Kreative Bewältigung: Patient schreibt Gedicht über Polyneuropathie

Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die das periphere Nervensystem betrifft und oft zu Empfindungsstörungen, Schmerzen und Muskelschwäche führt. Diese Symptome können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Kornelius Wyrsch hat einen besonderen Weg gefunden, um seine Erfahrungen mit dieser Krankheit zu verarbeiten: Er hat seine Gefühle und Gedanken in einem Gedicht festgehalten. Mit Kreativität und Ausdruckskraft beschreibt er, wie sich Polyneuropathie für ihn anfühlt und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Sein Gedicht ist nicht nur ein persönlicher Ausdruck, sondern auch eine Inspiration für andere, die mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen.
Hallo, mein Name ist periphere Neuropathie. Genauer gesagt: Small Fiber Neuropathie.
Ich bin eine unsichtbare Krankheit.
Ich greife deine Nerven an – überall in deinem Körper. Ich schädige sie. Und ich bereite dir quälende Schmerzen.
Du wirst mich in keinem Blutwert finden. Röntgenbilder? MRTs? Die erkennen mich nicht.
Es gibt nur einen einzigen Test, der meine Existenz beweist – und selbst der ist schwer zu bekommen. Die meisten Tests schliessen nur aus, was ich nicht bin.
Andere können mich nicht sehen. Nicht hören. Aber dein Körper spürt mich – immer.
Ich kann dich überall angreifen. Und das werde ich. Immer wieder.
Ich verursache Schmerzen, die dich innerlich zerreissen.
Ich raube dir den Schlaf. Oder ich zwinge dich, den ganzen Tag schlafen zu wollen.
Ich kann dich zittern lassen. Dir Kälte vorgaukeln, während andere schwitzen. Oder dich verbrennen lassen, wenn es draussen kühl ist.
Ich bleibe nicht an einem Ort. Ich wandere. Von deinem Bein in den Rücken. Von der Haut tief ins Innere. Ich quäle, wo ich will.
Ich mache dich ängstlich. Ich bringe dich zum Weinen, ohne Grund.
Ich schicke dich in dunkle Löcher aus Verzweiflung und Wut.
Du schreist, wenn niemand versteht warum. Du leidest, wenn niemand sieht wie. Ich geniesse dein Chaos.
Ich kann dich glauben lassen, jemand sticht dich mit Messern. Oder als würdest du unter Strom stehen. Ich kann stechen, schneiden, pochen, sägen, brennen.
Ich kann dir vorgaukeln, du hättest dich mit Benzin übergossen – und angezündet.
Oder als würdest du einen schlimmen Sonnenbrand spüren, obwohl du nie draussen warst.
Und während du dich fragst, ob du verrückt wirst – sitze ich in deinem Nervensystem … und lächle
Kornelius Wyrsch
Krankheitsbilder
