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LUKS-Forschungstag: Wie Präzisionsmedizin die Behandlung personalisiert und verbessert

Im Mittelpunkt des sechsten LUKS-Forschungstags stand die Präzisionsonkologie. Unter anderem wurde aufgezeigt, wie mit einer noch präziseren Krebsdiagnostik die Behandlung optimiert werden kann. Dabei profitieren die Patientinnen und Patienten auch von der verstärkten Zusammenarbeit zwischen der LUKS Gruppe und der ETH Zürich im Bereich der medizinischen Forschung und Lehre.
6. Juni 2024
Lesezeit: 4 Minuten
6. Forschungstag
Die Referierenden des 6. Forschungstag am LUKS.

Welches Medikament oder welche Kombination von Medikamenten eignet sich am besten zur Behandlung einer spezifischen Krebserkrankung? Die Präzisionsonkologie, die im Zentrum des sechsten LUKS-Forschungstages Mitte Mai 2024 stand, will die Antwort auf diese Frage finden. Prof. Dr. Bernd Wollscheid, Professor für «Molecular Health» und Leiter des Instituts für Translationale Medizin an der ETH Zürich, stellte den sogenannten Tumor Profiler vor. Dies ist ein bedeutendes Kooperations-Projekt der ETH Zürich mit verschiedenen Partnern zur Erforschung der molekularen Eigenschaften von Krebsarten. Viele Entwicklungen in der onkologischen Diagnostik und Therapie dürften künftig auf solchen Ansätzen basieren.

Vorab lobte Wollscheid das LUKS, da mit dem Klinikinformationssystem LUKiS die Basis für strukturierte Datenbeschaffung bereits vorhanden ist. «Wenn keine strukturierten Daten vorhanden sind, können wir anschliessend nicht anständig damit arbeiten», so Wollscheid. Im Tumor Profiler werden alle wichtigen Informationen gesammelt, die klinische Entscheidungen beeinflussen und verbessern können.

Entscheidungshilfen für Tumorboard

In der Präzisionsonkologie geht es um die Identifizierung von Biomarken, die für bestimmte Tumorarten spezifisch sind. Neue molekulare Ansätze treiben die Präzision der Krebsdiagnostik laufend voran. Drei Krankheitsbilder haben Wollscheid und sein Team für ihre Analyse ausgewählt: Melanome, Leukämie und Eierstockkrebs. So wurden etwa klinische Proben von DNA, RNA, Proteinen, Metaboliten und Lipiden erfasst. «Insgesamt haben wir pro Patient 500 Gigabyte Daten gesammelt», so Wollscheid.

Cancer has no boarders

Prof. Dr. Bernd Wollscheid

In einer Art Prä-Tumorboard versuchte der Tumor Profiler zusätzliche Infos zu liefern, die dem eigentlichen Tumorboard als Entscheidungshilfe dienten. Obwohl in Wollscheids Forschung nicht der Heilungsversuch im Zentrum stand, sondern das Ermitteln von Möglichkeiten, war ein deutlicher Einfluss auf klinische Entscheide feststellbar. Dies deckt sich mit der historischen Entwicklung der Präzisionsonkologie. Denn inzwischen gibt es Dutzende von Medikamenten, die spezifisch für bestimmte Antigene oder Rezeptoren auf Krebszellen sind. 

«Wir haben eine Menge erreicht, aber der Weg ist auch noch weit», resümierte Wollscheid. Wie immer in der Forschung, hätten sich auch viele neue Fragen aufgetan. Im nächsten Schritt geht es darum, finanzielle Mittel zu generieren, um klinische Studien zu ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die internationale digitale Vernetzung. Diesbezüglich ist die Krebsforschung ein wichtiger Schrittmacher. «Cancer has no boarders», sagte Wollscheid plakativ. 

