Muss ich meine Gebärmutter entfernen lassen?

PD Dr. med. Corina Christmann, Chefärztin und Co-Leitung Frauenklinik
Eine Senkung der Gebärmutter ist eine sehr häufige, leider wenig thematisierte Problematik. Betroffen sind vor allem Frauen wie Sie nach dem 60. Lebensjahr. Durch die anatomischen Verbindungen zwischen Gebärmutter und anderen Beckenorganen (Blase, Enddarm, Dünndarm) kommt es meist auch zu einem Vorfall der Blase oder einem gleichzeitigen Absenken der verschiedenen Beckenorgane. Betroffene berichten über individuell unterschiedliche Symptome wie ein Fremdkörpergefühl in der Scheide, eine Störung der Blasenentleerung und immer wieder kehrende Blasenentzündungen, eine neu aufgetretene Reizblase oder einen schmerzhaften Stuhlgang. Auch Einschränkungen der Sexualfunktion treten nicht selten auf.
Als erster Schritt empfiehlt sich eine Salbe
Eine Therapie der Gebärmuttersenkung sollte mit jeder Frau individuell diskutiert werden, die sich gestört fühlt, oder wenn ihre Lebensqualität abnimmt oder die Funktionen der Beckenbodenorgane beeinträchtigt sind. Andere Senkungszustände müssen nicht behandelt werden, es sei denn bei einem Nierenstau aufgrund der unvollständigen Blasenentleerung. Als ersten Schritt bei leichten Symptomen empfiehlt sich generell die Verwendung einer östrogen-haltigen Scheiden-Creme zur Verbesserung des Scheidengewebes und eine Beckenbodenphysiotherapie.
Sollte dies nicht den gewünschten Erfolg bringen, können verschiedene Pessar-Systeme tagsüber in die Scheide eingesetzt werden. Diese sollten zusammen mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt beziehungsweise in einem Beckenbodenzentrum individuell angepasst werden. Sie stützen die Organe mit dem Ziel, das Fremdkörpergefühl in der Scheide zu minimieren, und können zu einer besseren Entleerung von Blase und Darm führen.
Alter und Aktivität sind wichtige Faktoren
Andernfalls kommen diverse Beckenboden-Operationen zum Zuge. Dabei gilt es genau zu untersuchen, welche Organe sich senken und welche Funktionsstörungen (Blase, Darm, Sexualität) damit einher gehen. Wichtige Faktoren bei der Beratung sind das Alter der betroffenen Frau sowie ihre Sexualität und wie aktiv sie das alltägliche Leben gestaltet. Die Senkungszustände können von der Scheide her oder mittels Schlüssellochtechnik chirurgisch angegangen werden, um die Organe wieder an ihren Ort zu bringen. Eine Entfernung der Gebärmutter ist nicht immer zwingend und bringt allein nicht den gewünschten Effekt. Ohne zusätzliche Aufhängung des Scheidenendes wird sich die Scheide/der Scheidenstumpf senken. Für einen solchen Entscheid empfehle ich eine ausführliche Standortbestimmung, die auch die Erwartungen der Betroffenen an die Therapie definieren hilft.
Zusammenfassend rate ich in Ihrem Fall, sich bei Beschwerden wieder bei Ihrer Frauenärztin zu melden. Eine Gebärmutterentfernung allein wird wahrscheinlich nicht zufriedenstellend sein. In einem Beckenbodenzentrum wie bei uns an der Frauenklinik erhalten Betroffene wie Sie jederzeit die geeignete Beratung.
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