«Killerbiene» und «Mörderhornisse»: In diesen Fällen braucht es bei Stichen medizinische Hilfe

Echte Allergien gegen Insektengifte kommen seltener vor als vermutet. Heute leiden 3 bis 4 Prozent der Bevölkerung an einer nachgewiesenen Allergie gegen Gifte der Hautflügler, also Honigbienen- oder Wespengift, oder nach Stichen durch die mit der Wespe verwandte Hornisse. Allergien nach Stichen durch Hummeln sind noch seltener.
Allergien sind selten
Allergien gegen einheimische blutsaugende Insekten wie Stechmücken/-fliegen oder Bremsen sind eine absolute Rarität. Meist kommt es nur zu Lokalreaktionen durch Inhaltsstoffe im Speichel der Insekten, die u.a. gerinnungshemmend wirken und zur Erleichterung des Saugens Blutgefässe erweitern. Die «Asiatische Tigermücke» ist als Überträger von Krankheitserregern wie Zika-, Chikungunya- oder Dengue-Virus bekannt und hat sich in Europa seit 1990 v.a. wegen des Klimawandels verbreitet.
Globale Erwärmung, weltweiter Handel und Urbanisierung beeinflussen aber Vorkommen und Flugzeit von Hautflüglern. Die Asiatische Hornisse etwa breitet sich derzeit in Spanien und Frankreich aus, während ursprünglich europäische Wespenarten in Nordamerika auftauchen und sich verbreiten. Durch höhere Temperaturen beginnt die Flugsaison der Hautflügler, vor allem der Wespen, früher und dauert länger.
Sogenannte «Killerbiene» und «Mörderhornisse»
Auch das Verhalten ändert sich. Die «Killerbiene» entstand in Südamerika durch Kreuzung afrikanischer mit europäischen Honigbienen zur Erhöhung von deren Widerstandskraft. Sie gilt als angriffslustiger als die Honigbiene, ist aber in Europa noch selten. Ähnliches gilt für die «Mörderhornisse», deren auch ohne Allergien schmerzhafter Stich durch die in Japan heimische Variante jährlich Todesfälle bei Allergikern verursacht. In Europa ist sie bisher nicht verbreitet.
Beschwerden nach Stichen reichen von lokalen Reaktionen bis zu lebensgefährlichen allergischen Reaktionen, einer Anaphylaxie. Ähnlich der lokalen Reaktion nach Stichen durch blutsaugende Insekten enthalten auch Insektengifte Substanzen, die Feinde abwehren sollen. Etwa biogene Amine, die zur Ausschüttung von Histamin führen und dadurch etwa Juckreiz verursachen. Aber auch Mellitin, das als Toxin wirkt. Bei Allergikern kommt es aus bislang unklaren Gründen zur Entstehung von Antikörpern gegen Bestandteile der Insektengifte.
Allergenspezifische Immuntherapie
Bei Unklarheiten werden immer Beratung und allenfalls Abklärungen durch Fachpersonen empfohlen. Neben Kühlung und Medikamenten (z.B. Antihistaminika, Steroide und bei schweren Reaktionen auch Adrenalin) steht die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) zur Verfügung. Diese wird bei schwerer Reaktion nach vorheriger allergologischer Abklärung empfohlen und gewöhnt den Körper langsam an das Insektengift. Sie erfolgt mit Spritzen durch Fachleute über mindestens fünf Jahre. Bei Vorliegen spezifischer Begleiterkrankungen kann die Therapie verlängert oder angepasst werden.
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