergelenk die Mechanik so verändert, dass weiterhin eine Beweglichkeit des Gelenkes möglich ist. Durch ein künstliches Schultergelenk können vor allem Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sehr gut behandelt werden.

In einem ersten Schritt können bei einer vorliegenden Arthrose des Schultergelenks mit oder ohne Sehnenrisse konservative Therapien durchgeführt werden. Stehen vor allem die Schmerzen im Vordergrund, ist einerseits die Einnahme eines entzündungshemmenden Medikaments über einen gewissen Zeitraum sinnvoll, anderseits kann eine Kortisonspritze direkt in das Schultergelenk zu einer deutlichen Reduktion der Beschwerden beitragen. Begleitend können physiotherapeutische Massnahmen zur Verbesserung der Beweglichkeit des Schultergelenks zusätzlich angewendet werden.

Konservative Therapien über 3 bis 6 Monate

Es macht Sinn, die konservativen Therapien über einen Zeitraum von 3 bis 6 Monaten durchzuführen, um einen Therapieerfolg beurteilen zu können. Sollten sich die Beschwerden und die Schultergelenksbeweglichkeit durch die konservativen Behandlungen deutlich bessern, kann das Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks hinausgezögert werden. Massgeblich sind vorab Ihr Leidensdruck und die damit verbundene eingeschränkte Lebensqualität.

Bei einem entsprechend hohen Leidensdruck ohne spürbare Verbesserung durch die konservativen Massnahmen kann dann über die Durchführung einer Schulterprothesenimplantation entschieden werden. Nach der in aller Regel komplikationslos verlaufenden Implantation kann vor allem bezüglich Schmerzen mit einem sehr guten Resultat gerechnet werden. Die Beweglichkeit verbessert sich da-durch ebenfalls.

Wann für Sie persönlich der ideale Zeitpunkt ist, um ein künstliches Schultergelenk einsetzen zu lassen, ist in erster Linie von Ihren Beschwerden abhängig. Ist der Leidensdruck niedrig und haben Sie allgemein eine gewisse Skepsis gegenüber einem operativen Eingriff, kann mit dem Einsetzen eines künstlichen Schultergelenks problemlos zugewartet und in einem regelmässigen Zeitintervall, das heisst 1 bis 2 Jahre, die Schulter kontrolliert werden. Bei einer klaren Veränderung der Beschwerden empfehlen wir Ihnen eine erneute Standortbestimmung durch einen Schulterspezialisten.

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