Forschung macht attraktiv für Talente

Im anschliessenden Podium geleitet von Dr. med. Anna Allemann, Leitende Ärztin Onkologie, und Prof. Dr. med. François Curtin, Leiter Zentrum Klinische Forschung, wurden die Möglichkeiten der Präzisionsonkologie besprochen. «Durch umfangreichere Analysen können wir uns ein besseres Bild der spezifischen Erkrankung unserer Patientinnen und Patienten machen», sagte Prof. Dr. med. Oliver Gautschi, Chefarzt Medizinische Onkologie. Das sei enorm wertvoll für die Ermittlung der richtigen Behandlung. «Als Ärztinnen und Ärzte sind wir darauf angewiesen, dass die Resultate solcher Analysen schnell vorliegen. Zeit ist ein kritischer Faktor», führte Gautschi aus.

PD Dr. med. Matthias Rössle, Leitender Arzt der Pathologie, und Dr. sc. ETH Silvia Daniela Jaramillo, Leitende Laborspezialistin Klinische Chemie, erläuterten ihre Rolle in der Analyse- und im Behandlungspfad. «Ich betrachte beispielsweise Schnittpräparate heute ganz anders als früher», sagte Rössle. Es gehe darum mehr Zusatzinformationen in die Diagnosestellung einfliessen zu lassen. «Gerade bei Patientinnen oder Patienten, bei denen die Behandlung nicht so gut anschlägt, könnten solche zusätzliche Erkenntnisse einen grossen Mehrwert bringen», so Rössle. 

Einig waren sich die Podiumsteilnehmenden über das grosse Potential in der Präzisionsonkologie sowie in der datengetriebenen Medizin generell. «Ich sehe dabei auch einen grossen Nutzen als Spital attraktiv für forschende Talente zu sein. Das Feld eignet sich ausgezeichnet, um sich in Doktorarbeiten und Habilitationen damit auseinanderzusetzen», sagte Oliver Gautschi. Gleichzeitig ist allen bewusst, dass die Kosten solcher Projekte immens sind. Zudem sind die Ressourcen knapp, der klinische Alltag ist zeit- und personalintensiv. 

Zusammenarbeit mit Leben füllen

Zu diesem Spannungsfeld äusserte sich auch Prof. Dr. med. Katrin Hoffmann, Chief Medical Officer (CMO) der LUKS Gruppe. Sie ist überzeugt, dass ein Wandel einsetzen wird, was für die klinische Versorgung notwendig ist. Heute verfüge das LUKS etwa über keine Bio-Informatik-Stellen, in Zukunft würden diese für die medizinische Tätigkeit unerlässlich. «Die LUKS Gruppe darf durchaus selbstbewusst auftreten», so Hoffmann. «Wir waren First Mover mit Epic und wir tun gut daran, das Wissen und die Expertise aus den Kliniken zu nutzen», sagte Hoffmann. 

Kürzlich hat die LUKS Gruppe mit der ETH Zürich ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, welche die Präzisionsonkologie als eine Forschungspriorität definiert (zum Beitrag). «Das sind super Voraussetzungen, nun geht es darum, diese Kooperation mit Leben zu füllen», so Hoffmann.

Externes Institut für Klinische Forschung gegründet

Prof. Dr. med. Reto Babst führte in seinem Referat neben dem Memorandum mit der ETH Zürich die weiteren Meilensteine aus, die in letzter Zeit erreicht wurden; wie die Gründung eines externen Instituts für Klinische Forschung der Universität Luzern am LUKS (Zentrum für Klinische Forschung, CCR). Dadurch soll es in Zukunft möglich werden an eidgenössische Forschungsgelder, etwa des Schweizerischen Nationalfonds oder der Innosuisse zu gelangen. 

Zum Abschluss der Veranstaltung gaben Ellinor Wyss, Marek Dolezal, Josia Schramm und Phasa Manarath spannende Einblicke in die Ergebnisse ihrer Master- und Doktorarbeiten. 

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