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Herzrasen als Folge einer Covid-19-Erkrankung?

Ich (w, 22-jährig, sportlich) leide seit August an unerklärlichem Herzrasen, vor allem tagsüber. Ich war zuvor positiv auf Corona getestet worden und hatte noch einen Magen-Darm-Infekt. Bei einer Untersuchung konnte keine Ursache gefunden werden, aber weil das Herzrasen weiterhin da ist, bin ich sehr beunruhigt. Unser Spezialist sagt, eine Herzrhythmusstörung könne aufgrund der Symptome nicht ausgeschlossen werden. Er empfiehlt auf jeden Fall weitere Abklärungen samt einem 24-Stunden-EKG.
2. Februar 2022
Lesezeit: 2 Minuten
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Prof. Dr. med. Richard Kobza, Chefarzt Kardiologie, Herzzentrum LUKS Luzern

gen seit dem August 2021 tagsüber einen hohen Puls von bis zu 120 Schlägen pro Minute, der sich jedoch in Ruhe auf Werte von 60 bis 70 Schläge normalisiert. Ihrem Begleitschreiben ist zu entnehmen, dass Sie weder unter Atemnot noch unter Brustschmerzen leiden. Zudem hat eine kardiologische Untersuchung ergeben, dass EKG, Belastungs-EKG und Herzultraschall normal waren. Das ist schon mal beruhigend, ebenso, dass auch die Schilddrüsen-werte im Normalbereich lagen.

Aufgrund Ihrer Schilderungen kann ich trotzdem eine Herzrhythmusstörung nicht sicher ausschliessen. Es gibt Herzrhythmusstörungen, die durch eine vermehrte Aktivität eines kleinen Gebietes im Herzen (einzelne oder ganz wenige Herzmuskelzellen) verursacht sein können. Diese können sich so äussern, wie Sie das beschreiben. Wir sprechen hier von sogenannten atrialen Tachykardien. Auch ist es möglich, dass Sie aufgrund der erwähnten Covid-Erkrankung an einer sogenannten inadäquaten Sinustachykardie leiden. Diese ist weit verbreitet bei Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-19-Syndrom («Long Covid»). Ein Ungleichgewicht des kardialen autonomen Nervensystems kann dieses Phänomen erklären.

24-Stunden-EKG ist sehr empfohlen

Da eine strukturelle Herzerkrankung bei Ihnen bereits ausgeschlossen werden konnte, empfehle ich sicher ein 24-Stunden-EKG. Damit kann der Kardiologe den Rhythmus während der Zeiten mit dem hohen Puls beurteilen. Eine atriale Tachykardie könnte man medikamentös oder eventuell mit einer Katheterablation behandeln. Bei diesem risikoarmen Eingriff werden über einen zum Herzen vorgeschobenen Katheter jene Bereiche mit Hochfrequenzstrom verödet (abladiert), welche die abnorme Herzerregung verursachen.

Auch die inadäquate Sinustachykardie kann allenfalls mit einem Herzrhythmusmedikament gut beeinflusst werden. Die meisten Medikamente, die in solchen Situationen eingesetzt werden, haben nur selten Nebenwirkungen. Die Dauer der Behandlung hängt vom weiteren Verlauf der Beschwerden ab und wird vom behandelnden Kardiologen regelmässig überprüft.

Herzleistung normalisiert sich nach Therapie meist

Es ist nachvollziehbar, dass Sie sich Sorgen machen, wenn Ihr Herz tagsüber so schnell schlägt. Tatsächlich kann eine lang andauernde atriale Tachykardie zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen. Nach einer entsprechenden Therapie normalisiert sich die Herzleistung aber in den meisten Fällen wieder. Eine inadäquate Sinustachykardie führt im Allgemeinen nicht zu einer Herzschwäche. Bei Ihnen wurde das ja mittels Ultraschalls bereits ausgeschlossen. Zudem normalisiert sich der Puls in Ruhe, dann hat das Herz ohnehin genügend Zeit, sich zu erholen.

Ich empfehle Ihnen aber wie erwähnt eine weitere Konsultation beim Kardiologen zur Abklärung möglicher Ursachen samt der Durchführung eines 24-Stunden-EKGs.

 

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