Direkt zum InhaltDirekt zum Fussbereich

«Ich begegnete ihr in einer anderen Welt»

Surseer Woche - Im Rahmen der Vortragsreihe «Gsond und zwäg is Alter» informierten das Luzerner Kantonsspital Sursee und die Pro Senectute vergangene Woche über demenzielle Erkrankungen. Das Interesse was sehr gross.
25. April 2019
Lesezeit: 3 Minuten
Titelbild Gsond und Zwag

«'Demenz - ein Leiden mit vielen Gesichtern' heisst vor allem, dass es für eine Abklärung bei Menschen mit Verdacht auf Demenz wichtig ist, zu wissen, dass in der Region Sursee mit einem dichten Ärztenetz, dem Luzerner Kantonsspital und der Memory Clinic Zentralschweiz ein gut funktionierendes fachliches Netz existiert», meinte Stefan Kipfer gleich zu Beginn seiner Ausführungen. Kipfer führt seit vergangenem Januar eine neurologische Praxis in Sursee und arbeitet als Konsiliararzt am Luzerner Kantonsspital Sursee. In einem ersten Teil des Vortrags führte er in das Geheimnis des Gehirns und des Gedächtnisses ein und erläuterte die Regionen und Funktionen des Gehirns. «Ganz wichtig für das Denken sind hunderttausende von Hirnzellen und die Synapsen, die Verbindungen zwischen den Zellen. Anschliessend erklärte er, wie eine Demenz definiert wird, welche Arten von Demenz bekannt sind, sowie Diagnose und Therapiemöglichkeiten. Bildung ist der beste Schutz «Eine Erkrankung an Demenz bedeutet eine fortschreitende Abnahme der Gedächtnisfunktionen, und dies bringt auch eine bedeutsame Beeinträchtigung im Alltag mit sich.» Bei den Diagnosekriterien stehen das Gedächtnis, die Orientierung, die Auffassungsgabe, die Sprache und die Lernfähigkeit im Zentrum. Ebenso bedeutend sei es auch, die emotionale Kontrolle und die Gefühlslage eines betroffenen Menschen zu kennen. «Leider ist die Zahl der Menschen mit einer Demenz am Zunehmen», führte Kipfer in die Krankheit ein. «Eines vorweg: Bildung und aktives körperliches Training auch im Alter sind der beste Schutz.» Die Diagnostik einer Demenz beinhaltet den Nachweis einer kognitiven Störung. Durch neuropsychologische Untersuchungen und eine Verlaufsuntersuchung ist die Unterscheidung von einem normalen Alterungsprozess möglich.

Eigenartige Krankheit des Gehirns

«Alzheimer ist die häufigste Demenzform. Alois Alzheimer nannte sie die 'eigenartige Krankheit der Hirnrinde'», erinnerte Kipfer und erläuterte andere Formen wie «Demenz mit Lewy-Körper» oder «Parkinsondemenz». Als Risikofaktoren für eine Demenz nannte Kipfer unter anderem hohes Alter und die Familienanamnese. Entscheidend seien auch beeinflussende Faktoren wie die Ernährung. «Im Zentrum der therapeutischen Möglichkeiten stehen regelmässiges Gedächtnistraining, körperliche Betätigung und gesunde Ernährung. Ganz wichtig sind für Menschen mit einer Demenz soziale Kontakte», meinte der Referent abschliessend.

Neue Situationen akzeptieren

Zum Referat war auch Peter Bolliger eingeladen. Er begleitet seit Jahren seine Mutter, die an einer Demenz leidet. «In der Zeit, während ich meine Mutter bisher begleiten durfte, lernte ich, ihr in einer anderen Welt zu begegnen und sie so zu akzeptieren.» Bolliger berichtete darüber, wie sie bemerkten, dass sich seine Mutter immer mehr veränderte. «Dennoch war es sehr schwierig, denn sie weigerte sich lange, einen Arzt aufzusuchen oder Tests zu machen.» Auch heute noch sei es für ihn nicht immer einfach, zuzusehen, wie die Krankheit fortschreite: «Heute bin ich bereit, ihren Geschichten zu folgen und mich immer wieder auf neue ungewohnte Situationen einzulassen.» 

Meine Mutter weigerte sich lange, einen Arzt aufzusuchen oder Tests zu machen.

Peter Bolliger

Die Anwesenden waren von den Ausführungen von Peter Bolliger sehr beeindruckt, und auch das Referat des Neurologen Stefan Kipfer stiess auf grosses Interesse. Am anschliessenden Apéro waren die beiden gefragte Gesprächspartner.

Autor: Werner Mathis
Quelle: Surseer Woche vom 25.04.2019

Artikel teilen

Mehr zum Thema

Für LUKS-Newsletter anmelden

Wählen Sie Ihre Abonnements

War diese Seite hilfreich?