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Grippe: Die «Champions» im Luzerner Kantonsspital sind bereit

Luzerner Zeitung - Wie heftig das diesjährige Virus sein wird, kann nicht vorausgesagt werden. Das Luzerner Kantonsspital ist jedoch gewappnet – und fährt mit der im letzten Jahr eingeführten Methode weiter. Diese soll vor allem in einem Bereich Verbesserungen bringen.
29. Oktober 2018
Lesezeit: 4 Minuten
Infektiologe Marco Rossi impft «Champion» Rahel Heer im Kantonsspital Luzern. (Bild: Dominik Wunderlin, Luzern, 19. Oktober 2018)

Infektiologe Marco Rossi impft «Champion» Rahel Heer im Kantonsspital Luzern. (Bild: Dominik Wunderlin, Luzern, 19. Oktober 2018)

Husten, Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Diese Symptome können unter anderem auf eine Grippe hinweisen – insbesondere, wenn sie wie aus dem Nichts auftreten (siehe Kasten). Aktuell wurden am Luzerner Kantonsspital (Luks) bereits vereinzelte Grippefälle registriert, aber das Virus wird mit Sicherheit erst gegen Ende Jahr richtig «zuschlagen». Im Spital ist man darauf vorbereitet. Prognosen über die Heftigkeit der Grippe zu wagen, wären aber vermessen. Das Ausmass wird erst erkennbar, wenn sie hier ist.

Wie letzte Grippesaison, arbeitet das Luzerner Kantonsspital auch heuer mit «Champions». Das sind Mitarbeiter, die innerhalb ihres Arbeitsbereiches den Grippeschutz zum Thema machen. Diese Methode wurde während der letzten Grippesaison erstmals praktiziert. Das Resultat sei zufriedenstellend gewesen, auch wenn der Erfolg nicht in Zahlen messbar sei, sagt Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Luks. «Die Rückmeldungen diverser Abteilungen waren positiv.»

Rahel Heer: «Ich habe eine Beobachterrolle»

Rahel Heer, klinische Assistenz Urologie am Luks, wird wie schon letztes Jahr auch in der kommenden Saison wieder als «Champion» fungieren. Das heisst, die 31-Jährige versucht, ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen zur Umsetzung der Schutzmassnahmen zu animieren. Zum Bündel an Schutzmassnahmen gehört auch die Impfung – aber nicht nur. Wichtig ist zudem die Händehygiene, das Tragen eines Mundschutzes bei Erkältungssymptomen, die Grippediagnostik mit Isolierung der erkannten Patienten sowie die Information von erkälteten Besuchern. Erkrankte Mitarbeiter mit Fieber sind angehalten, zu Hause zu bleiben.

Und genau da setzt Heers Aufgabe an. «Im Grunde genommen habe ich eine Beobachterrolle. Während den Monaten Oktober bis Januar sind meine Grippe-Sensoren aktiv.» Ein Beispiel: Wenn sie wahrnimmt, dass Besucher husten, dann weist sie auf den Mundschutz hin. Das gleiche macht sie, wenn Arbeitskollegen husten. Es gehe aber nicht um Kontrolle, wie sie sagt. «Ich bin keine Polizistin. Ich kontrolliere und sanktioniere nichts, ich weise nur darauf hin und bin vor allem auch Ansprechperson bei Grippefragen.»

Ich habe eine Beobachterrolle. Vom Oktober bis Januar sind meine Grippe-Sensoren aktiv.

Rahel Heer, «Champion» am Luks

So ist es denn auch nicht ihre Aufgabe, die Grippeimpfung zu propagieren. Generell wolle man im Spital die Impfung nicht bewerben, zumal sie nur eine von vielen Massnahmen gegen eine Grippeerkrankung sei. Rahel Heer fügt an: «Ich muss die Mitarbeiter auch nicht überzeugen, die Impfung zu machen. Jede Person soll selber entscheiden. Ich rege nur an, sich darüber Gedanken zu machen.»

15 Prozent des Personals liess sich impfen

Das gelingt gemäss Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene, ganz gut. «Es zeigt sich, dass die Impfrate im Spital ohne Druck ansteigt.» Letztes Jahr hat sich 15 Prozent des Pflegepersonals impfen lassen. Das entspricht 3 Prozent mehr als eine Saison zuvor. Ein bestimmtes Ergebnis strebt Rossi nicht an. Solange sich Jahr für Jahr mehr Mitarbeiter impfen lassen, sei er zufrieden.

Ein konkretes Ziel hat der Infektiologe punkto spitalerworbener Grippefälle: Bei der letztjährigen Grippesaison registrierte das Spital 16 solcher Fälle. Das entspricht bei 212 im Rahmen einer Grippestudie erfassten Fällen acht Prozent, ähnlich viele wie in den Vergleichsspitälern. In der Saison zuvor lag der Wert auch bei acht Prozent. «Diesen Prozentsatz wollen wir reduzieren», sagt er. Jede im Spital erworbene Grippe sei eine zu viel. Und dazu können die «Champions» einen Teil beitragen, indem sie andere für die Schutzmassnahmen sensibilisieren und so Ansteckungen verhindern.

Impfung: Jetzt ist der ideale Zeitpunkt

Eine Grippe und eine Erkältung weisen ähnliche Symptome auf, eine sichere Unterscheidung ist klinisch nicht möglich. Eine Grippe kommt allerdings meist plötzlich, während eine Erkältung schleichend in Erscheinung tritt. Bei einer Erkältung treten typischerweise folgende Symptome auf: Halsschmerzen, Schnupfen, Kopfschmerzen und leichtes Fieber. Bei einer Grippe sind die Symptome deutlich heftiger: Gliederschmerzen, Schüttelfrost, hohes Fieber, Husten, Appetitlosigkeit und starke Müdigkeit.

Auch bezüglich Dauer unterscheidet sich die Grippe von einer Erkältung. Während die Erkältung innert weniger Tage abklingt, dauert eine Grippe markant länger.

Die Wahrscheinlichkeit, an Grippe zu erkranken, kann unter anderem mit der Grippeimpfung reduziert werden. Deren Wirksamkeit liegt zwar meist nur zwischen 30 und 60 Prozent. Trotzdem wird sie insbesondere Risikopatienten empfohlen. Dazu gehören Personen ab 65, Schwangere und Personen mit chronischen Erkrankungen. Der optimale Zeitpunkt für die Impfung liegt zwischen Oktober und Ende November. Die Impfung kann beim Hausarzt oder in Apotheken durchgeführt werden und kostet zwischen 25 und 30 Franken. Die Angestellten des Kantonsspitals Luzern können sich ab dem 5. November wieder kostenlos impfen lassen. Nebst der Impfung wirkt auch eine gute Händehygiene präventiv.

Quelle: Luzerner Zeitung vom 29.10.2018
Autor: Yasmin Kunz

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