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Ist ein Ruhepuls von 90 Schlägen pro Minute normal?

Luzerner Zeitung - Da ich (m, 61) seit jeher einen etwas hohen Puls (85 bis 90) habe, möchte ich Folgendes wissen: In welcher Bandbreite liegt ein normaler Ruhepuls? Verkürzt ein hoher Ruhepuls die Lebenszeit? Welche Risiken sind mit hohem Puls verbunden? Wann ist es angezeigt, seinen Ruhepuls unbedingt runterzubringen? Und wie am besten?
26. Februar 2019
Lesezeit: 3 Minuten
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PD Dr. med. Richard Kobza, Chefarzt Kardiologie, Herzzentrum

Unser Herz pumpt Blut durch den Körper und versorgt Organe, Gewebe und Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen. Der Ruhepuls gibt an, wie oft das Herz in Ruhe pro Minute schlägt. Bei einem gesunden Herz reguliert der Organismus den Ruhepuls so, dass der Körper in Ruhe ausreichend mit Blut versorgt wird. Sobald man sich bewegt, steigt auch der Puls, da der Körper dann mehr Blut in die arbeitenden Muskeln pumpen muss.

Durchschnittlich liegt der Ruhepuls eines gesunden Erwachsenen bei 60 bis 90 Schlägen pro Minute, wir sprechen vom normalen Sinusrhythmus. Bei hochtrainierten Ausdauersportlern ist der Ruhepuls deutlich niedriger. Bei ihnen schlägt das Herz unter Umständen nur 35- bis 50-mal in der Minute. Grund: Das Herz eines Sportlers ist in der Lage, mit einem Herzschlag mehr Blut durch den Körper zu pumpen als ein wenig trainiertes Herz.

Viele verschiedene Faktoren können den Ruhepuls beeinflussen, zum Beispiel Schmerzen, die Hormone, Infektionen, Stress und Genussmittel wie Koffein oder Nikotin. Auch Schwangere haben einen höheren Puls. Bei ihnen braucht es dies, damit das Baby ausreichend mit Blut zu versorgt werden kann.

Tatsächlich besteht bei Säugetieren eine «umgekehrte Beziehung» zwischen Herzfrequenz und Lebenserwartung. Hingegen bleibt die Frage, ob das menschliche Leben durch Herzverlangsamung verlängert werden kann, umstritten. Mit einem Ruhepuls von 85 bis 90 wie Sie ihn beschreiben, besteht kein erhöhtes Risiko.

EKG kann Aufschluss geben

Bei einer Herzfrequenz über 100/Min. sprechen wir von einem schnellen Herzschlag, einer Tachykardie. Eine Tachykardie ist physiologisch, also normal, wenn es eine Reaktion auf körperliche Betätigung oder emotionale Belastung ist. Eine Tachykardie kann aber auch durch eine Fehlleitung oder durch Fehlimpulse im Herzen bedingt sein, dann sprechen wir von einer Herzrhythmusstörung. Diese können die zu einem erhöhten Ruhepuls führen. Meist sind das Herzrhythmusstörungen, die den Ursprung in der Vorkammer des Herzens haben, wie zum Beispiel Vorhofflimmern. Dann ist der Ruhepuls aber eher unregelmässig.

Grundsätzlich empfehle ich die Registrierung eines EKGs beim Hausarzt, damit Sie sicher sind, dass es sich bei Ihnen um einen normalen Sinusrhythmus und nicht um eine Herzrhythmusstörung handelt. Gelegentlich braucht es ein LangzeitEKG um den Herzrhythmus genauer beurteilen zu können.

Besser Sport als Medikamente

Sollte das Ruhe-EKG einen normalen Sinusrhythmus zeigen, dann würde ich keine Medikamente zur Beeinflussung des Ruhepulses einnehmen. Hingegen kann regelmässiger Sport empfohlen werden, ein regelmässiges Training kann zu einer Senkung des Ruhepulses führen. Sollte sich im EKG eine Rhythmusstörung zeigen, so kann diese unter Umständen gezielt mit Herzrhythmusmedikamenten behandelt werden. Heute können wir aber die meisten Herzrhythmusstörungen auch mittels Katheterablation so behandeln, dass danach nicht zwingend eine Medikamenteneinnahme nötig ist. Hier kann Sie ihr Hausarzt beraten.

Ratgeber: PD Dr. med. Richard Kobza
Quelle: Luzerner Zeitung vom 26.02.2019

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Kurzantwort

Der durchschnittliche Ruhepuls eines Erwachsenen liegt bei 60 bis 90 Schlägen pro Minute. Um sicher zu sein, dass relativ hohem Puls keine Herzrhythmusstörung zugrunde liegt, empfiehlt sich ein EKG. Schlägt das Herz normal, kann Sport den Puls senken.(hag)

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