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Könnte mir ein Zungenschrittmacher gegen das Schnarchen helfen?

Ich (m, 55) bin intensiver Schnarcher und mache nachts Atempausen. Zur Behandlung wurde mir auch eine Atemmaske empfohlen. Damit komme ich aber nicht zurecht. Nun habe ich von der Möglichkeit eines Zungenschrittmachers gehört. Wäre das für mich eine Lösung? Wer die Atemmaske nicht gut erträgt, dem kann ein Zungenschrittmacher helfen. Er stimuliert den Zungennerv, damit die Zunge nicht die Atemwege blockiert. Doch dafür ist eine vorgängige schlafmedizinische Untersuchung angezeigt.
5. Mai 2023
Lesezeit: 2 Minuten
Zehnder Jonas WebseiteBanner
Dr. med. Jonas Zehnder, Leitender Arzt, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohren- und Gesichtschirurgi, LUKS Wolhusen

Fast die Hälfte der Männer und knapp ein Drittel der Frauen zwischen 30 und 60 Jahren schnarchen. Genauer abklären oder behandeln lassen sollte man das Schnarchen vor allem bei Atempausen in der Nacht. Bei sogenannten Apnoen im Schlaf und einem Sauerstoffmangel im Körper ist Handeln angesagt. Bei der obstruktiven Schlafapnoe kommt es während des Schlafes zu einem Kollaps der oberen Atemwege. Dies führt zu längeren Atempausen und damit zu einem nicht erholsamen Schlaf. Die Folgen sind Müdigkeit und Schläfrigkeit am Tag. Bei der schweren Form steigt auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer nachts schnarcht und tagsüber extrem müde ist, sollte deshalb beim Hausarzt oder der Hausärztin abklären lassen, ob eine Schlafapnoe vorliegt.

Maskenbeatmung ist die aktuelle Standardtherapie

Die nächtliche Maskenbeatmung oder CPAP-Therapie, wie sie Ihnen empfohlen worden ist, kann die Atemwege während des Schlafs offenhalten. Sie ist derzeit die Standardtherapie bei Schlafapnoe. Allerdings kommen nicht alle Betroffenen mit dieser nächtlichen Maskenbeatmung zurecht. Wirkt die CPAP-Therapie bei Ihnen nicht ausreichend oder bereitet sie Ihnen Probleme, kann der von Ihnen angesprochene Zungenschrittmacher eine Alternative sein. 

Dieser Schrittmacher stimuliert während des Schlafs mit einer Elektrode gezielt den Zungennerv und verhindert so, dass die Zunge erschlafft und so die Atemwege blockiert. Dadurch können nächtliche Atemaussetzer und Schnarch-Geräusche deutlich reduziert werden. Die Stimulation ist so sanft, dass Betroffene davon nicht gestört werden und morgens erholt aufwachen. 

Wirksamkeit wurde in Studien mehrfach nachgewiesen

Das System besteht aus einem Atemsensor und einer Stimulationselektrode, die von einem kleinen Generator gesteuert wird. Die Wirksamkeit dieser Therapie wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Der Zungenschrittmacher wird in der Regel sehr gut vertragen. Fast alle Patientinnen und Patienten verwenden ihn erfahrungsgemäss während der gesamten Schlafenszeit.

Allerdings sind nicht alle Betroffenen für diese Therapie geeignet. Deshalb ist vorab eine schlafmedizinische Untersuchung in einem Behandlungszentrum notwendig. Verlaufen diese Untersuchungen positiv, kann eine Implantation geplant werden. Diese erfolgt während eines kurzen stationären Aufenthaltes von zirka drei Tagen. Das Implantat wird minimalinvasiv über zwei kleine Schnitte oberhalb der Brust und am Hals eingesetzt. Nach einer Einheilphase von vier Wochen kann das Gerät aktiviert werden. Der Patient, die Patientin kann nun den Zungenschrittmacher über eine Fernbedienung steuern. Nach drei Monaten erfolgt eine erste Kontrolle im Schlaflabor. Danach genügt eine jährliche Kontrolle beim HNO-Arzt.
 

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