Ist neuer Knorpel eine Alternative zu einem künstlichen Kniegelenk?

Es ist schon möglich, neuen Knorpel ins Kniegelenk einzusetzen. Nicht durch eine Spritze, aber durch zwei kleine Operationen. Zuerst werden wenige Knorpelzellen aus dem eigenen Knie entnommen, im Labor vermehrt und gezüchtet. Drei Wochen später wird der neue Knorpel durch eine Gelenkspiegelung oder eine offene Operation in das Kniegelenk eingesetzt. Die Technik ist als Knorpelzelltransplantation oder ACT bekannt. Dafür sind inzwischen gute Langzeitergebnisse nachgewiesen. Allerdings: Sie eignet sich nur bei bestimmten Knorpelschäden und eher in jüngerem Alter.
In einem gesunden Knie bedeckt der Knorpel die Gelenkflächen und ermöglicht als Gleitschicht dessen reibungsarme Bewegung. Knorpelschäden können akut als Folge von Unfällen entstehen oder schlicht durch Abrieb im Laufe der Jahre. In beiden Fällen kann es zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Kniegelenk kommen. In diesem Fall muss der Arzt das Kniegelenk klinisch untersuchen, meistens auch ein Röntgenbild oder ein MRI machen. Alternative Schmerzursachen müssen beurteilt und behandelt werden wie Meniskusrisse oder Bänderrisse.
Gehen die Knorpelschäden auf starke O- oder X-Beine zurück, kann durch eine Operation die Beinachse korrigiert werden.
PD Dr. med. Jens Decking, Chefarzt Orthopädie LUKS Sursee
Wichtig ist, körperliche Aktivität nicht zu beenden
Bei noch geringen Schäden kann ein Training von Muskelkraft, Ausdauer und Beweglichkeit (zum Beispiel Physiotherapie) zu einer Besserung führen. Körperliche Aktivitäten (Wandern, Velofahren, Schwimmen usw.) sollten fortgeführt werden. Unterstützend und zeitweise können Medikamente wie Entzündungshemmer oder Glucosamin eingenommen werden. Spritzen in das Kniegelenk (Cortison, Hyaluronsäure u.a.) können die Beschwerden ebenfalls lindern, häufig aber nur zeitlich limitiert. Gehen die Knorpelschäden auf starke O- oder X-Beine zurück, kann durch eine Operation die Beinachse korrigiert und ein Fortschreiten der Knorpelschäden in den meisten Fällen verhindert werden.
Bei tiefen Knorpelschäden, die eng umgrenzt nur ein Areal des Kniegelenkes betreffen, kommen Knorpelersatzverfahren zur Anwendung. Der Defekt kann zum Beispiel angebohrt werden, es können Knorpel-Knochenzylinder oder Kollagenmembrane eingesetzt werden. Oder es kommt die oben erwähnte «Knorpelzelltransplantation» zur Anwendung. Diese Verfahren eignen sich meistens für jüngere Patienten nach Unfällen.
Wenn aber schon eine fortgeschrittene Arthrose vorliegt, also ein grossflächiger und tiefer Abrieb der Knorpelschichten, und wenn die Beschwerden ständig vorhanden und sehr stark sind und alle nicht-operativen Massnahmen keine hinreichende Besserung bewirken, dann ist im Alter Ihres Mannes tatsächlich häufig die Implantation eines Kunstgelenkes die richtige Therapie. Die definitive Entscheidung hängt aber immer ab von seinen Beschwerden, der klinischen Untersuchung und dem Ausmass und der Lage der Knorpelschäden im Kniegelenk.
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