LUKS-Ärztin Judith Bering fiebert mit Para-Olympionikin Flurina Rigling mit

Auf der einen Seite die Ärztin, auf der anderen die Sportlerin. Doch wenn Dr. med. Judith Bering, Leitende Ärztin der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am LUKS, und Flurina Rigling, Para-Radfahrerin und mehrfache Welt- und Europameisterin, miteinander am Tisch sitzen, könnte es sich auch um beste Freundinnen handeln. Schnell wird klar: beide sprechen dieselbe Sprache und wissen, was es für den Erfolg braucht.
Flurina Rigling hat seit Geburt ein Handicap an beiden Händen und Füssen, ihr fehlen jeweils vier Strahlen. So ist an ihren Händen nur ein Finger vollständig ausgebildet. «Ich bin so aufgewachsen, das ist meine Normalität», sagt sie. Beim professionellen Velofahren schränkt das Handicap aber ein. «Meine Grifffähigkeit ist reduziert», erklärt die 28-Jährige. «Bei den Füssen ist das Problem, dass ich meine Wadenmuskulatur nicht einsetzen kann.» Ihre Kraft kann sie nur beim Runterdrücken des Pedals einsetzen und nicht während der ganzen Umdrehung.
Beratung rund um Ernährung oder weiblichen Zyklus
Kennengelernt haben sich Judith Bering und Flurina Rigling auf der Rennbahn. Judith Bering ist begeisterte Sportmedizinerin und betreut Athletinnen und Athleten in diversen Sportarten von Handball über Beachvolleyball bis zum Eishockey. Eine besondere Leidenschaft hat sie für den Radsport – und dank Rigling auch für den Para-Radsport. «Ihre Positivität und Kreativität inspirieren mich enorm», sagt Bering.
Doch wie arbeiten die Sportmedizinerin und die Para-Athletin überhaupt zusammen? «Flurina hat im Wesentlichen die gleichen Anliegen, Fragen und Bedürfnisse wie andere Athletinnen. Sie muss mit Krankheiten, Unfällen und Verletzungen umgehen und profitiert entsprechend von mir als medizinische Ansprechpartnerin, die sie jederzeit unkompliziert kontaktieren kann», sagt Judith Bering.

Klassische sportmedizinische Untersuchungen wie Laboranalysen, EKGs oder klinische Untersuchungen von Herz, Lunge, Bauch oder Bewegungsapparat helfen, Überlastungen oder Mangelzustände zu erkennen und frühzeitig zu behandeln. «Stets mit dem Ziel, dass die Athletinnen und Athleten ihre volle Leistungsfähigkeit entwickeln und erhalten können», erklärt die LUKS-Ärztin. Hinzu kommen regelmässige Beratungen im Bereich Ernährung oder speziell bei Frauen im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus und Hormonen.
Medaille winkt
Und doch öffnet Flurina Riglings Handicap auch Judith Bering ab und an die Augen. «Banale Dinge wie genügend zu trinken sind erschwert. Hier unterstützt zum Beispiel eine extra angefertigte Trinkflasche», so Bering. «Ich lerne in der Zusammenarbeit täglich neue Dinge und empfinde sie als grosse Bereicherung.» Sowieso seien Para-Athletinnen und -Athleten wahre Tüftler, wenn es ums Material und Spezialanfertigungen gehe. «Letztlich tun wir alles, um mit unseren individuellen Ausgangslagen Spitzenleistungen abrufen zu können», so Rigling.
Aktuell ist sie in den letzten Vorbereitungen für das grosse Ziel, die Paralympics in Paris vom 28. August bis 8. September 2024. Bering wird sie bei einem Teil ihrer Wettkämpfe begleiten. Als mehrfache Welt- und Europameisterin könnte man Flurina Riglings Zielsetzung erahnen. Doch von Edelmetall will sie partout nicht sprechen. «Ich will einfach meine Leistung abrufen. Was daraus wird, ist sekundär», sagt sie. Betreuerin, Fan und Ärztin Judith Bering ist zuversichtlicher: «Ich würde schon sehr viel auf Flurina wetten, wenn alles optimal verläuft.» Die Athletin ist mit der Aussage einverstanden. Die beiden Kolleginnen fangen an zu lachen.

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